21. Juni 2025


           
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Saltatio Mortis Interview

Sieben Studioalben, eine famose Live CD und mit dem aktuellen Longplayer „Wer Wind saet“ mal eben so locker die Verkaufscharts auf Platz 10 geknackt. Dazu eine laufende Tour, die vielerorts ausverkauft ist, mit enthusiastischen Fanreaktionen und ausuferndem Gruppentanz…das Karlsruher Mittelalter-Rock Sextett Saltatio Mortis steht momentan im Zenit ihres Schaffens. Selbst wenn Kollege Torsti vom neuen Machwerk nicht so angetan schien, ich war hellauf begeistert von dieser tollen Scheibe, auf der sich mit „Salome“ mein momentaner Lieblingssong befindet.

 

Selbstredend nahm ich natürlich die Gelegenheit wahr und zerrte den Tieftöner Bruder Frank und Frontderrwisch Alea vors Mikro, um ihnen einige Geheimnisse und Infos rund um Deutschlands momentan heißeste Sackpfeifen Band zu entlocken. Es entwickelte sich kurz vor dem Auftritt im Berliner SO 36, welches ebenfalls an diesem Abend aus allen Nähten zu platzen schien, ein reges und mehr als konstruktives Gespräch.

     

Von Null auf 10 in den deutschen Verkaufscharts, was für ein Erfolg. War dieser vorhersehbar?

 

Bruder Frank (BF): Überhaupt nicht, wir haben eher Witze darüber gemacht und diverse Wetten abgeschlossen, wenn wir in die Charts kommen sollten. Diese werden uns auch noch über eine gewisse Zeit verfolgen (lacht).

 

Die da wären?

 

BF: Naja, ich muss mit Alea gemeinsam in den Urlaub, worum mich mit Sicherheit einige Fans beneiden werden. Ich hingegen muss sehen, wie ich damit klarkomme, hahaha. Die Band wir uns zum Flughafen bringen und irgendwo Last Minute auf einen Flieger setzen. Wir müssen also blind den Koffer packen und auf unser Glück vertrauen. (lacht) Das wird ein Traum.

 

Rumänien soll schön sein …

 

(alle lachen) vor allem in Januar…

 

Wer Wind saet“ ist ein saustarkes Album geworden, welches im Gegensatz zu Euren alten Veröffentlichungen teilweise mächtig rockt. Wie definiert Ihr selbst Eure Musik?

 

BF: Wir spielen Rockmusik mit mittelalterlichen Einflüssen, die die Garnierung auf unserer Musik ist und uns so in diesem Genre lässt. Wenn man unsere Vorgänger Alben hört wird jeder feststellen, das „Wer Wind saet“ die konsequente Weiterentwicklung unseres eingeschlagenen Weges ist und uns dem musikalischen Ziel immer näher bringt. Wir sind auf jeden Fall sehr, sehr zufrieden mit dem Album.

 

Alea: Wichtig ist uns allerdings, dass wir weiterhin Spielleute sind, die von den Märkten kommen. Das sind unsere Wurzeln, da wollen wir nicht weg. Wir waren dieses Jahr für fast 6 Monate auf Märkten unterwegs und das wird auch so bleiben. Wir sind Geschichtenerzählen und moderne Troubadoure…

 

BF: …und versuchen uns immer stetig weiter zu entwickeln und alle Einflüsse zuzulassen.

 

 

Das Demo zu Eurem neuen Album habt Ihr bei Dir, Frank, in Deinem eigenen Studio aufgenommen. Das war doch mit Sicherheit eine recht entspannte Arbeitsweise, oder?

 

BF: Ich fand’s sehr relaxt. Wir arbeiten eh in kleinen Teams und fügen dann alles zusammen. Meist kommen erst die Texte von unserem Drummer Lasterbalg, dem Lästerlichen, dann einige Soundfragmente und setzen sich Alea und ich zusammen und arbeiten alles soweit aus. Da wir alle untereinander vernetzt sind, ist es eine recht einfache und angenehme Herangehensweise. Die Arrangements stammen zumeist sowieso von mir und wenn ich mit jemand eine Idee ausarbeiten möchte, wird der Rechner angeschmissen und los geht’s.

 

Ein kleiner Widerspruch an sich: Spielleute und Rechner?

 

A: Anders ist es heutzutage doch gar nicht mehr möglich. Der Ablauf ist folgender: Beginnen tut es mit einer E-Mail und einem Text oder Textfragment. Dann setze ich mich Zuhause hin, verbinde meine Gitarre mit einer Soundkarte und produziere eine erste, einfach Blaupause, ohne Frickeleien oder ähnlichem. Vielleicht noch eine Dudelsack Spur und weiter geht das Teil zum Nächsten, der ebenfalls seine Ideen beisteuert.

 

BF: Und letztendlich laufen bei mir dann die Fäden zusammen. Meist lassen wir die Ideen auch ein paar Tage liegen, um einfach zu sehen, ob die musikalische Idee auf nach einer Pause immer noch zündet. Wir sind auf jeden Fall keine Band, die sich in den Proberaum stellt und anfängt zu jammen. Der von uns ausgewählte Weg ist der für uns effizienteste. Wir haben diesmal sogar einige Ideen wieder über Bord geworfen.

 

Erzählt mir doch bitte etwas über Euer neues Albumcover…

 

A: Es ist ein großes Schwert darauf zu sehen, ein ganz mächtiges Symbol. Bei den Kreuzfahrern wurde es ebenso als Kreuz verehrt. Ebenso war das Schwert immer Ausdruck dafür, über Gedeih und Verderb zu entscheiden. Es ist ein mächtiges und kräftiges Bild, was klasse auch zum Titel passt.

 

BF: Ebenso ist in dem Gemälde die Bewegung eingebaut, die uns vorantreibt und uns nicht still stehen lässt.

 

Beim Studium Eurer Texte fiel mir bei „Ebenbild“ eine Parallele zum Rammstein’s „Mutter“ auf, bei dem es ja auch um Gentechnik geht…

 

A: Das haben wir schon desöfteren zu hören bekommen…allerdings…wann hast du das letzte Mal „Mutter“ gehört…

 

Heute Nachmittag im Auto (alle lachen)

 

A: O.k….die einzige Parallele, die ich sehe, ist das Wort „Schlauch“. In unserem Song geht es ja nicht nur um Gentechnik, eigentlich mehr um Magier oder Alchemisten, die sich ein eigenes Ebenbild schaffen wollten. Ein ganz berühmter Magier, der sich damit zu Lebzeiten beschäftigt hat, war John Dee, der Hofmagier am britischen Königshaus im 19.Jahrhundert. Ebenso die Frankenstein Saga, überall geht es darum, sich ein Spiegelbild seiner selbst zu erschaffen. Diese Thematik ist so alt, wie die Menschheit selbst und wir haben das nur etwas forciert und in Kontrast zur heutigen Gesellschaft gesetzt.

 

 

Bitte kommentiert meine 4 Lieblingssongs auf dem Album. Beginnen wir bei „Letzte Worte“.

 

BF: Hehehe, ein Nachruf auf Lasterbalg da er Angst hatten, wir würden, wenn er stirbt seine Grabrede halten. Das wollte er damit verhindern (lacht). Superschöne Ballade, für die gar nicht so viele Arbeitsschritte notwendig waren. Der Songs stand relativ schnell so, wie er auch auf dem Album gelandet ist.

 

„Tief in mir“

 

A: Ein Song, der schon einige Jährchen auf dem Buckel hat. Der Text stand bereits fest, als wir „Aus der Asche“ aufgenommen haben, doch irgendwie passte es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Wir haben lange und viel an diesem Song gearbeitet, da mir und Lasterbalg die Thematik sehr am Herzen liegt. Es geht um das Eine, was unter der Oberfläche lauert und jederzeit herausbrechen kann. Und wer mit uns ein Leben zusammen führen möchte, muss dieser Bestie jederzeit ins Gesicht blicken können. Irgendwann hatte Samuel die entscheidende Idee für den Refrain und auch bei den Gesangsaufnahmen hier in Berlin wurde dann meine Stimme immer schizophrener, was perfekt passte.

 

„Rastlos“.

 

BF: Oh, „Rastlos“. Der gehörte zu den Texten, die eigentlich gar nicht vertont waren und zu der Sorte gehörte, die gar nicht aufs Album kommen sollte. Irgendwann diskutierten wir über den Opener der Platte, obwohl er es nicht geworden ist, doch die Herangehensweise stand danach für mich fest. Ich wollte einen Song, mit dem man eben auch ein Album oder Konzert hätte eröffnen können. Ich habe dann die Arrangements gemacht und sie Alea geschickt…

 

A: Und als ich die Texte durchstöberte fand ich „Rastlos“, der perfekt passte. Diesen Songs haben wir fast gar nicht verändert oder mehreren Prozessen unterzogen. Der blieb so, wie er Anfangs konzipiert war.

 

BF: Das passte einfach, dieses Getriebene und Rastlose. Nun muss ich auch erwähnen, dass wir Meister im Textbiegen sind, was die Anderen teilweise zur Weißglut bringt (lacht).

 

Und natürlich einen meiner momentanen Lieblingssongs überhaupt: „Salome’“. Wie um alles in der Welt habt Ihr Metalikone Doro dazu bringen können, mitzusingen?

 

A: (seine Augen beginnen zu leuchten) Wir haben als erstes mit rein männlichen Vocals gearbeitet doch irgendwann kam Frank an und meinte, das müsste eine weibliche Stimme singen. Die Salome war eine wilde, unzähmbare Frau, also musste die Stimme ebenso klingen. Nun kamen Lasterbalg und ich irgendwann auf Warlock und Doro, von der ich einen ganzen Haufen Platte besitze und wir stellten fest: Das würde passen. Ich bin ein riesiger Fan von Doro und bewundere sie dafür, dass sie es als einzige Frau so weit im Metal Business geschafft hat. Wir haben ihr dann einfach eine E-Mail geschickt und den Song drangehangen…und sie fand ihn geil. Das ist so unfassbar geil, das glaubst Du nicht. Auch die ganzen Percussions…der Song wurde genau das, was ich mir immer vorgestellt habe. Man macht die Augen zu und hat dieses Basar-Feeling. Der Song macht auf jeden Fall auf der Bühne mächtig Laune.

 

Dennoch… Bei Eurer Musik hätte man eher so eine Lerche der Marke Within Temptation erwartet…

 

A: hehehe, genauso war es ja auch gedacht. Es war ein absolutes Fest, sie kennenzulernen, denn sie ist ein ganz besonderer, reizender und toller Mensch.

 

Zurück zur Musik. Ist denn Eure folkloristische Seite nicht völlig konträr zu der rockigen? Wie seht Ihr diese Dualität?

 

A: Das sind zwei völlig verschiedene Welten. Wenn wir mittelalterliche Musik, oder das, was man darunter versteht, machen, dann schnappen wir uns Schellenkränze, Tamburine und einen Haufen Flöten. Für die andere, unsere rockige Seite und die daraus resultierende Lautstärke, wären wir früher auf den Märkten sofort verbrannt worden, hahaha. Auch wenn wir mit 3 Dudelsäcken aufmarschiert wären, hätte es mächtig Ärger gegeben, da die musikalische Darbietung nie lauter sein durfte, als der Marktvogt schreien konnte. Das was wir heute machen, ist eine fantastische Idee einer Welt, wie wir sie sehen, hat aber mit der typischen, mittelalterlichen Musik nichts zu tun. Außerdem kann man sich das keine 2 Stunden antun, das wird ganz schnell ganz langweilig. Wir stehen zu unserer rockigen Seite, mit dem treibenden Schlagzeug, dem Bass und all den Elementen. Das sind wir.

 

by olaf

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