20. April 2024


           
Rock Hard Festival 2016

 

 

 
         
 

Bericht

Am: 13.05 - 15.05.2016
Anlass: Rock Hard Festival im Amphitheater (Gelsenkirchen / NRW)
Autoren: Roland [rw], Tino [ts] & Torsti [tr]

Samstag, 14. Mai 2016

Am nächsten Morgen bereue ich sehr schnell, dass die vergangene Nacht doch etwas ausartete. Nützt ja nichts. Also, ab vor die Bühne, denn der deutsche Thrash Metal geht in die nächste Runde. Accu§er aus Siegen stehen als erstes an diesen Tag auf der Bühne. So richtig will der groovige Thrash heute morgen bei mir noch nicht zünden, liegt aber mehr an meinem körperlichen Zustand, als an der Band.

Auch der Sauerländer Vierer kann auf 30 Jahre Bandaktivität zurück blicken, allerdings auch mit längeren Pausen. Trotzdem sind Songs wie „Who dominates who?“, „Symbol of hate“ oder „Sadistic terror“ auch heute noch live absolute Kracher. Ebenfalls wird der aktuelle Output The forlorn divine live promotet. Solide Auftritt und das erste Bier schmeckt jetzt auch schon wieder.

Langsam bin ich auch wieder aufnahmefähig, was super ist, denn jetzt steht eine meiner momentanen Lieblingsbands auf dem Plan: Sorcerer aus Schweden, die sich dem epischen Doom Metal verschrieben haben und damit momentan sehr erfolgreich sind. Die Band existiert bereits seit 1988, haben aber zur damaligen Zeit keinen Erfolg. Dies änderte sich erst im vergangenen Jahr, also Siebenundzwanzig(!) Jahre nach Bandgründung. Mit dem 2015er Album In the shadow of the inverted cross machte man endlich auf sich aufmerksam. Die Setlist ist ein Querschnitt durch alle Schaffensphasen der Band. Grandiose Show, die einen in andere Sphären transportiert und das mit soviel Power- Wahnsinn.

Bandtechnisch bleiben wir im Lande der Elche und Selbstbau-Möbel. Tribulation haben mit ihrem progressiven Death / Black Metal großen Erfolg und sich eine treue Fangemeinde erspielt. Leider kann ich dieser Band bis heute nicht viel abgewinnen. Mann muss ja auch nicht alles mögen. Die Jungs geben gut Gas und das Publikum ist begeistert. Eine düstere Atmosphere, passend zur Musik, Nachmittags um halb Drei zu erzeugen, ist nicht wirklich einfach. Dennoch gelingt es dem Quartett recht gut und Tribulation werden zurecht vom Publikum gefeiert. Für mich Zeit, mich um mein leibliches Wohl zu kümmern, damit ich für die nächste Band vorbereitet bin.

Tribulation auf dem RockHard Festival 2016
Tribulation

Die Skandinavienphase hält an. Grand Magus haben gerade mit Sword songs ihr mittlerweile Achtes Studioalbum veröffentlicht und strotzen beim Betreten der Bühne vor Power. Vom aktuellen Longplayer gibt es aber nur den Promosong „Varangian“, dessen Video schon seit einigen Wochen im Internet kursiert. Schade, den die Scheibe hält einige starke Songs parat. So dominieren ältere Klassiker die Setlist des Trios. Bei Songs wie „Sword of the ocean“, „Steel versus steel“, „Triumph and power“ oder „Iron will“ geht vor der Bühne ordentlich die Post ab. Die Jungs haben sichtlich Spaß an ihrem Auftritt und dieses Feeling spring natürlich auch auf die Headbanger über. Beim Rausschmeißer „Hammer of the north“ wird dann nochmal alles gegeben- Super Gig und jeder Fan fiebert wohl hier nach der kommenden Tour entgegen. [ts]

Zum Bergfest des diesjährigen Rock Hard Festivals (es spielt die 11te von 22 Bands) gibt es eine nochmals gesteigerte Abwechslung zum ohnehin schon bunt gemischten Billing. Denn die folgenden 45 Minuten gehören den Britischen Punk-Urgesteinen The Exploited. Obwohl Wattie Buchan nicht wirklich fit aussieht und mittlerweile eine stattliche Trommel sein eigen nennt, holzt sich die Truppe gut gelaunt durch die längste Setlist des gesamten Festivals! Dementsprechend gibt es kurz und knackig auf die Zwölf, wobei sich alte Gassenhauer der Marke "UK82", "I believe in anarchy" und "Troops of tomorrow" mit Songs der jüngsten Schaffensphase der Band wie "Chaos is my life" oder "Beat the bastards" gut die Waage halten. Besonders Basser Irish Rob strahlt wie ein Honigkuchenpferd und lässt beständig die Rastas kreisen, während Wattie sich immer wieder durch leichte Schläge mit dem Mikro an den Hinterkopf selbst pusht. Von den Ansagen und den meisten Texten versteht man zwar bei Watties dahingerotztem Genuschel kaum ein Wort, aber das tut der Stimmung kaum einen Abbruch, wie der recht kleine aber beständige Pit vor der Bühne zeigt. Zu "USA" hat Destructions Schmier noch die Ehre als Gast die Bühne zu betreten, bevor diese beim letzten Song von den Fans geentert werden darf. Bestimmt nicht jedermanns Sache, aber in jedem Fall sehenswert!

Absolut sehens- und auch hörenswert sind auch die anschließend auftretenden Kadavar, auch wenn der Unterschied in Bezug auf die Musik, die Optik und die bisherige Lebensdauer der Band kaum größer sein könnte. Die drei bärtigen Jungs aus Berlin, deren Debütscheibe gerade einmal fünf Jährchen auf dem Buckel hat, zelebrieren ihren Mischmasch aus Stoner-, Doom- und Retrorock, der seine Roots in den Siebzigern hat, mit eingängig groovenden Songs. Wobei die Songs keinesfalls zu simpel gestrickt sind, sondern auch immer wieder durchaus weniger gradlinige Parts aufweisen, die für Abwechslung sorgen. Die tight aus der PA pustenden Songs werden von Drummer Christoph "Tiger" Bartelt, der mit seinem Kit wie gewohnt sehr weit im Bühnenvordergrund postiert ist, gnadenlos angetrieben. Dabei beständig Bart und Matte schwingend, erinnert er mich ein ums andere Mal an das Tier der Muppetshow und macht ihn nicht nur zum klaren Aktivposten der Band, sondern ohne Zweifel auch zum meist fotografierten Drummer des Festivalwochenendes , auch wenn sein gewagtes Leibchen sicher hart an der Geschmacksgrenze liegt. Der Gig startet mit "Lord of the sky", dem Opener der aktuellen Scheibe, der (allein aufgelockert durch das grandiose "Doomsday machine") die komplette erste Hälfte des Gigs gewidmet wird. Erst im zweiten Teil kommt mit Songs wie "Black sun" oder "All our thoughts" auch Material des Debüts zum Zuge, bevor der Gig mit dem Hit der zweiten Scheibe "Come back life" seinen Schlusspunkt erreicht. Starker Auftritt, der die Vorfreude auf die gemeinsame Tour mit den Blues Pills bei mir noch einmal steigert.

Kadavar auf dem RockHard Festival 2016
Kadavar

Und dann ist es soweit. Metal Church mit Mike Howe betreten die Bühne, und ich glaube fast jeder im Amphitheater ist extrem gespannt darauf was nun folgen wird. Bestimmt nicht wenige sind im ersten Augenblick noch skeptisch was der kurzhaarige Mann, der nach über 20 (!) Jahren mit einer schlichten Jeans und dünnen Lederjacke bekleidet auf die Bühne zurückkehrt, zu leisten im Stande sein wird. Doch bereits nach den ersten gesungenen Zeilen des Openers "Fake healer" kann man sich entspannen um im Laufe des Gigs immer breiter zu grinsen und schließlich völlig aus dem Häuschen zu geraten. Welch grandios dreckige Metalröhre! Wenn man sich nicht so über diese Rückkehr freuen würde könnte man es dem Kerl echt übel nehmen, dass er sich die letzten 2 Dekaden aus der Metalwelt heraus gehalten hat. Das nunmehr seit Ende der 2000er Jahre stabile Lineup um Bandgründer Kurt Vanderhoof mit Rick Van Zandt, Steve Unger und Jeff Plate läßt ebenfalls nichts anbrennen und feuert mit "In mourning" und "Start the fire" direkt noch zwei weitere Klassiker unters Volk. Bei letzterem zeigt Mike Howe schon das er auch problemlos in der Lage ist Material, das nicht aus seiner Ära bei Metal Church stammt, grandios zu präsentieren. Was er im Übrigen zu späterem Zeitpunkt auch mit "Beyond the black" und vor allem mit "Watch the children pray" (Gänsehaut!) beweist. Im Anschluss folgt mit "Reset" aber zunächst der Erste von insgesamt drei Songs des aktuellen Longplayers "XI", die ebenfalls alle eine gute Figur machen. Gut die Hälfte des Materials stammt aber natürlich von den drei zwischen '88 und '94 von Mr. Howe eingesungenen Klassikern. Das nasskalte Wetter spielt mit einem Schlag keine Rolle mehr, und wenn schon die Sonne nicht strahlen will so tun es umso mehr die anwesenden Fans. Einziger Wermutstropfen aus meiner Sicht ist das mit nur mit "No friend of mine" bedachte Hammerwerk "Hanging in the balance". Aber man kann ja nicht alles haben. Sicher nicht nur in meinen Augen und Ohren der eigentliche Headliner des Tages!

Den Abschluss des Samstags bildet schließlich der bunte norwegische Chaotenhaufen Turbonegro. Mit einer durch seitliche Banner als Straßenschlucht aufgemachten Bühne inklusive einer schönen Skyline als Backdrop macht die Stage schon mal was her. Erstmals hatte die Bande 2012 im Amphitheater mit einem Sack voll Partyhymnen ganz ordentlich abgeräumt. Und auch an diesem Abend ist die Stimmung ganz prächtig, obwohl sich die Reihen im Laufe des Gigs etwas zu leeren scheinen. Dies ist wohl zum einen der Kälte des Abends wie auch dem vorangegangenen Gig von Metal Church geschuldet, aber auch die Band wirkt auf mich nicht zu 100 Prozent motiviert. Nichts desto trotz lassen es sich die Anwesenden nicht nehmen, zu bewährten Hits und auch neuem Material ordentlich zu feiern.

Turbonegro auf dem RockHard Festival 2016
Turbonegro

Als Einstieg gibt es einen der ganz neuen Songs "Hot for Nietsche" bevor es mit "You give me worms", "All my friends are dead" und "Are you ready (for some darkness)" in der Historie immer weiter zurück geht. Danach gibt es eine bunte Mischung aus Hits der Alben Apocalypse Dudes, Scandinavian leather und Party animals ("City of satan", "Sell your body", "Get it on", "Fuck the world"…), die durch einige Songs neueren Datums ("Dude without a face", "I wanna come") aufgelockert wird. Klasse dass sich die Setlist somit im Vergleich zum Auftritt vor vier Jahren doch recht stak unterscheidet. Dass Turbonegro seine Jugend aber auch in diesem Jahr wieder mit einer "Erection" in die Nacht entlässt ist natürlich völlig klar, und anders will es auch wohl keiner haben. Cool, aber nicht überragend. [rw]

 

 

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