Ein herrlich sonniger Tag neigte sich langsam dem Ende zu und da die Pforten der kuscheligen Location „Sumpfblume“ offenbar später als angekündigt öffnen sollten, war noch ein kleiner Spaziergang an der Weser drin. Auch mal schön, zumal, vorbei am Hintereingang, bereits einige Musiker der aufspielenden Bands des Abends zu begrüßen waren, die sich gut aufgelegt präsentierten.
Nach Einlass ging es dann auch schon bald mit NERVENBEISSER aus Mainz los. Apropos „los“: die Mainzer, die es bereits seit 2001 gibt, hatten ein recht schweres Los gezogen, versammelten sich zu deren Auftritt gerade mal um die 40 Nasen. Und gerne sollte der Satz heißen: …versammelten sich vor der Bühne…! Doch der Sumpfblumen-Besucher ansich zog es vor, sich das Geschehen aus relativ weiter Ferne bequem vom Barhocker aus anzusehen. Mit sowas muss man umgehen können, was die Band auch recht gut umsetzte. Sicher, bestimmt nicht jeder kennt diese Band und an deren eigenständige Art von NDH muss man sich erst mal etwas gewöhnen, doch sie nahezu ignorieren ist schon fast asozial. Nun gut, davon zeigte sich die Band zwar nicht ganz unbeeindruckt, konnte jedoch durchaus Punkten, indem der Sänger nach einem Saitenriss das vorhandene Publikum persönlich und einzeln begrüßte. Auch der Bassist sollte nicht unerwähnt bleiben, hüpfte und sprang er doch wie wild über die Bühne, dass es eine Freude war ihm dabei zuzusehen – auch wenn er sich dabei ein paar Mal den Stecker aus seinem Instrument zog. Unterm Strich vielleicht keine ganz so einfache Kost, aber dennoch definitiv unterhaltsam.
Danach stieg so langsam die Spannung. Wird CREMATORY ebenfalls ein Stagediving verwehrt? Bleibt alles bequem auf seinem Arsch sitzen? Wird die Umbaupause zur Abbaupause, auch wenn sich inzwischen etwa 20 Leute dazu gefunden haben? Nein! CREMATORY haben das mehr als professionell gewuppt und, wenn man so will, durchaus mit Humor genommen. Die Ansage von Sänger Felix (sinngemäß „wenn ihr Bock habt, haben wir auch Bock oder wir spielen das so runter – wollen wir nicht“) war klar und kam an. Dennoch blieben etwa 50% der Anwesenden lieber sitzen. Was ist nur los mit euch???
Die Westhofener gaben dennoch alles und hauten mit dem aktuellem „Salvation“ den ersten Ohrwurm raus. Dem folgten nahtlos weitere Hits wie „Tick Tack“ oder das geniale „Ghost of the past“. Zwischendurch bestach Felix immer wieder mit launigen Kommentaren der Sorte: „Habt ihr Spaß und was zu Trinken? Platz brauche ich euch ja nicht anbieten“! Auch einen besseren Sound hätte er nicht anbieten müssen, kam doch alles sauber und fett aus den Boxen. Bei den Songs „Ravens calling“ und der schicken Ballade „Stay with me“ hatte Clean-Sänger und Gitarrist Tosse die Bühne quasi für sich und wurde dafür auch zu Recht bejubelt. Generell machten sich alle Bandmitglieder ganz hervorragend und spielten sich den Hintern ab, wie es vor 1000 Leuten ganz sicher nicht anders gewesen wäre. Das alleine zeugt von wahrer Größe, die leider immer gerne unterschätzt wird und hoffentlich bald honoriert wird.
Meilensteine wie das fette „The fallen“ oder das göttliche „Immortal“ blieben nicht ungehört und ernteten zu Recht großen Applaus. Warum man sich allerdings, wenn schon Coverversion, dann ausgerechnet für Depeche Mode’s „Black celebration“ entschieden hat, bleibt Bandgeheimnis. Bestimmt wäre „Temple of love“ der Sisters of Mercy oder Metallicas „One“ deutlich wohlwollener aufgenommen worden?!
Nach klarem Rufen nach Zugabe, gab es noch das fantastische „Wrong side“ und natürlich „Tears of time“ in einer langen Version, in der sich besonders die 6-Saiter mal etwas austoben durften. Ganz groß!
Als Fazit bleibt nur folgendes zu sagen:
Ein wirklich ganz toller Abend verging und zurück bleiben die Gedanken an großartige Bands, die trotz eher weniger Zuschauer (eine Schande) alles gegeben hatten.
Bleibt zu hoffen, dass sich gerade die stets unterbewerteten CREMATORY davon nicht abbringen lassen und weiter die Fahne aufrecht halten können – eine gute Chartplatzierung mit dem aktuellen Album „Oblivion“ kann ja kein falsches Zeichen sein.
Geht auf Konzerte!!!
Setlist Crematory:
- Intro
- Salvation
- Kommt näher
- Revenge is mine
- Instrumental I
- Tick Tack
- Ghost oft he past
- Ravens calling
- Stay with me
- Shadowmaker
- Cemetery stillness
- The fallen
- Instrumental II
- Höllenbrand
- Immortal
- Black celebration
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- Wrong side
- Tears of time