28. März 2024


           
Magazin

 

 

 
 
 

 Finnische Metal Expo

 

Welcher normale Mensch fliegt mitten im tiefsten finnischen Winter nach Helsinki?

Ganz einfach – eine kleine Untergattung namens „Homo Metallius“ oder im einfachen Sprachgebrauch auch Metaller oder Headbanger genannt – und diesmal sogar aus guten Grund, denn sollte vom 16. und 17. Februar die alljährliche „Finnische – Metal Expo“ – kurz FME in der Kaapelitehdas (alten Kabelfabrik) der nordischen Hauptstadt stattfinden.

 

Die Idee zur Metal Expo nach Helsinki zu fliegen    ein Traum eines jeden Metallers - war so verrückt wie spontan – von heute auf morgen fiel die Entscheidung das man da ja noch nie war und an sich auch mal hinfliegen könne – ist ja schließlich ein Wochenende und obendrein waren da Ferien.

So waren wir  überrascht,  dass wirklich alles trotz sehr spontaner Planung (und einigen verlegten Prüfungen die vorgezogen werden mussten...) wie am Schnürchen lief und wir am 15. Februar 2007 viel, viel, viel zu früh morgens in ein Flugzeug stiegen und nur gute zwei ein halb Stunden später auf dem verschneiten Helsinki/Vantaa Flughafen landeten, um genau diesen Plan in die Tat umzusetzen.

 

 

Freitag, 16.02.2007:

 

Kurzer Zwischenstop im Hostel und schon fanden wir uns in der Metro Richtung „Ruoholahti“ wieder von der er zu Fuß nur ein Paar Meter bis zur Expo sein sollten (jaja wenn man Stadtpläne lesen könnte wäre das auch so gewesen) wir irrten allerdings noch nen Weilchen in der Kälte rum bis wir den Weg dann letztendlich gefunden hatten.

Draußen saß man dann schon die ersten dunkeln Gestalten, die der Kälte trotzen, sich unterhielten und rauchten. (wenn ich mich nicht irre war das rauchen drin nur in Bar-Bereichen gestattet, die aber nicht von unter 18-jährigen Betreten werden durften.)

-(Fallen Angel)

 

Die Expo zu betreten, war als würde man in eine andere, düsterere Welt eintauchen. Wir waren etwas spät dran da wir erst am ersten Tag der Expo in Helsinki angekommen waren, Moonsorrow spielten gerade, als wir die Haupthalle betraten, wir waren von dunkel gekleideten Gestalten aller Altersklassen umgeben und uns umschwebten Damen in wunderbaren Gothic Kleidern mit Korsage und Spitzen, Rüschen und Samtbändern.

Einige der Damen hatten zwar leider ein paar Kilos zu viel auf den Hüften, als dass ihnen diese normalerweise traumhaft schönen Kleider wirklich stehen würden, aber es war schon interessant zu beobachten, wie sie krampfhaft und mit allen Mitteln versuchten die am auffälligsten gekleidete Person im Raum zu sein.

Besonders dazu geeignet war das Schuhwerk auf dem diese Damen umher staksten, diese Stiefel sollten man in Vitrinen im Museum ausstellen, denn sie waren nicht nur Kunstwerke in sich, sonder es muss auch eine Kunst sein sich beim Laufen nicht alle Knochen zu brechen.

 

Überraschend war zudem eine Absperrung, die die Halle in zwei Bereiche unterteilte.

Einen, der jedermann zugänglich war, und einen, den man nur betreten durfte, wenn beweisen konnte, dass man über 18 war, denn nur in diesem Bereich war das Ausschenken und Trinken von alkoholischen Getränken erlaubt.

Es war schon seltsam, nur in einem besonders abgegrenzten Bereich sein Bier trinken zu dürfen und ich denke das erklärt vielleicht auch die erstaunlich wenigen betrunken in der Ecke zusammengesunkenen Personen auf der Expo, denn es gab so viel zu sehen, dass man es kaum länger als für ein oder zwei Bier im abgetrennten Bereich aushielt, bevor man durch die 2 weiteren Hallen streifte, um vom Merchandisestand zu Merchandisestand zu wandern.

-(Lutus)

 

 

Die Expo an sich bestand aus 4 Hallen – der großen Haupthalle, in der sich die große Bühne befand, auf der unter anderem die Metal-Award Verleihung und die meisten der Konzerte stattfanden, der kleineren „Eventhalle“ in der die restlichen Konzerte sowie diverse Clinic’s und auch Interviews stattfanden und den 2 „Messehallen“ - wie ich sie jetzt mal nenne - in denen sich Stände von allem, was in der finnischen Metal Szene Rang und Namen hatte, befanden.

So ließen überließen wir Moonsorrow erstmal den finnischen Fans - wir waren eh weniger wegen der Live Auftritte hier – es gab so viel zu sehen das man die Live Auftritte auf die kommenden Sommerfestivals verschob und sich erstmal ganz der beiden Messehallen und den unzähligen Drum- und Guitar Clinic’s widmete. So schlenderten wir durch die Messehallen und bestaunten die Vielzahl der Stände.

 

Sämtliche Label – von Nuclear Blast über Spinefarm bis hin zu Roadrunner Records reihten sich zwischen Festival Ständen (u.a. Tuska und Nummirock) und Merchandise- sowie Klamottenständen.

Musiker fanden hier die Stände der größten Finnischen Musikläden wieder wo man nach Herzenslust Gitarren, Bässe und Drums ausprobieren oder darüber fachsimpeln konnte.

Überhaupt – man konnte sich mit allem mehr oder weniger Notwendigen versorgen – ich meine – wer hätte nicht gern ein Motörhead Flaschenöffner oder ein Slayer Lufterfrischer? (ich sag ja – manchmal spinnen sie, die Finnen!!).

Außerdem gab es überall was zu gewinnen – von Postern über Tickets, Shirts und CD’s bis hin zu diversem Equipment war alles möglich.

Bei einem Stand gab es so eine Art Drum-Computer der die Anschläge pro Minute zählte - sehr witziges Teil!

 

Nur die  Essensstände waren rar gesät - und verdammt teuer… man war quasi gezwungen eine selbst für finnische Verhältnisse viel zu teure Pizza zu essen wenn man nicht verhungern wollte. Da muss ich echt was dran ändern!!

-(Fallen Angel)

 

Es war erstaunlich, wie viele bekannte Musiker sich unter das Volk gemischt hatten und wie wenig Interesse die Finnen an ihrer Gegenwart hatten. In Deutschlang ist man es gewohnt, dass Musiker wie Jari Mäenpää, Alexi Laiho oder Jaska Raatikainen von umstehenden Menschen euphorisch begrüßt werden, auf der Expo wurden sie behandelt, als seien sie niemand besonderes.

 

Interessant war es zudem, die Finnischen Metal Awards mitzuverfolgen, die alljährlich auf der Expo verliehen werden. Namhafte Musiker und Bands werden am ersten Abend der Expo für ihre Werke geehrt.

Dieses Jahr gehörten die finnische Band Mokoma mit 2 von 8 Awards ganz klar zu den Abräumern des Abends, überraschend war jedoch, dass nicht Jari Mäenpää (ex-Ensiferum, Wintersun), sondern sein Bandkollege Kai Hahto als bester Musiker gekürt wurde.

Dieser hatte jedoch anscheinend schon mit seinem Sieg gerechnet, sodass er die Bühne schon bei der Aufzählung der Nominierten betrat und sie nach einem kurzen, anscheinend amüsanten Gespräch mit den Awardverleihern breit grinsend wieder verließ, um sie einige Minuten später nochmals als Gewinner betreten zu dürfen. Beste Band wurde Children of Bodom, bester Sänger Marko Hietala und als beste Newcomer wurde die Band Profound Omen geehrt.

-(Lutus)

 

Nach der Verleihung der Awards war ich gespannt auf die angekündigte Clinic der beiden Children of Bodom Gitarristen - Alexi und Roope - war Roope mir doch direkt nach meinem Eintreffen etwas sehr betrunken übern Weg gelaufen und hatte Alexi sich doch mal wieder die Knochen gebrochen (diesmal die Schulter).

Nunja, wie nicht anders zu erwarten gab es dann keine Clinic sondern nur ein Interview und das auch nur mit Alexi, von Roope fehlte anscheinend jede Spur (und schon wieder: Die Finnen eben…)

Verstanden habe ich so gut wie gar nichts da alles in Finnisch war – es ging wohl um ein geplantes neues Album, einige Gitarrentechniken und das ausgedehnte Touren.

 

Wir machten es uns den Rest des Abends in der Bar bequem und ließen den Expo-Abend dort bei ein paar Bier (zu viel) ausklingen, danach hieß es für die einen Helsinkis Bars unsicher machen, für die anderen (also für mich vielmehr) ab ins Bett aufgrund extremen Schlafmangels und einer Überdosis finnische Biers…. (das ist einfach zu lecker…)

-(Fallen Angel)

 

 

Samstag, 17.02.2007:

 

Der zweite Tag der Expo stand für uns ganz im Lichte der Drummer.

Er begann schon wieder etwas später, als für den normalen Expobesucher, da wir den Abend zuvor noch etwas zu lange Helsinkis Bars unsicher gemacht hatten und uns erst am frühen Nachmittag aus unseren (Hotel-)betten quälen konnten (.. oder einfach nur einen Kater hatten, der nicht von dieser Welt zu sein schien…(-FA)).

Trotzdem - pünktlich um 16 Uhr standen wir wieder vor der Halle, um die Drumklinik von Heikki Saari, dem Drummer von Norther, zu verfolgen. Der junge Mann mit dem ganz eigenen Haar- und Modestil bewies nicht nur sein Talent als Schlagzeuger und beantwortete Fragen aus der Menge, sondern spielte zudem Hellhole von Northers 2005 erschienenen EP Solution 7, mehr konnte ich – als eingefleischter Northerfan – wirklich nicht verlangen und ich machte mich nach einem kurzen Abstecher zum Swallow the Sun Gig in der Nebenhalle überglücklich zur Autogrammstunde meiner Lieblingsband auf.

-(Lutus)

 

Etwas später und total verschlafen fand auch ich den Weg zur Kabelfabrik – auch ich hatte es zur Drum Clinic von Heikki geschafft und war durchaus angetan von dem, was er da präsentierte, auch wenn ich von seinen Erklärungen leider wieder weniger als die Hälfte verstand (finnisch eben..).

Danach wollte ich eigentlich die Guitar Clinic des Nightwhish Gitarristen Emppu Vuorien sehen, hatte aber wieder kein Glück denn dieser war auch nicht anwesend und ich begann mich ernsthaft zu wundern ob das für die Musiker keine Konsequenzen hatte einfach nicht aufzutauchen…

So schlenderte ich wieder einmal durch die Messehalle und blieb an dem Stand stehen, wo Norther ihre Autogrammstunde gaben – die Jungs hatten sichtlich ihren Spaß und verzieren alles was ihnen unter die Finger kam nicht nur mit Autogrammen sondern auch mit Zeichnungen und Grußworten.

Nach der Autogrammstunde ging es erst mal nen Stückchen viel zu teure Pizza essen und danach in die Bar – finnisches Bier macht eben doch süchtig (und NEIN ich trinke NICHT im Dienst…….!)

-(Fallen Angel)

 

Nach der „Barpause“ ging es weiter zur unglaublichen Doppel-Drumklinik von Jaksa Raatikainen und Kai Hahto.

Die zwei äußerst gut gelaunten Drummer lieferten nicht nur atemberaubende Soli, sondern spielten für gute 5 Minuten simultan zusammen, obwohl sie – wie Kai anschießend verriet – das Stück nur 2 mal zusammen geprobt hatten. Es wurden Fragen aus der Menge gehört und beantwortet und dann beeindruckten die Zwei wieder mit ihrem Geschick am Drumkit.

 

Nach der Klink schlossen die ersten Stände bereits und wir machten uns auf, um noch schnell ein paar Schnäppchen zu ergattern, bevor es zum Amon Amarth Gig ging.

-(Lutus)

 

Der Amon Gig war der ersten nach einer längeren Live-Pause in Helsinki – die Schweden waren hier das letzte Mal vor 6 Jahren Live zu bestaunen.

Sie wurden vom Publikum sehr Herzlich begrüßt und Sänger Johan Hegg versprach hoch und Heilig, Finnland nie wieder so lange auszulassen.

Für uns, die die halbe Deutschland Tour (zusammen mit Wintersun und Tyr) gesehen hatten war der Gig wie einer der guten Gigs aus der Tour – kaum Veränderungen an der Setlist und eben ein typische Amon Show – die Finnischen Fans aber waren völlig aus dem Häuschen.

 

So ging die Expo für uns zu Ende, unser Finnland Aufenthalt sollte allerdings noch ein paar Tage anhalten (man war ja schließlich von dem in Deutschland herrschenden Ausnahmenzustand – auch Karneval genannt – geflohen).

-(Fallen Angel)

 

So ging es nach dem Gig zur neuen In-Bar Inferno, in der Mitte von Helsinki.

Die Bar ist absolut fantastisch - ein gelungener Mix aus modernem Club und düsterer Metalkneipe, mit einer Disko im Keller, von deren Decke neben der Diskokugel, ein gigantischer Totenkopf hängt und Klos, die mit Metalpostern tapeziert sind.

Ein perfekter Ort um abends mit den Stars der finnischen Metalszene und ein paar Bier abzurocken, bis der Laden schließt und bullige Bodyguards einen höflich aber bestimmt dazu auffordern, die Bar doch bitte zu verlassen.

 

So endete die traumhafte Zeit auf der Metalexpo in Helsinki, die beweist, dass verrückte, spontane Pläne sehr wohl in die Tat umgesetzt und verdammt gut klappen können. Und eins ist auf jeden Fall klar: Nächstes Jahr geht’s 100%ig wieder zur Expo – nur und dann haben wir hoffentlich mehr Zeit für Bands und leiden nicht so sehr an Reizüberflutung… J

-(Lutus & Fallen Angel)

by  Cynthia & Lutus (Gastschreiberin)

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