Gute 12 Jahre nach ihrem letzten
Abstecher in die bundesdeutsche Hauptstadt wurde es ja langsam mal wieder Zeit,
dass sich Gamma Ray in unseren hiesigen Gefilden blicken lassen.
Allerdings war ich bei der Bedeutung und der Wertigkeit von Kai Hansens
priorisierter musikalischer Spielwiese etwas bis mittelschwer erstaunt, dass
für diesen Event mit dem Halford ein recht kleiner Laden gebucht wurde. Absolut
nichts gegen Sven Rappold’s Laden, der zu jedem Berlin Besuch eines Headbangers
dazugehört, doch ich hatte anfangs so meine Zweifel, ob der Club und dessen
Akustik für diese Ereignis gewappnet sein würde. Doch das gleich vorweg: Er war
es...
Vorab gab es allerdings neben lecker
Bier vom örtlichen Edeka (das Halford hatte leider noch keinen Ausschank) einen
gewaltigen Regenguss von Gevatter Petrus, welchen wir allerdings aufgrund des
großen Steinsims unter den S-Bahn Bögen unbeschadet überstanden. Nach einem
mehr als angenehmen Plausch mit Gamma Ray Chef Kai Hansen, den Ihr an
anderer Stelle nachlesen könnt (wenn er fertig ist…), nahmen wir neben einem
weiteren Gerstentee und diversen Tabakwaren in der gemütlichen Halford Sitzecke
Platz und warteten auf den Beginn der Festspiele…

Diese begannen dann auch überpünktlich
gegen 21:00 Uhr mit den Oldenburger Power Metallern von Mob rules, die
mir zwar namentlich geläufig, musikalisch allerdings noch nie über den Weg
gelaufen waren. Mea culpa, die Herren, dass wird sich sofort und unumgänglich ändern, denn was der
norddeutsche Sechser da auf die kniehohen Bühne zauberte, war aller Ehren wert
und riss das bereits jetzt schon zahlreich anwesende Publikum nebst mir in ihren
Bann. Treibende Rhythmen, geile zweistimmige Gitarrenläufe der Herren Mineur
und Lüdke, die sich ganz nebenbei auch noch mit Keyboarder Jan Christian
Halfbrodt atemberaubende Duelle lieferten, die wohltuend an alte Glanztaten der
Herren Moore/Petrucci (Dream Theater) anknüpften und Klaus Dirks
glockenhelles und trotzdem knallhartes Stimmchen, sehr an alte Savatage
Schandtaten erinnernd. Dies alles in einen Topf geworfen, umgerührt, fertig ist
eine fantastische Band, die mich nach diesem fulminanten Gig, bei dem auch der
fette Sound stimmte, als neuen Fan begrüßen kann…und dabei dachte ich bei
meinem wirklich fundierten, musikalischen Fachwissen, dass mir solche Juwelen
nicht durch die Lappen gehen würden. Tja, sechs Alben, 17 Jahre
Bandgeschichte…ich schäme mich…was allerdings Mob rules mit ihrer
professionellen Performance trotz der beengten Verhältnisse nicht machen
müssen. Alle Daumen hoch!!!

Setlist:
Intro
Children of the flame
Trial by fire
Astral hand
Fuel to the fire
Veil of death
Last farewell
Black rain
Hollowed be thy name

Das Feld war also nach dieser
grandiosen Vorstellung mehr als bestellt für die Mannen aus der Hansestadt um
Frontkasper und Ausnahmegitarrist Kai Hansen, der sich mit Fug und Recht
mittlerweile zum absoluten Nummer Eins Gitarristen im teutonischen Melodic
Metal Bereich gemausert hat. Wie sonst ist es zu erklären, das die versammelte
Gemeinde dem Gamma Ray/Helloween/Avantasia/Unisonic Saitenhexer huldvoll
auf jeden Handgriff schaute? Eben…Doch bevor ich dem wirklich ausgezeichneten
Konzert huldige, muss ich noch eine Sache loswerden, die mir an diesem Abend
unglaublich sauer aufstieß:
An diesem Abend befand sich ein
Metalhead im Halford, der eindeutig an einer leichten, geistigen Behinderung
litt, was mir der Junge in einem Gespräch auf bestätigte. Kurz vor Beginn wurde
vor der kleinen Bühne eine Gasse gebildet, die von einem mehr als übereifrigen
Ordner „bewacht“ wurde. Der Junge allerdings witterte seine Chance, seiner
scheinbaren Lieblingsband sehr nahe zu sein und ging vor der Bühne. Dieser Assi
(der sah auch so aus) von Ordner hatte allerdings nichts Besseres zu tun, als
den armen Kerl wüst zu beschimpfen und ihn fast mit einem völlig unberechtigten
Hausverbot zu belegen. Hallo? Meine Beschwichtigungsversuche und die anderer um
mich herum Stehenden wurden ebenfalls wüst abgewiesen…wo ist da die
Verhältnismäßigkeit? Der Junge war fast den Tränen nahe und dieses
Oberarschloch brüstete sich damit auch noch. Eins auf die Fresse für diesen
Penner wäre die richtige Reaktion gewesen…
Nach diesen wirklich mehrnals unschönen
Erlebnis sollte es vom Hanseaten Vierer mächtig was auf den Sack geben und der
T-Shirt Dichte nach zu urteilen, waren die Anhänger der teutonischen
Powermetaller dem neutralen Beobachter klar in der Überzahl. Kai Hansen und
seine Mannen jedenfalls schienen mächtig Bock und Spaß inne Backen zu haben,
denn nach einem satten Intro legten Gamma Ray mächtig los. Der Sound war erneut
fett und neben vielen flapsigen Bemerkungen spielten sich die Jungs die Seele
aus dem Leib. Schnell wurde klar, dass heute ganz im Zeichen vom
"Skeletons & majesties" einige Perlen aus dem Keller gefischt
wurden, die dort lange Zeit zu versauern drohten. Es machte jedenfalls riesig
Laune, mal wieder den ollen Kamellen zu lauschen und auch der eingeschworenen,
ja fast familiären Einheit die da an der Front standen, schien dieser Gig
mächtig Spaß zu machen. Andernfalls wären die mehr als lustigen Wortgefechte
zwischen Fronter Kai, Basser Dirk Schlächter und Gitarrero Henjo Richter nicht
zu erklären gewesen. Auch Gitarrenroadie Jürgen wurde nach Aufforderung Hansens
vom fachkundigen Publikum mit Sprechchören gewürdigt. Die Stimmung war
großartig und wurde noch famoser, als die Rays mit "Rebellion in
dreamland" und "Send me a sign" den bereits im Interview
angekündigten Akustikset zum Besten gab. Und ja, mein lieber Kai, es
funktioniert und die Leue wollen es auch hören. Fast alle im Club Anwesende
setzten sich auf den Boden und die Stimmung hätte bei MTV unplugged nicht
besser sein können. Klasse. Das fällt auch mein Genörgel in Bezug auf zu wenig
gespielte Helloween Klassiker eher gering aus. Es war ein prima Auftritt
verbunden mit der Hoffnung, dass es nicht wieder 12 Jahre dauern wird, bis sich
Gamma Ray wieder in die Hauptstadt verirren.
Setlist:
Anywhere in the galaxy
Men, martians and machines
The spirit
Wings of destiny
Farewell
Gamma Ray
Money
Time to break free
Rebellion in dreamland (Akustik)
Send me a sign (Akustik)
Dethrone tyranny
Watcher in the sky
A while in dreamland
Hold your ground
Rise
Brothers
Insurrection
Future world