29. März 2024


           
Wacken Open Air 2016

 

 

 
         
 

Bericht

Am: 04.08. - 06.08.2016
Anlass: Wacken Open Air in Wacken (Schleswig-Holstein)
Autoren: Tino [ts] & Torsti [tr]
Band-Bilder:
Toni B. Gunner (www.mondkringel-photography.de)

Epilog

Kaum ein anderes Festival spaltet die Metal Szene so sehr, wie das Wacken Open Air (WOA) im Norden Deutschlands. Für die einen ist es das Kult Festival schlechthin, für die anderen inzwischen ein absolutes No go. Objektiv gesehen, haben wohl letztere Recht, denn das Publikum hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. So wird man heute öfter mal schief angeguckt, wenn man mit seiner Kutte über das Gelände latscht. Das wäre vor Zwanzig Jahren undenkbar gewesen, aber heute ist das WOA auch für Nicht Metaller attraktiv, da es mittlerweile ein so umfangreiches Rahmenprogramm gibt, dass man das einfach mal gesehen und miterlebt haben muss- denken zumindest die „Normalos“. So werde ich heute von meinen Ich-hab-mal-Metallica-im-Radio-gehört-Kollegen schief angeguckt, dass ich nicht gleich am Montag vor Wacken dort anreise.

Trotzdem oder gerade wegen dieser Zwiespältigkeit, gibt es wohl kaum ein zweites Metal Festival, dass in kürzester Zeit ausverkauft ist. Bei der diesjährigen Siebenundzwanzigsten Auflage beispielsweise dauerte es um die zehn Stunden, bis offiziell „Ausverkauft“ gemeldet wurde. 75.000 Tickets waren damit verkauft.

Auch für uns war schnell klar: Wir wollen wieder dabei sein. Denn trotz aller Kritik, gibt es auf dem WOA immer noch eine ordentliche Portion Metal, aus allen Genres und das ganze zu einem annehmbaren Preis. Wir können inzwischen recht gut den Wacken Tourismus ausblenden und konzentrieren uns auf das wesentliche: Metal und Bier!

Unsere Anreise am Mittwoch ist im Vergleich zum vergangenen Jahr fast schon entspannt. Das erste Problem tritt auf dem Parkplatz der Akkreditierungsstelle bei mir auf, als mein knapp drei Tonnen schwerer Van auf nassem Gras trotz Bremsens nicht langsamer werden will und ein Auto vor mir immer größer wird- ok Adrenalinausschüttung funktioniert. Nach dem Stillstand, ein kurzer Blick aus der Frontscheibe macht klar: Es ist eng, aber man muss auch mal Glück haben und es ist nichts passiert. Resümee: Ich brauche neue Reifen...

Der nächste Schreckmoment kommt auf, als ich auf das Campinggelände fahre und den zerfahrenen Matsch sehe. Ok, Augen zu und durch. Nach kurzer Kollision mit einem Fuß eines Absperrzauns (macht ja nix, habe ja gerade beschlossen, dass die Reifen eh erneuert werden müssen), finde ich dann meine endgültige Parkposition und die Party kann beginnen. In kürzester Zeit steht das kleine, aber feine Pommesgabelcamp.

Da am Mittwoch für uns musikalisch noch nichts Interessantes auf dem Plan steht, machen wir es uns gemütlich und der Rest des Tages wird mir selbstgemachten Burgern, Metal und Bier am Camp verbracht. Man muss ja schließlich auch mal seine Nachbarn für die kommenden Tage kennen lerne, was wir auch tun.

Donnerstag, 04.08.2016

Der Donnerstagmorgen beginnt mit Wunden Lecken und Kopfschmerzen behandeln. Doch schon bald ist die Welt wieder in Ordnung- zum Glück, den heute steht einiges auf dem Plan. Tsjuder, Immolation, Marduk, ja selbst Therapy? und die Hardrocker Blue Oyster Cult stehen auf meiner To Do Liste für den heutigen Donnerstag. Soweit zumindest der Plan, denn Therapy? fallen auf den zweiten Blick der Heavy Metal Legende Iron Maiden zum Opfer, die zeitgleich spielen.

Im Backstage gibt es dann erst Mal ein bis drölf lecker Kaltgetränke. Neu in diesem Bereich, die bargeldlose Zahlung, die hier erstmals getestet wird. Einen schnelleren und reibungsloseren Ablauf erwartet man sich von dieser Neuerung und um es schon mal vorweg zu nehmen: Es funktioniert. [ts]

Wer eine Woche zuvor ein paar Kilometer weiter östlich in Brande-Hörnerkirchen auf dem Headbangers Open Air zugegen war, der schwelgt noch in den Erinnerungen an den Auftritt von Oliver Dawsons Saxon. Heute gibt es mal wieder eine Darbietung von Saxon auf dem Wacken Open Air. Allerdings wirken gerade die Klassiker wie „Princess of the night“, „Wheels of steel“ oder „Denim and leather“ etwas blasser als sonst. Die Show ist gewohnt routiniert aber auch aufgrund der Häufigkeit nichts Spektakuläres am heutigen Nachmittag. Ein nettes persönliches Opening, viel mehr verspreche ich mir von Serum 114, die 30 Minuten lang die Zeltbühne bespielen dürfen. Das Zelt ist sehr gut gefüllt, die Misere der kurzen Spielzeit ist jedoch schnell zu merken. „Verlieren heißt...“ reduziert sich auf ein kurzes, akustisches Anspielen des Refrains und als „Illegale Fans“ und „Die Stadt, die wir lieben“ die Menge gerade so richtig angefeuert haben, ist es auch schon wieder vorbei. Eine bessere Gewichtung, bzw. ein paar weniger Bands würden hier ein deutlich angenehmeres Feeling bereiten. [tr]

SPaß im Infield

Die ersten Schritte auf das zermatschte Festivalgelände vermiesen ziemlich schnell die Lust auf weite Strecken. Das riesige Zelt, in dem oben erstgenannte Bands spielen, ist richtig gut gefüllt und zeitweise hat man sogar Schwierigkeiten, überhaupt ins Innere zu kommen. Nachdem es nun also die Vollbedienung in Sachen Black und Death Metal gab, gehen (bzw schwimmen) wir zurück auf das Mainfield. Anstrengend bei solchen Bodenverhältnissen zügig voran zu kommen. Der Blick geht kaum vom Boden hoch, da man ständig gucken muss, wo man hintritt. Dabei entsteht auch mal ein so skurriles Erlebnisse wie unseres:

Wir kommen fast pünktlich zu Beginn von Iron Maiden auf dem Gelände an und suchen uns eine kleine trockene Insel zum Stehen. Um uns herum eine Menge Platz. Der Blick zur Bühne irritiert dann: Die Bühne ist schwarz, aber auf den Leinwänden neben der True Metal Stage sieht man Bruce und Co bereits in Aktion beim Opener „If eternity should fail“ vom aktuellen Album Book of Souls. Auch beim zweiten Song „Speed of light“ bleibt die Bühne dunkel, aber auf den Leinwänden ist trotzdem immer noch eine Bühnenshow zu sehen. Verwirrte Blicke zwischen meiner Frau und mir... Beim dritten Song zweifel ich langsam an meinem Verstand und kurz danach hab ich eine Eingebung: Mal einige Schritte zur Seite und langsam dämmert es mir. Wir stehen so was von direkt vor der großen Leinwand, die auf dem Infield steht, dass sie uns einfach den Blick auf die Bühne versperrt. So genau muss man erst mal treffen... oh man. OK, nachdem wir uns vom lachen wieder ein bekommen haben, geben wir uns mal der Show hin. Echt beeindruckend, wenn man die so in voller Gänze bewundern kann. Beim vierten Song vom aktuellen Album geht dann doch kurzfristig die Stimmung in den Keller, dazu dann noch der einsetzende Regen. Als dann aber die ersten Töne zu „The trooper“ erklingen, geht die Stimmung wieder steil bergauf und die Menge kommt noch einmal auf Touren. „Powerslave“, „Hallowed be thy name“, „Fear of the dark“ und „Iron Maiden“ werden in die Massen geballert, unterbrochen mit noch zwei neuen Nummern, die sich jetzt aber gut in die Setlist einfügen. Zum Song „Book of souls“ kommt in Maya Optik ein riesen Eddie, mit dem auf der Bühne etwas gekämpft wird, bevor Fronter Bruce Dickinson ihm im wahrsten Sinne des Wortes das Herz aus der Brust reißt.

Als Zugabe dann DER Maiden Klassiker überhaupt: „The number of the beast“. Bruce wirbt angesichts der aktuellen politischen Lage für mehr Toleranz- cooles Statement des sympatischen Briten. Dies ist dann die Überleitung zum Song „Blood brothers“. Als Abschluss geben die eisernen Jungfrauen noch „Wasted years“ zum besten, welches dann in einem gefühlt 75.000stimmigen „Happy Birthday“ endet, da Bruce am heutigen Tage seinen Geburtstag feiert- Gänsehaut pur. Trotz der für meinen Geschmack zu viel neuen Tracks ein wiedermal großartiger Auftritt. Angesichts der Wetterlage entscheiden wir uns schweren Herzens dafür, nicht noch einmal ins Zelt, sondern lieber in den Backstage Bereich zu entschwinden. Nach dem ein oder anderen Getränk und der Frage: „Ist an diesem Tisch noch frei?“ beginnt jetzt der für uns alle legendärsten Abend mit Unmengen von Hörnerwhiskey und der Erkenntnis: den braucht man nicht in kleine Gläser zu füllen, den kann man auch einfach Flaschenweise exen- Wahnsinn was man in Wacken so alles erlebt. Ein besonderer Gruß geht an dieser Stelle an Milo (...alles zum halben Preis...) und den Rest der wohl witzigsten Reisegruppe ever!

Wie der Abend verläuft, könnt ihr euch selber ausmalen und wir decken über selbigen den Mantel des Schweigens...

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