16. April 2024


           
Wacken Open Air 2013

 

 

 
         
 

Bericht

Am: 01.08. - 03.08.2013
Anlass: Wacken Open Air in Wacken (Schleswig-Holstein)
Autoren:
Tino [ts] & Torsti [tr]

Freitag, 02.08.2013

Der heißeste Tag bricht langsam an, was man schon daran merkt das spätestens ab 9 Uhr die Schweißporen auf Hochtouren arbeiten. Ohne sich zu bewegen liegt immer ein leichter Schweißfilm auf der Haut, wenigstens ist das Bier noch kühl und trinkbar. Nach etwas zögerlichem Tagesstart wurde ich dann doch überredet mit nach vorne zu Gojira zu kommen. Die Franzosen haben auf dieser PA einfach einen so enormen Druck das die Band richtig zu gefallen weiß. Einzig störend ist nur die permanente Sonneneinstrahlung die dafür sorgt das der Körper in kürzester Zeit nach Schatten schreit. Bevor sich unser eins mit einem Kreislaufkollaps vor der Bühne wieder findet wird der dezente Rückzug an die Bierbar vollzogen, dabei hätte ich gern noch mehr von den progressiv Deathern gesehen. [tr]

Los geht es für mich heute auf der Headbangers Stage, sprich in dem weltgrössten Zelt. Die Luft steht hier und lassen den Besuch zu einer Qual werden. Dennoch will ich die maskierten Crossover Thrasher von Dr Living Dead sehen. Bewegen in Form von bangen spare ich mir hier einfach mal, auch wenn es schwer fällt. Die Songauswahl lässt doch leider den einen oder anderen Hit fehlen. Viel wird von dem aktuellen Longplayer Radioactive Intervention in die doch gut gefüllte Zelthälfte gefeuert. Hätte gerne doch noch so klasse Songs wie "World war nine" oder "UFO Attack" gehört. Dennoch ein ordentlicher Auftritt der Schweden, die mir mit ihren Masken wirklich leid tun. Auch ich flüchte zügig aus der Sauna. [ts]

Nach einer Weile in schattigen Gefilden, die man auf dem gesamten Gelände übrigens nur sehr selten fand, und einem Liter Wasser war der nächste Versuch die Hitze auszuhalten für Powerwolf avisiert. Die Power Metaller ließen sich durch die Wärme nicht davon abhalten Ihr Make up aufzutragen, nur das Publikum kommt nur schwer in Wallung. Der Platz um diese Zeit ist sonst prächtiger gefüllt als heute. Die Greywolfs Posen wieder vom feinsten, Attila gibt sich redlich Mühe die Massen zum Mitsingen zu bewegen, aber der Funke will nicht so recht überspringen. Soundtechnisch kann man den Saarländern, Pardon, Transsylvaniern keinen Vorwurf machen. „Werewolfs of Armenia“ oder das neue und in Deutsch gesungene „Kreuzfeuer“ klingen beinahe wie auf Platte.[tr]

Als erste Band an diesem Tage auf einer Hauptbühne sind die Helden meiner Jugend am Start: Ugly Kid Joe. Da habe ich mich drauf gefreut und gleich von Beginn an geben die Californier mit ihrer Metal/Punk und Funk Mischung Gas und lassen für einige Zeit sogar die Hitze vergessen. Sänger Whitfield Crane hat zu jedem Moment das doch recht große Publikum im Griff. Hits wie "Neighbor", "Cat´s in the cradle" und evtl. noch"Milkman´s son" kennen wohl noch viele aus den 90ern. Dann eine große Überraschung: Motörhead Gitarrist Phil Campbell spielt bei dem Cover "Ace of spades" mit- geile Sache. Klar darf natürlich zum Abschluss der wohl größte Erfolg in Form von "Everything about you" nicht fehlen. Klasse Auftritt und schön, die Jungs mal live gesehen zu haben.

Ugly Kid Joe auf dem Wacken Open Air 2013
Ugly Kid Joe

Die Wartezeit bis Motörhead verbringe ich mit der gesamten Pommesgabel Redaktion in einer Sonnenliege mit einem eisgekühlten rumhaltigen Erfrischungsgetränk. Wenn die Sonne nicht so brennen würde, wäre das ganze ein Traum. So hab ich doch noch die Möglichkeit, die amerikanische Hardcore Legende Agnostic Front von Nahem zu sehen. War nie ein Fan dieser Band, aber was die Jungs da an Power auf der Bühne rüberbringen, ist echt Wahnsinn. Dennoch geht mir nach einigen Songs die Luft aus und ich muss mich in den Schatten zurückziehen. Aus dem Backstagebereich kann man leider nur noch zuhören, aber meine Gesundheit ist mir gerade etwas wichtiger. [ts]

Nach dem Tino bei 2 Captain Morgan in der prallen Sonne kurz vorm Kollaps stand und wir die Zeit im Schatten bei Bier und Wasser genossen wurde es plötzlich hektisch als der Uhrzeiger auf 19:45 Uhr zu raste und den Beginn der Sabaton Show ankündigte. Die beinahe runderneuerten Schweden performten Ihre Hits wie immer. Ob man „Cliffs of Gallipoli“ oder dem letzten Sond „Metal crüe“ lauscht, hört man kaum Veränderungen der Band. Frontmann Joakim Brodén tauscht mit einem Fan seine Veste mit Metallapplikationen und freut sich stets darüber das man in Deutschland statt „Sabaton-Sabaton-Sabaton“ Rufen zwischen den Songs immer „Noch ein Bier-Noch ein Bier“ fordert. Gesagt, getan tran er auf der Bühne ein Bier auf ex, wobei ich hiermit offiziell bezweifle, das es sich um ein ganzes, bzw. das es sich überhaupt um ein Bier handelte, denn so schnell die Flasche wieder abzusetzen ist beinahe unmöglich.

Die Gerüchte in den letzten Wochen haben meine Neugier auf Motörhead extrem entfacht. Und schon beim ersten Song wurde einem bewusst das die Sorge um Lemmy nicht umsonst gewesen ist. Der sonst wie ein Fels in der Brandung stehende Lemmy hatte sichtliche Probleme sich auf den Beinen zu halten. Seine Ansage zum zweiten Song endet in unverständlichen Lallen welches von Phil Taylor noch abgefangen und gerettet werden konnte. Beim Spielen sieht man der Ikone des Metal an, das er zwar gut bei Stimme, aber körperlich schwer in Mitleidenschaft gezeichnet ist. Ein weiterer Schauer fuhr mir über den Rücken als bereits nach drei Songs ein Gitarrensolo eingebaut wurde und Lemmy hinter der Marshall-Wand verschwand. Doch der Motörhead Fronter kam noch mal zurück, hielt aber nur zwei weitere Songs durch. Eine ehrfürchtige Stimmung machte sich auf dem Platz breit und auch ich hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Wenn man daran denkt, das dieses eventuell das letzte Konzert dieses einzigartigen Mannes sein könnte wird einem schon ganz anders, zum mal Herr Kilmister stets als nahezu unverwundbar erscheint. Mit den Worten: „Das ist alles was Lemmy heute geben kann“ erklärte Veranstalter Jensen den kurzfristigen Abbruch der Show. Im Nachhinein machte man die Hitze für die kurze Ausdauer verantwortlich. Get well soon!

Die angenehmen Nachttemperaturen haben den Durst auf Gerstensaft nur angespornt und mit Amorphis vor der Brust könnte der Moment kaum perfekter sein. An der Party Stage angekommen glaubte ich nach den ersten Klängen noch an ein Intro, das sich dann aber als eine Akustik Show entpuppte. Hätte ich das geahnt! Statt meine Stimmung weiter aufzuhellen machte sich große Enttäuschung breit. Die Finnen haben musikalisch sicher einiges auch akustisch zu bieten, aber das ist nicht das was ich hören wollte. Mir erging es nicht als einzigem so, was man an den schnell ausdünnenden Reihen vor der Bühne sehen konnte. Ich war auch kurz davor zu ASP abzuwandern bis dann endlich „Shades of grey“ dem Spuk ein Ende bereitete. Endlich growlte Tomi Joutsen wie ich es liebe und meine Stimmung stieg mit „Nightbirds song“, „Silver bride“ und dem Klassiker „Castaway“ wieder unaufhörlich an. Am Ende lasse ich versöhnt den Platz und gebe dem ausgeschlafenen Tino den Staffelstab für eine Runde Grave Digger in die Hand. [tr]

Amorphis auf dem Wacken Open Air 2013
Amorphis

Nach einer kurzen Runde im liegen, geht es mir in der Nacht wieder besser und ich fühle mich fit genug, mir doch noch die deutsche Heavy Metal Institution Grave Digger anzusehen. Die Temperaturen sind angenehm und los geht es mit dem aktuellen Intro "Charon" und "Clash of the gods" vom gleichnamigen Album. "Hammer of the scots", "Knights of the cross", "Ballad of a hangman", cool so kann es weitergehen. Das tut es dann auch "The reaper", "We wanna rock you", "Baphomet" und "Excalibur" gefällt auch dem immer noch gut gefüllten Platz. Man merkt trotzdem dass die Meute die Hitze auch nicht unbeschadet überstanden hat und wirkt doch etwas müde. Als Gäste für den gesamten Auftritt bevölkern die Jungs und Mädels von Van Canto im Hintergrund die Bühne. Als nächsten Gast zu "Highland farewell" hat man sich den Internetstar The Badpiper als Dudelsackspieler auf die Bühne geholt. Großartiger Musiker und ne klasse Bühnenperformance mit Feuer. Das soll aber an Gästen noch nicht alles gewesen sein, den nun geht es auf den großen Showdown zu. "Rebellion" mit Sabaton Fronter Joakim Brodén, dem Badpiper und Van Canto zusammen ist schon ne geile Nummer. Zum Abschluss, wie sollte es anders sein, dann der erste Grave Digger Song "Heavy Metal Breakdown". Geiler Auftritt und die nächtliche Wanderung hat sich auf jeden Fall gelohnt. Als Absacker gibt es dann noch ein letztes Bierchen, denn inzwischen ist es auch schon vier Uhr und morgen will ich ja auch wieder fit sein. [ts]

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