Schon bei der Anfahrt stellte ich mir die Frage, wie kommt ein Künstler darauf, in einer Pinte aufzutreten, die man nicht mal im Telefonbuch ausfindig machen kann?
Der Laden ist nicht sonderlich groß, wie eine gemütliche Kneipe eben. In einer Ecke waren drei Barhocker und diverse Instrumente bereitgestellt, davor eine niedliche Bestuhlung. Ich hatte die Ehre, mich an einen Tisch setzen zu dürfen, der uns von zwei trinkfreudigen Gesellen freigehalten wurde.
Um genau 20:27 Uhr ging es los. Eric stolperte in die Ecke, griff zur Gitarre und begann zu spielen. Das erste Lied fand ich schon sehr beeindruckend. Da die Titel eigentlich nie angesagt wurden, nenne ich es einfach mal "Spieglein an der Wand". An dieser Stelle sollte ich vielleicht erwähnen, daß man bei einem Soloauftritt des Subway to Sally-Sängers keine Rockmusik erwarten sollte. Vielmehr wurden viele Balladen im Liedermacherstil dargeboten, mit einzigartigen Texten.

Anschließend rief Herr Fish (eigentlich Hecht) seine "Mitmusiker" zu sich (Rainer und Uwe), mit denen er einige Stücke zusammen spielte, welche durch die zwei zusätzlichen Gitarren unheimlich an Fülle gewannen.
Und da machte sich auch wieder das typische Bielefelder Publikum bemerkbar, daß offenbar nie genau wusste wann ein Lied wirklich zu Ende ist (das ist dann, wenn nix mehr gespielt wird)! Und auf die Idee, mal etwas aus sich raus zu gehen, kam auch keiner so richtig. Erst nach einer guten Stunde, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, tobten die Bielefelder, als ginge es um ihr Leben!!! Ich dachte die Bude fällt zusammen, so locker wurden die Leute plötzlich und es wurde dem Solisten aus vollem Halse zugejubelt. Geht doch!
Gelegentlich spielte Eric den "Lalala-Part" des zweiten Songs an, der vom Publikum ergänzt werden sollte und so als Stimmungsbarometer galt. Dieser Part war maßgeblich entscheidend, wie lange das Konzert dauern würde, so der Sänger. Und es dauerte zum Glück recht lange...

In der Songauswahl befand sich u.a. ein origineller "Anti-Superstar-Song", diverse irische Stücke und einige Coverversionen (mitunter von Oasis, Pothead, Neil Young, Pogues, Nick Cave und den Red Hot Chilli Peppers). Schön verteilt, so daß erst gar keine Langeweile aufkommen konnte!
Die erste Auszeit nahm sich Eric Fish erst nach knapp zweieinhalb Stunden, nachdem er uns mit dem Dudelsack gehörig einen blies. Dabei handelte es sich um ein Medley, welches mit Subways "Julia und die Räuber" begann, mit "Amazing Grace" den Höhepunkt fand und mit "Muss i denn" endete. Klasse!

Die Pause war auch angebracht, da die Bielefelder fast hyperventilierten und wie die Wilden abfeierten.
Doch nach nicht einmal 25 Minuten kehrte der begnadete Sänger zurück und eröffnete den zweiten Teil des Konzertes. Dieser stand ganz im Zeichen Irlands und so wurden auch sämtliche Lieder in englischer Sprache vorgetragen. Fand ich eigentlich eher schade, da mich die deutschen Texte viel mehr ansprachen.
Um 0:25 Uhr sollte dann Schluß sein, doch ein eindringlicher Überzeugungsapplaus verhinderte dies. Also spielte Eric Fish weiter, bis 0:40 Uhr.
Zwischen den Liedern plauderte er (übrigens das komplette Konzert über) gerne mal mit dem Publikum, das seinen Auftrittsrekord von wohl 7 Stunden (!!!) in vergangenen Jahr, gebrochen sehen wollte. Doch da derm Meister noch zwei Konzerte bevorstanden, bat er um Verständnis, daß er seine Stimme noch etwas schonen wolle, was ich auch nur fair den beiden Städten gegenüber fand. Naja, um es kurz zu machen, ...entgültiges Ende war dann um 1:40 Uhr! Als ganz besondere Zugabe gab's zuvor noch zwei Subway-Kracher zu erleben. Und zwar zum Klavier wurden auf einmalige Art und Weise der "Veitztanz" und das lange geforderte "Kleid aus Rosen" vorgetragen. Die gelegentlichen Texthänger seien ihm vergeben. =;o)

Mein Fazit fällt eindeutig aus: Wer es schafft, mich für lumpige 8,50 € 330 Minuten lang zu unterhalten, ohne das mir langweilig wird und ich immer noch Lust auf mehr habe, verdient meinen höchsten Respekt! Und obwohl es rein gar nichts zum moshen gab und ich nicht einmal das Verlangen verspührte, meine zur Pommesgabel verformte Hand in dem Himmel zu strecken, gebe ich diesem Abend die Höchstwertung! Hut ab!
Und ich denke, keiner der ca. 50 Anwesenden würde anders handeln?!