26. März 2025


           
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Cripper Interview

Eine runde, eckige Sache.

 

Hoch lebe der Nachwuchs! In einer Zeit, wo man immer mehr mit zweitklassigen Scheiben von drittklassigen Combos belästigt wird, tun Bands wie die Hannoveraner Cripper mehr als gut. Ihr räudiger Thrash geht mächtig ab und mit „Devil reveals“ hat man ein famoses Scheibchen am Start. Und nun auch noch der heißbegehrte Supportslot für die Thrash Pioniere von Overkill…kann es noch besser werden?

 

Ich traf auf eine mehr als entspannte Band, die immer für einen losen Spruch gut ist und scheinbar eine Menge Spaß beim Interview hatte. Mit persönlich war es jedenfalls ein Vergnügen, über runde eckige Dinge, Nahrungsvorräten in Bärten oder Zuckerstangen im Bandnamen zu quatschen. Here weg go…

So, ich hab da mal etwas vorbereitet…

 

Britta: Da hast Du Einigen was voraus, viele kommen völlig unvorbereitet rein und haben gar keine Ahnung, mit wem sie überhaupt sprechen.

 

Auf Eurer Homepage habt Ihr Eure Biographien immer damit begonnen, Sätze zu vervollständigen. Damit will ich hier mal weitermachen…

 

Britta: Cool, hau rein.

 

Die Tour mit Overkill ist…

 

(betretendes Schweigen, welches sich in Gelächter auflöst) Britta: Eine Riesenchance, unglaublich. Es riecht nach Abenteuer, hahaha.

 

Vor allem im Bus…

 

(Gelächter) Bass-T: Noch geht’s, aber mit 20 Mann in einem Gefährt kann das schnell kippen.

 

Britta: Die Griechen riechen (Gelächter) (gemeint sind wohl die Suicidal angels – der Verf.). Nein, die Jungs sind voll in Ordnung.

 

Dann seid Ihr noch nie mit Rainbow Tours nach Lloret de Mar gefahren…

 

Britta: Doch ich. (großes Gelächter) Ich weiß, was Du meinst.

 

Die Reaktionen auf Eure Auftritte sind…

 

Dennis: Unterschiedlich

 

Britta: Normalerweise ist es ja so, das wenn ein Auftritt richtig gekickt hat, gehen auch die Verkäufe gut, wenn nicht dann nicht. Diesmal ist es irgendwie anders. Aufgrund der lokalen Gegebenheiten wird der Metal überall anders gefeiert. In Dänemark war das aber ganz extrem. Die Leute waren während des Auftritts total zurückhaltend, rannten danach aber zum Merch Stand und kauften uns die Bude leer.

 

 

 

Dennis: Was soll man dazu schon groß sagen? Mit Savage Messiah sind wir sofort super klargekommen, bei den Griechen hat es etwas länger gedauert, weil halt auch die Sprachbarriere da ist. Es klappt aber hervorragend, wir verstehen uns alle prima untereinander.

 

Bass-T, wie lange hat es eigentlich gedauert, diesen unfassbar langen Kinnbart hinzubekommen?

 

Bass-T: Seit ich in der Band bin, wächst das gute Stück kontinuierlich (im Hintergrund wird darüber gestritten, wie lang er zu Beginn war).

 

Dennis: Auf den alten Promofotos sieht man noch gut, wie das Teil im Entstehen war…

 

Britta: Wir müssen ihn ja schon zwingen, das Ding weiter wachsen zu lassen.

 

Macht sich beim Catering aber nicht so gut, wenn das Teil dauernd in die Suppe fällt…

 

Bass-T: Ich denke da praktischer. Ich hab immer ein bisschen Proviant dabei. (lautes Gelächter)

 

Wie seid Ihr an diesen begehrten Supportslot für Overkill überhaupt rangekommen? Das ist ja für eine junge Band aus Deutschland wie ein Sechser im Lotto.

 

Britta: Das ist richtig. Wir wollten nach kleineren Touren endlich einen Schritt weitergehen und einmal über die Grenzen hinaus eine größere Tour absolvieren. Es macht ja nun nicht gerade Sinn, für einen Einzelgig mal eben nach Barcelona zu fahren. Im Vorfeld hatten wir uns schon für andere Tourneen beworben, doch diesmal hat es geklappt. Durch unsere Businesspartner hatten wir frühzeitig von der Overkill Tour erfahren und Bobby (Blitz Ellsworth – Overkill Fronter) hat nach dem Hören unserer CD gemeint, das wir mitkommen dürften, wenn wir wollten. Wir hatten aber auch den Vorteil, das unsere Promotionagentur im ICS Netzwerk (gehört den Wacken Veranstaltern) verknüpft ist und da die die Tour veranstalten, sind wir reingerutscht.

 

 

Und wie war es in Braunschweig? Als Hannoveraner vorab über MySpace zu verbreiten, „Wir kommen, um Eure Stadt zu zerstören“ kommt da wahrscheinlich nicht so gut an, oder?

 

(Gelächter) Dennis: Also was Fußball betrifft, da haben wir nichts mit am Hut. Braunschweig selbst ist eine Art Homebase für uns, da in Hannover ja mittlerweile alle Clubs dichtgemacht haben. Wir haben in den letzten vier Monaten dreimal in Braunschweig gespielt und die Leute kennen uns mittlerweile recht gut.

 

Der letzte zu vervollständigende Satz: Das Tourleben mit den anderen Bands ist…

 

Britta: Total geil. (lange Pause)

Vor allem wenn man bedenkt, das bei der letzten Tour niemand Geringerer als Exodus den Support übernahmen, bzw. den Co-Headliner Posten…

 

Jonathan: Das Gleiche kannst du Exodus ja beim nächsten Mal auch fragen. Mensch, bei der letzten Tour waren ja Cripper Support…(alle lachen)

 

Wie seid Ihr eigentlich zu Eurem ungewöhnlichen Bandnamen gekommen? Wenn man googelt, erscheint eigentlich nur ihr…

 

Jonathan: HA!!!…(Gelächter)

 

Dennis: Die coolsten Namen haben eh nur Punk Bands und da waren alle schon belegt.

 

Bass-T: Eric, der Lichtmann von Overkill, hat das ganz gut auf den Punkt gebracht. Er hat natürlich auch gefragt, welche Bedeutung unser Name habe. Kurz gesagt ist es der Christmas Ripper. Wenn zu Weihnachten alle gestresst durch die Gegend rennen und man überall hin muss, obwohl man absolut keine Böcke hat. Das ist er. Da hat Eric einfach aus dem C eine Weihnachtmannsmütze und den beiden „p“ Zuckerstangen gemacht, hahaha.

 

Britta: Eigentlich war das mal ein Arbeitstitel für einen Song, wobei unsere Arbeitstitel mit „Gulasch“, „McGyver“ und „Michael Schanze“ eh etwas anders ausfallen (lacht). Irgendwie fanden wir den Namen dann recht cool, weil er nach Metal klingt und er recht eigen ist. Es gibt noch Stricksocken mit dem selben Namen und ein Teeservice…

 

Dennis: Und mein Fahrrad hieß „Clipper deluxe“, was mir allerdings erst später aufgefallen ist. (alle lachen)

 

Welche Bands haben Euch maßgeblich beeinflusst?

 

Jonathan: Wir haben versucht, so viele Stile wie möglich in unsere Musik einfließen zu lassen. Das waren anfangs Sachen wie melodischer Death oder halt der typische Thrash Metal. Es gibt andere Gruppen, die ähnlich orientiert sind und daher einen großen Einfluss auf mich hatten, wie The haunted, At the gates oder Carcass.

 

Euer letztes Album „Devil reveals“ war ja ein mächtiges Pfund. Ich hab’s mir kurz vor dem Konzert noch besorgt…

 

(ein schallendes Gelächter aufgrund meiner Freud’schen Fehlleistung)

 

Mensch, das Album. Inwieweit hat Euch die Scheibe nach vorn gebracht?

 

Britta: Da gibt es zwei Aspekte, die wichtig waren. Zum Einen das songtechnische und zum anderen die spielerische Technik an unseren Instrumenten. In beiden sind wir gereift, was sich dann auf der Platte bemerkbar gemacht hat. Außerdem sind wir mutiger bei den Songs geworden, die zwar immer noch in sich geschlossen sind, aber mehr nach vorne gehen. Die Scheibe war ein Schritt in Richtung Selbstsicherheit für uns.

 

Dennis: Nach der „Freak inside“ hatten wir noch einen Haufen Songmaterial übrig, mussten aber vorsichtig sein, dass wir uns nicht wiederholen. Da gab es Songs, die wir eigentlich schon weggeschmissen haben, alte Demo Sachen, es war ein in sich spannender Prozess zu sehen, was daraus Neues entstanden ist.

 

Jonathan: Wir waren in der vorteilhaften Situation, dass es uns niemand krumm nehmen konnte, was wir machen, da der Bekanntheitsgrad halt noch nicht sehr hoch war. Daher konnten wir noch experimentieren um zu schauen, was für uns am besten passen würde. Wir sind auf jeden Fall abwechslungsreicher geworden.

 

Dennis: Außerdem ist ein ganz wichtiger Aspekt, das wir unser erstes Album komplett in Eigenregie vermarktet und verkauft haben und mit dem zweiten einen Vertrieb und Promotion im Rücken haben, womit uns natürlich mehr Zeit für die Musik bleibt. Das erste Album hatte für uns natürlich einen Lerneffekt um zu sehen, wie eigentlich so eine Vertriebsmaschinerie funktioniert. Es war sehr lehrreich.

 

 

Kommentiert doch bitte meine beiden Lieblingssongs auf der Scheibe. „Kids killing kids

 

(allgemeine Begeisterung macht sich breit) Britta: Ein ganz schön eckiges Stück Dreck, was nicht leicht zugänglich ist. Einer meiner Lieblingssongs auf dem Album, bei dem ich aber manchmal vorgeworfen bekomme, dass er, naja, ziemlich eckig ist. Bitte schön, soll er auch (lacht). Jedes Mal wenn ich ihn höre, höre ich ihn neu, da er ziemlich facettenreich ist.

 

Jonathan: Bei diesem Stück ist es so: entweder alle finden, es ist das mieseste Stück auf dem Album, oder sie finden, es wäre das Beste. Love it or hate it. Ein Zwischending existiert da nicht.

 

Christian: (der sich inzwischen frisch geduscht dazu gesellt hat) Ein Downgroover mit vielen experimentellen Einflüssen.

 

Britta: Ich denke dass es wichtig ist, wenn du einen ambivalenten Text hast, das dieser auch zur Musik passen. Du wirst hier textlich vom Heißen ins Kalte geschmissen, das gleiche passiert mit der Musik. Eigentlich ist der Song eine runde…hmmm…eckige Sache (Gelächter)

 

Das genaue Gegenteil dazu ist für mich „I am the pit“.

 

Dennis: Den mag ich auch ganz besonders gerne. Der hat so einen schönen groovenden, rollenden Schlagzeugsound.

 

Britta: Das ist ein absoluter Livesong, den wir bislang erst einmal gespielt haben…und wenn wir ihn besser spielen können, spielen wir ihn bestimmt noch ein zweites Mal (Gelächter). Ein eingängiger und ziemlich leicht zu adaptierender Song, der mächtig abgeht.

 

Christian: Der Song ging bei mir anfangs gar nicht. Ich mochte zwar die Energie, wie er anfangs loslegte, damm damm damm…doch irgendwie konnte ich mich nicht mit ihm anfreunden. Das dauerte schon etwas und mittlerweile zocke ich ihn ganz gerne.

 

Bass-T: Schon auf der ersten Platte gab es Songs, die live richtig zündeten, aber doch eine ziemlich lange Strecke bis dahin zurücklegen mussten. Das hast du aber oft, das es Songs gibt, die live besser gehen, als auf Platte und umgekehrt.

 

Christian: Deswegen mag ich die Frage nach dem eigenen Lieblingssong auf dem Album überhaupt nicht, denn gerade dieser Diskurs „Live“ „Studio“ macht es unglaublich schwer, die Songs selber einzuordnen. Meistens ergibt sich das erst nach einer gewissen Zeit.

 

Ich habe ja selber 8 Jahre in der Hannoveraner Gegend verbracht und damals gab es so gut wie keine Szene. Wie sieht denn heute aus?

 

Britta: So gut wie tot.

 

Bass-T: Es gibt einfach keine Clubs mehr. Das Capitol ist zu groß, als das da wirklich eine Szene draus entstehen könnte. In den letzten Jahren sind 3-4 Clubs weggebrochen, mit denen man aufgrund der Größe richtig was hätte reißen können.

 

War das einer der Gründe, warum Ihr in Eigenregie die Tripple Thrash Treat Tour auf die Beine gestellt habt?

 

Christian: Nein, jede Band ein paar Gig in einen Topf geschmissen, die wir dann gemeinsam abgerissen haben. Zu dem Zeitpunkt gab es ja noch die Möglichkeit, in Hannover in einem vernünftigen Rahmen aufzutreten.

 

Britta: Im Grunde genommen ging es uns darum, live zu spielen, Spaß zu haben und eine Menge zu saufen (Gelächter)

 

by olaf

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