29. März 2024


           
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Onslaught Interview

Allzu viel Einleitung brauchen Onslaught wahrlich nicht. Eine Band, die, wenn sie mal ein Album in der Röhre hatten, immer hoch gelobt wurde und als Speerspitze des britischen Thrash Metals inthronisiert war. Selbst eine schier endlose Schaffenspause konnte die Kreativität der Briten nicht stoppen und so ist es kaum verwunderlich, dass die Jungs im 28. Jahr ihres Bestehens mit „Sounds of violence“ das mit Abstand stärkste Album veröffentlich haben, welches schon jetzt zu einer der herausragendsten Veröffentlichungen des Jahres 2011 zählt. Ich hatte das Vergnügen, mit einem bestens aufgelegten Nige Rockett zu sprechen, der sichtlich zufrieden mit sich, seiner Musik und dem Leben im Allgemeinen zu sein schien.

Meine allerherzlichsten Glückwünsche für Euer neues Album, welches in meinen Augen ein Quantensprung Eurer Karriere darstellt. Die Frage muss einfach gestattet sein: Muss man Euch nun das Lächeln aus dem Gesicht meißeln? Ihr müsstet ja vor Stolz platzen…

 

Hehe…jau, kann man so stehen lassen. Ich danke auf jeden Fall für das Kompliment und kann Dir versichern, dass wir alle in der Band der Ansicht sind, dass beste Onslaught Album aller Zeiten aufgenommen zu haben. Wir wussten vorher genau, wie die Scheibe zu klingen hat und haben eine Menge Zeit an den Arrangements investiert, um das Endergebnis so perfekt wie möglich klingen zu lassen. Es fühlt sich jedenfalls absolut großartig an zu sehen, wie unsere Vision Wirklichkeit geworden ist. Die Zeit, die Arbeit und das Warten haben sich definitiv gelohnt.

 

Für Euren brutalen und brachialen Sound habt Ihr Jacob Hansen ins Boot geholt, der ja für Oldschool Thrash-Fans nun nicht gerade die erste Wahl wäre, doch scheinbar hat er Euch gut zu packen gekriegt. Wie fiel denn die Wahl auf ihn?

 

Wir hatten vor, für das neue Album einen neuen Produzenten zu rekrutieren und unser Label AFM Records schlug uns Jacob vor, mit dem sie in  der Vergangenheit bereits öfter gut und erfolgreich zusammengearbeitet hatten. Nachdem wir seine früheren Arbeiten ausgecheckt hatten und diese als extrem cool befanden, stand die Wahl fest. Sein Sound ist sehr lebendig, heavy und so saufett…das war wirklich exakt das, wonach wir gesucht hatten. Als sich dann Jacob in einem persönlichen Gespräch auch noch als beinharter Onslaught Fan outete, hatte er mit uns ein leichtes Spiel (grinst). Er hat jedenfalls mit Leib und Seele am Album gearbeitet und hat somit die hervorragende Empfehlung unserer Company gerechtfertigt.

 

Was ich total bestätigen kann. Mich hat der Sound jedenfalls beim ersten Hören völlig weggeblasen…

 

Ha, uns auch! Wir haben vor Beginn der Produktion lange mit Jacob gesprochen und haben ihm genau erklärt, wie wir uns den Sound des Albums vorstellen. Beim Mischen habe ich sehr eng mit ihm zusammengearbeitet und konnte da bereits feststellen, wie fett „Sounds of violence“ werden würde. Dennoch bin ich immer noch total erstaunt und begeistert vom fertigen und großartigen Endprodukt. Jacob hat fantastische Arbeit abgeliefert und hat unsere Visionen zu einer brutale Realität werden lassen. Er wurde während der Aufnahmen zu einem Teil des Onslaught Teams, so eng arbeiteten wir zusammen.

 

Dennoch klingt Euer Sound im Vergleich zu anderen Thrash Bands immer noch ziemlich erdig, dreckig und ziemlich angepisst...

 

Weil ich einfach voller Hass und Wut bin, hahaha. Es ist nicht schwierig, mich so richtig anzupissen, da um mich herum und in der gesamten Welt einfach soviel Scheiße passiert…This world is a very fucked up place…Diese Situation gibt uns genug Munition, um das Onslaught Feuer immer schön am lodern zu lassen.

 

 

Ist dir in diesem Zusammenhang der in der Presse so oft zitierte Punk Einfluss wichtig?

 

Absolut, denn dieser ist ein entscheidender Teil unserer Haltung und gibt der Band eine gewisse Rohheit, Energie und Aggression, die nicht einfach kopiert werden kann, sondern aufgrund unserer Attitüde zum Vorschein kommt. Hör dir mal den Titelsong oder „Hatebox“ an, dann weißt Du, was ich meine. Da sind wirklich reichlich Oldschool Hardcore/Punk Elemente drin enthalten.

 

Nach „Let there be rock“ von AC/DC habt ihr Euch diesmal an dem Motörhead Klassiker „Bomber“ „vergriffen“. Wie kam denn die Zusammenarbeit mit Sodoms Angelripper und Motörhead Klampfer Phil Campbell zustande? Und vor allem würde mich interessieren, was Master Lemmy von Eurer Version hält…

 

Phil kennen wir bereits seit unserer gemeinsamen „Orgasmatron“-Tour 1987 und schon damals wie heute ist er ein verdammt cooler Typ. Er war jedenfalls sehr angetan von der Idee, bei unserer Version dieses Songs mitzuzocken und hat durch sein fantastisches Gitarrenspiel entscheidend zum Endergebnis beigetragen. Wie oft wir auch das Riff spielten, wir haben den Sound einfach nicht hinbekommen, so wie Phil es dann schaffte. Im Endeffekt hatten wir dann die perfekte Mischung für Motör’slaught, hahaha. Die Zusammenarbeit mit Tom war ebenfalls ein Produkt unseres „Freunde-Netzwerkes“ und war relativ leicht zu bewerkstelligen da wir wussten, dass die Sodom Jungs zum gleichen Zeitpunkt ebenfalls an ihrer neuen Scheibe arbeiteten und da dachte ich einfach, wie cool es wäre wenn Tom seine Stimme zusammen mit Sy teilen würde. Er jedenfalls war von der Idee begeistert und so sandte ich ihm die Backing Tracks und er hatte nichts Besseres zu tun, als den gesamten Song einzunageln, hahaha. Ich liebe das Zusammenspiel zwischen seiner und Sy’s Stimme, das passt einfach perfekt. Tja…und was Lemmy betrifft: Bislang hat er sich noch nicht dazu geäußert doch ich denke, er wird uns seine ehrliche Meinung mitteilen, wenn wir ihn das nächste Mal zu Gesicht bekommen, hahaha.

 

Nige, kommentiere doch für mich und unsere Leser mal kurz meine Favoriten auf dem Album, beginnend mit „Born for war

 

Das war der erste Song, den Andy und ich zusammen für das neue Album geschrieben habe und der quasi als Meßlatte für alles Weitere herhalten musste. Als wir dieses Stück schrieben, stellten wir für unsere Verhältnisse einen Rekord im Songwriting auf, hahaha. Textlich handelt er von Kindersoldaten, die bereits im Alter von fünf Jahren darauf vorbereitet werden, zu töten.

 

„Rest in pieces“

 

Definitiv eines der aggressivsten Stücke auf dem Album und einer der letzten Songs, den wir geschrieben haben. Ich liebe den Chorus, auf dem Sy seinen ganzen Zorn rausbrüllt. Klasse! Textlich geht es um einen der brutalsten und skrupellosesten Massenmörder der Geschichte. Ein sehr düsterer Song.

 

„Code black“

 

Der härteste Song, den wir je geschrieben haben und in meinen Augen der beste Song des Albums. Man könnte sagen, dass dieser Song nicht nur die moderne Ausrichtung Onslaughts repräsentiert, sondern auch einen ganzen Haufen oldschool shit beinhaltet. Diese Mischung funktioniert hier hervorragend. Textlich geht es um den Aufstieg einer berühmten Supermacht und deren daraus resultierenden Berühmtheit.

 

Auf jeden Fall hast Du exakt die Songs herausgesucht, die ich selber als Highlights des Albums betrachte. Sehr gut, hahaha.

 

 

Fünf Alben in 26 Jahren, nicht gerade ein Ausbund an Effektivität, was Veröffentlichungen anbelangt und das obwohl Ihr immer an vorderster Front der britischen Thrash Bewegung ward und seid. Außerdem hatte Ihr mit „In search of sanity“ ein richtiges Hitalbum am Start. Was ist da nur schief gelaufen?

 

Stimmt, wir waren wirklich keine der produktivsten Bands aller Zeiten, doch uns ging Qualität immer vor Quantität. Gute Ausrede, oder? Hahaha Aber es hätte wirklich weitaus mehr von uns kommen können. Wir waren echt gut drauf, doch „In search of sanity“ hat uns in vielerlei Hinsicht damals das Genick gebrochen, obwohl es sich mehr als gut verkauft hat. Doch wir haben es zugelassen, dass wir nicht mehr unseren eigenen Weg gegangen sind, haben uns beeinflussen lassen und haben nicht auf dem aufgebaut, was uns ausmachte und stark gemacht hat. Es fing ja schon mit dem Polygram Deal an. Versteh mich nicht falsch, wir waren bei einem Majorlabel, die Promotion und die Unterstützung an sich war hervorragend, doch die Firma wollte die absolute Kontrolle über uns, unseren Sound maßgeblich beeinflussen und unser Erscheinungsbild auf deren Vorstellungen hin verändern. Es war ein Alptraum und der Anfang vom Ende für Onslaught. Nach diesem Album verließen wir auch wieder Polygram, weil wir nicht die anvisierten 2 Millionen Exemplare an den Mann gebracht hatten und saßen sprichwörtlich auf unseren Ärschen. Wir waren echt angeschissen und haben dennoch ein weiteres Jahr drangehangen bis wir merkten, dass es so nicht weitergehen könnte. Wir haben viele unerledigte Dinge zurück gelassen, doch es ging einfach nicht mehr so weiter.

 

Irgendwo auch verständlich, denn für viele Fans war der Schritt von „Power from hell“ und „The force“ hin zum recht kommerziell ausgerichteten „In search of sanity“ sehr schwer bis gar nicht nachvollziehbar…

 

Was ich absolut verstehen kann, da ich auf die gleiche Art fühle. „In search of sanity“ steht gänzlich für sich alleine und hatte mit den vorangegangenen Alben nur den Bandnamen gemeinsam. Die Demos für das Album klangen dreckig, rau, ungehobelt und waren dennoch eine logische Weiterentwicklung von „The force“, mit dem wir außerordentlich zufrieden waren. Doch durch unseren neuen Sänger, einen amerikanisierten Produzenten und das Glattpolieren der ursprünglichen Fassungen, verloren die Songs gänzlich ihre Aggression. Die Songs an sich waren in exakt dem gleichen Arrangement wie in ihrer ursprünglichen Form, doch die neuen Zutaten haben die Suppe ungenießbar werden lassen.

 

Aufgrund all dieser Aussagen kann ich mir kaum vorstellen, dass Du noch Kontakt zu Steve Grimmet hast, der ja dieses Album einsang…

 

Doch, und wie! Wir hatten immer Kontakt miteinander, denn menschlich war ja alles prima. Er wohnt gar nicht weit von mir entfernt und ich hoffe, wir werden bald mal wieder gut zusammen essen gehen und ein paar Bierchen verhaften. Steve ist ein toller Kerl und ein klasse Sänger, aber er war halt nicht der Richtige für Onslaught. Wir haben uns absolut im Guten getrennt und sind unsere Wege gegangen. Es gab nie böses Blut oder schmutzige Wäsche zwischen uns.

 

Was in der heutigen Musikszene ja relativ selten ist und erneut beweist, was Onslaught für eine außergewöhnliche Band sind. Trotz des Splits glaube ich mich zu erinnern, dass Ihr an einem Album namens „When reason sleeps“ gearbeitet habt. Was ist denn daraus geworden?

 

Wow, sehr gut informiert der Mann. Das ist richtig. Wir hatten an diesen Songs während unserer letzten Tour vor dem Split gearbeitet und diese auch live gespielt, doch dann brach ja die Scheiße über uns herein und wir trennten uns. Als wir uns wieder trafen, wollten wir einen kompletten Neustart mit frischen Songs und Ideen, denn es begann einfach ein neuer Abschnitt für uns als Band. Wir haben nichts, noch nicht einmal Fragmente oder Ideen dieses „imaginären“ Albums verwendet und uns 2006 komplett neu positioniert. So schade es ist, dass „When reason sleeps“ nie das Licht der Welt erblicken wird, doch wir sind momentan in einer tollen Phase und unglaublich happy mit dem, was wir tun.

 

Und dann dieses Jahr auch noch einen Slot in Wacken…

 

…auf den wir uns tierisch freuen. Das wird ein großer Tag für Onslaught und wir hoffen, da richtig angreifen zu können. Das wird eine Show, an die man sich noch Jahre später erinnern wird.

 

…auf die dann hoffentlich bald eine größere Tour folgen wird.

 

Wir werden auf jeden Fall eine ganze Menge touren in diesem Jahr. Am 31. März starten wir den ersten Teil unserer Tour bis Ende April, dann kommt die Festival Saison und danach werden wir mit Sicherheit noch mal wiederkommen. Es wird ein ereignisreiches Jahr für uns.

 

Was ist das eigentlich für ein Gefühl, nach 28 Jahren immer noch zusammen mit Deinen Kumpels Steve Grice und Sy Keeler Mucke zu machen? Das muss doch ein echter Traum sein?

 

Hättest Du mir vor 28 Jahren gesagt, dass wir anno 2011 noch quicklebendig sein und zusammen Musik machen würden, hätte ich dich gnadenlos ausgelacht. Es ist wirklich unglaublich vor allem wenn man sieht, wie die Dinge momentan laufen. Wir haben der Metalwelt in den nächsten Jahren noch viel zu geben und sind einfach glückliche Menschen. Vor allem wenn wir Interviews machen und mit Fans sprechen ist es schön, uns für deren Loyalität und Unterstützung in den Jahren zu danken. Es ist großartig!!!

by olaf

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