29. März 2024


           
Summer Breeze 2010

 

 

 
         
 

Bericht

Am: 19.08. - 21.08.2010
Anlass: Summer Breeze in Dinkelsbühl (Bayern)
Autoren:
Jan Schaumkessel [js] & Torsten Langhammer [tl]

Freitag, 20.08.2010

Nachdem wir die zweite Nacht auch super überstanden haben, wurde zu früher Stunde der Grill entfacht. Es wurde Zeit für die ersten Säugetierreste. Ein Blick auf die Running Order verriet uns, das der Tag heute erst gegen 16 Uhr musikalisch mit Ensiferum auf der Mainstage beginnt. Also genug Zeit für anderen Blödsinn.

Nach einem ausführlichen Grillfrühstück ging es dann wieder Richtung Dinkelsbühl in die Stadt...herrlich und einfach total entspannend. Nach einem tollen Spaziergang durch die Altstadt sind wir dann noch in den Supermarkt, um uns mit Kaltem einzudecken...juchu.

15.30 ging es dann zum Gelände. Ensiferum waren unsere erste Band des Tages. Hilfe war das schon voll vor der Bühne!! 60 Minuten Triumphzug der Finnen mit Gassenhauern wie ''Ahti'', ''The Wanderer'' oder ''Iron''! Geil gemacht und die Band hatte die Massen spielend um den kleinen Finger gewickelt. Daumen hoch!

Eigentlich ist es viel zu sommerlich für einen Auftritt der britischen Melancho-Rocker Anathema. Ich fand den Auftritt relativ langweilig, aber okay, der Stil der Briten hat sich über die Jahre wirklich stark verändert. Den vielumjubelten Schlusspunkt setzt der Song, den Anathema wohl bis in alle Ewigkeit bei jedem Konzert spielen müssen: „Fragile Dreams“ – wobei der Song zu den Klassikern der Bandgeschichte zählt..

Das Kontrastprogramm dazu könnte kaum größer sein, als mit den US-amerikanischen Death Metal-Großmeistern Cannibal Corpse. In gerade mal einer Stunde hämmert die Band dem Publikum auf der Main Stage 15 Songs um die Ohren und demonstriert eindrucksvoll, wie man ultratight und gleichzeitig megabrutal ein Riffmassaker nach dem nächsten abfeuert. Der stiernackige Grunzer George „Corpsegrinder“ Fisher amüsiert mit seinen Ansagen, fordert das Publikum auf, so schnell den Nacken wie er kreisen zu lassen – oder es zumindest zu versuchen, bittet die Zuschauer mit der Ansage zu „Make Them Suffer“, auch den Nebenmann in den Pit einzubeziehen und widmet „Priests Of Sodom“ allen Schlampen im Publikum. Das zu einem großen Teil männliche Publikum arrangiert selbständig eine Wall Of Death, zirkuliert in größeren und kleineren Pits und fordert lautstark den Hit „Hammer Smashed Face“, der zum Ende des Sets auch zum Einsatz kam und bei dem der Wasserschlauch der Security für Abkühlung im Moshpit sorgt. Das war ein großartiger musikalischer Tritt in die Fresse. Ab gehts zum Zeltplatz für ein Abendbrot und dann fit für Hypocrisy zu sein. Auf die Band war ich schon heiß ohne Ende!!

Während der deutsche Spießbürger sich Freitags abend um 20.15 Uhr mit TV-Trash berieseln lässt, setzt es für die Zuschauer eine Tracht Prügel die sich gewaschen hat. Mit Hypocrisy steht nämlich eine der besten Death Metals Bands überhaupt auf der Main Stage und sorgt für eines der großen Highlights auf dem diesjährigen Summer Breeze. Peter "Augenring" Tägtgren wirkt relativ frisch, als er zu den eröffnenden Klängen des mächtigen "Fractured Millenium" auf die Bühne stapft und mit seinen Sidekicks sofort Vollgas gibt. Optisches Brimborium brauchen die Schweden nicht, stattdessen peitschen sie mit einem Rundumschlag durch die eigene Diskografie die große Menge vor der Bühne an. Mit "Weed Out The Weak" und "Eraser" folgen zwei Stücke neueren Datums, bevor es mit dem Medley aus "Pleasure Of Molestation", "Osculum Obscenum" und "Penetralia" ganz weit in die Vergangenheit geht. Das Publikum ist allerbester Laune und feiert die tight gezockten Death Metal-Hymnen nach aller Kunst ab. Tägtgren unterhält zwischen den Songs mit witzigen Ansagen und wirkt mit seiner bodenständigen Art überaus sympathisch, während er in den Songs ebenso wie Bassist Mikael Hedlund und Tour-Gitarrist Tomas 'Elof' Elofsson fleißig die Matte kreisen lässt. Ein weiteres Medley aus "Apocalypse" und "The Fourth Dimension" sowie das epische "A Coming Race" werden auf dem Weg zum grandiosen Finale gespielt, das mit dem derben "Killing Art" eingeleitet wird. Das grandiose "Fire In The Sky" und "Warpath" beenden den tollen Auftritt zunächst, doch ohne Zugabe darf der Peter heute nicht ins Bett (bzw. an den Tresen) und so ertönt das Gänsehaut-verursachende Gitarrenintro des Über-Death Metal-Songs "Roswell 47", der diesen Triumphzug würdig beschließt. Grandios! Erneute Höchstpunktzahl…

Gorgoroth aus Norwegen wurden als Zwischenmahlzeit serviert. Als kleiner Snack zwischen Hypocrisy und Watain. Nachdem die Band schon beim Ragnarök Festival eine gute Figur abgegeben haben, war hier von einem tollen Black Metal Gig die Rede. Ansonsten bin ich kein großer Fan der Band, aber die Show war schon sehr geil, die hier Sänger Pest und seine Mannen abgeliefert haben. Lediglich Frank Watkins am Bass (ex-Obituary) machte im Black Metal Outfit eine seltsame und merkwürdige Figur.

Während auf der Hauptbühne die Thüringer Heaven shall burn einen tollen Headliner-Gig auf die Bretter legen, verdunkelt sich die Atmosphäre im Zelt mit der Party Stage. Für mich die ätzendste Überschneidung des Festivals, aber ich entschied mich für Watain!!

Mal schauen wie die Band sich eine Woche nach ihrem opulenten Headlinergig beim Party San Festival präsentieren!? Das fängt schon mit der Bühnendekoration an: neben den Drums rechts und links Bandlogos, die während des gesamten Auftritts brennen, vorne zwei umgedrehte Kreuze, aus denen ebenfalls eine Flamme züngelt und vier Banner mit Bandmotiven zieren die Bühne. Und auch die Band fährt in Sachen Outfit schwere Geschütze auf, Corpsepaint und Blutüberguss, Spikes und Nieten – so wünscht der geneigte Schwarzmetaller sich das. Dazu passt auch die Lichtshow, die meist von hinten kommt, so dass die Musiker mehr als schwarze Schatten wahrzunehmen sind. Nach dem Intro legt man mit „Malfeitor“ imposant los und mit „Sworn To The Dark“ nicht weniger heftig nach. Sänger Erik stellt sich immer wieder dramatisch in Pose, was ab und an allerdings leicht übertrieben wirkt. Seine Keifvocals sitzen aber perfekt und in der Gesamtbetrachtung gibt er durchaus einen charismatischen Frontmann ab. Mit dem Übersong „Reaping Death“ und dem hymnischen „Legions Of The Black Light“ erreicht die Show ihren musikalischen Höhepunkt, die abschließenden „Wolves Curse“ und das ultra-derbe „Total Funeral“, bei dem Erik einen Becher Blut ins Publikum schleudert, stehen aber in nichts nach. Hammer!

Eigentlich war mir nun nach diesem langen Pensum nach einer Verschnaufpause zumute, aber nix da, der nächsten Brocken wurde in Form von Dying Fetus serviert! Die Amis legten das Zelt in Schutt und Asche!! Was auch sonst!! Der Sound war megafett! ''One Shot, One Kill'' und ''Grotesque Impalement'' sind Abrissbirnen vom Feinsten!! Daumen hoch für Dying Fetus.

Langsam war ich wirklich platt vom Tag, aber Hail of Bullets musste ich mir noch geben! Martin und seine Jungs machten ihre Sache gut und souverän. Mit ''Operation Z'' wurde ein neuer Song vom kommenden neuen Album kredenzt. Aber Klassiker wie zum Beispiel ''Nachthexen'' durften nicht fehlen. Auf der Hauptbühne machten in Gwar inzwischen ihren Blödsinn und verwüsteten die Mainstage.

Ich ging nun in die Koje. Orphaned Land und Long Distance Calling standen für die Unermüdlichen noch zur Verfügung.

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