19. April 2024


           
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Nachtgeschrei Interview

Eine richtig schöne und lyrische Scheibe haben uns da Nachtgeschrei mit „Am Rande der Welt“ beschert. Eine Scheibe, die mich Musikalisch, sowie auch Textlich vollauf überzeugte und teils begeisterte. Grund genug, um die Gelegenheit beim Schopfe zu packen und mit Basser Oli etwas tiefer in die Materie einzudringen…

Erzähle mir doch bitte mal etwas über die Entstehungsgeschichte von Nachtgeschrei. Wie kommen eine Mittelalter Rock Band und eine Melodic Death Metal Band zusammen? Ziemlich ungewöhnlich..

 

Gegründet wurde Nachtgeschrei Anfang 2006 von Nik und Joe, die vorher Irish Folk gemacht haben. Dann gab es mehrere Be- und Umbesetzungen der anderen Posten durch Bekannte und ehemalige Mitmusiker aus anderen Bands, bis sich im Mai 06 das vorerst endgültige Lineup zusammengefunden hatte. Die Melodeath – Connection kam über den alten Nachtgeschrei - Trommler, der eben auch bei Paimon gespielt hat. So kamen dann auch Tilman und ich in die Band. Man kann also sagen, dass die Band durch den üblichen Inzest, der in lokalen Musikszenen herrscht entstanden ist, wobei sich in unserem Fall eben Leute aus etwas weiter entfernten Stilrichtungen zusammengetan haben, was sich aber wunderbar funktioniert und sich als reiner Vorteil erwiesen hat. Genauso kam letzten Sommer dann auch noch unser neuer Drummer Stefan in die Band.


Woher kommt eigentlich der recht eigenwillige Name Nachtgeschrei?

 

Wir fanden den Namen originell – der kam aus einem Zusammenhang heraus, der uns auch zu dem Titel unseres Instrumentalsongs vom ersten Album, dem „Wuetis“ inspiriert hat. Dabei handelt es sich um eine Vorarlberger Sage, in der es um ein musizierendes Volk geht. Erstaunlicherweise ruft der Name immer wieder die wildesten Assoziationen bei manchen Leuten hervor. Dahinter wird dann zum Beispiel erst einmal eine Blackmetalattacke, oder ähnliches vermutet, hahaha.

 

Ihr habt ja nach Eurem Debüt mächtig Gas gegeben und nun gleich die zweite Scheibe hinterher geschoben. Habt Ihr soviel kreatives Potential oder unbegrenzt Zeit?

 

Leider haben wir alles andere als unbegrenzte Zeit, aber wir haben auch nicht erst nach dem „Hoffnungsschimmer“-Release mit dem Songwriting für das neue Album angefangen. Die Hoffnungsschimmerproduktion war Ende 2007 schon sehr weit vorangeschritten und wir steckten in Verhandlungen mit den Labels, sodass wir bereits anfangen konnten neue Ideen zu sammeln. Das Angebot von Massacre kam erst im Februar 08 und wir wurden uns sofort einig, wodurch Hoffnungsschimmer dann bald veröffentlicht werden konnte. In dieser Phase hatten wir schon wieder mehr Zeit, uns aufs Songwriting zu konzentrieren und im Sommer 08 haben wir dann Vollgas gegeben, unsere neuen Stücke ausgearbeitet, noch ein paar weitere geschrieben und andere wieder verworfen, sodass wir im Herbst soweit waren, ein neues Album aufzunehmen, wobei wir wirklich von diesem neuen Material überzeugt waren – sonst hätte es noch kein zweites Album gegeben

 

Wie entsteht bei Euch Ein Song? Was mir nämlich mehr als positiv aufgefallen ist, das Eure Texte sehr im Kontext zu Eurer Musik stehen, beispielsweise bei "Fernweh" hat man das Gefühl, dass die tragende Melodie die Texte noch zusätzlich unterstreichen. Entsteht also erst die Musik und dann der Text, oder umgekehrt?

 

Das läuft bei uns sehr unterschiedlich – wir haben auf der einen Seite mit Hotti und Sane zwei Songwriter in der Band, die mit mehr oder weniger kompletten Songideen in die Proben kommen, sprich einen Text und Akkorde mitbringen, was dann von der ganzen Mannschaft ausgearbeitet wird. „Fernweh“ ist eines dieser Stücke. Auf der anderen Seite schreiben Joe und ich nur Instrumentalteile, die wir dann den anderen präsentieren, worauf dann vor allem Nik und Hotti Texte schreiben. So sind z.B. „Glut in euren Augen“, „Herz aus Stein“ und „Windstill“ entstanden. Bei „Windfahrt“ war es z.b. so, dass der Text mindestens zwei Jahre ungenutzt im Proberaum lag und uns rechtzeitig wieder einfiel, als eine weitere Idee halbwegs fertig war und es hat gepasst wie die Faust aufs Auge. Und immer wird im Proberaum weiter an den Stücken gearbeitet, arrangiert, umgeschrieben und gefeilt, bis alles stimmt, wobei die Songs ihr Gesicht immer noch sehr stark verändern können.


Ist bei Euch auf den Konzerten nicht ein mächtiges Gedränge auf der Bühne? Sieben Mann sind ja wahrlich kein Pappenstil. Das können ja höchstens noch Haggard toppen...

 

Kommt auf die Bühne an. Auf einigen ist das überhaupt kein Problem, auf anderen ist es extrem schwierig, z.B. nicht von Niks Bordunpfeifen erschlagen zu werden, von Hotti niedergerannt zu werden oder sich nicht mir den Haaren in der Mechanik einer anderen Gitarre zu verfangen, hahaha. Auf kleinen Bühnen gewinnen auch die Funkanlagen eine ganz andere Bedeutung  - gerade wenn man keinen großen Bewegungsfreiraum hat, erspart man sich dadurch eine Menge Kabelsalat, Stolperfallen und Instrumentenausfälle, weil der Mitmusiker aus Versehen irgendwelche Kabel aus dem Amp zieht.

Nerven Euch die meist zitierten Parallelen zu Subway to Sally? Oder ehrt Euch ein solcher Vergleich?

 

Kommt auf den Kontext an – natürlich wird man mit den Großen verglichen und natürlich fallen die Wertungen dabei extrem unterschiedlich aus – sowohl positiv als auch negativ. Das ist völlig in Ordnung. Ehrlich gesagt kann aber keiner von uns wirklich nachvollziehen, warum uns gerade zu STS immer wieder Ähnlichkeiten und Parallelen zugeschrieben werden, aber jeder erlebt Musik ja auf seine ganz persönliche Art und Weise. Wenn ich allerdings lesen muss, bei welchem Subway – Song wir angeblich „Windstill“ geklaut haben sollen und von welcher Subway - Scheibe unser komplettes Debutalbum abgekupfert sein soll, dann platzt mir der Kragen, da fast alle von uns bis heute weder das besagte Lied noch das (schon etwas ältere) Album überhaupt kennen.


Ihr geht ja jetzt auf Tour und habt auf Gigs in den Niederlanden. Habt Ihr damit schon Erfahrungen? Gerade die Holländer sind doch was deutsche Bands mit deutschen Texten angeht, ziemlich, ich will's mal vorsichtig formulieren, unhöflich eingestellt...

 

Nein – wir sind da auch ganz unvoreingenommen. Dazu kommt aber auch, dass das kein gewöhnliches Konzert sein wird, da wir auf einer sehr großen Fantasy-Convention auftreten, was dann wohl eher Festivalcharakter haben wird und ein sehr breitgefächertes Publikum bietet, das vermutlich von überall her kommt. Aber wir würden auch jederzeit für ein rein holländisches Publikum auftreten – jetzt hast Du mich neugierig gemacht!

 

Ihr seid ja noch eine relativ junge, aufstrebende Band. Was macht Ihr eigentlich momentan noch, um Euren täglichen Lebensunterhalt zu verdienen? Oder wirft Nachtgeschrei bereits soviel ab, das Ihr mit Euren Ferraris von Stadt zu Stadt zieht?

 

Dass die Band Jung ist, bedeutet nicht unbedingt, dass wir das auch noch sind! Zwei von uns haben seit kurzem eine 3 vorne (na dann, willkommen im Club – der Verf.). Zurzeit sind wir alle noch am studieren oder gehen teils besser teils schlechter bezahlten Jobs nach. Ausschließlich von der Musik lebt momentan keiner von uns. Aber was nicht ist...

 

Welche Ziele habt Ihr mit Nachtgeschrei?

 

Ganz oben mitspielen! Jeden Sommer auf den großen Festivals auftreten, touren, Platten aufnehmen und noch viel, viel Musik machen!!  und natürlich hoffen wir, dass die Ferraris vor unserer Tür stehen bevor alle von uns die 30 überschritten haben (und zwar mit Flammen auf der Seite!!)

 

And now the famous last words...was willst Du noch loswerden?

 

Wir danken allen, die uns unterstützt haben und das auch in Zukunft tun werden!  Ihr seid die Größten!

by olaf

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