13. Oktober 2024


           
Feuertanz Festival 2005

 

 

 
         
 

Bericht

Am: 25.06.2005
Anlass: Feuertanz Festival auf der Burg Abenberg (Bayern)
Autoren:
Andy

Samstag, 25.06.2005

Wie im Hause Pommesgabel scheinbar üblich, verzögerte sich unsere Abfahrt nur um wenige Stunden und das völlig ohne zutun des Scheffes Torsti. Dieser räudige Bursche, den ich wie eine Mutter an meiner Brust säugte, gab nämlich vor nicht mit zum Festival zu fahren und ließ mich praktisch alleine fahren…

Die Fahrt verlief recht zügig und gegen 23 Uhr steuerte ich auch schon das Campinggelände an. Ein paar Kumpels waren derweil schon ein paar Stunden vor mir vor Ort und waren so nett, mein (nein, unser, denn so ganz alleine fuhr ich ja nicht) Zelt im Vorfeld aufzubauen (vielen Dank noch mal), was sich als kluger Schachzug erwies, denn auch in diesem Jahr suchte man eine ausreichende Beleuchtung leider vergebens. Es war ganz offensichtlich, dass das Festival ausverkauft war, denn es hatte sich schon eine Vielzahl an Besuchern eingefunden. Noch offensichtlicher machte es den Anschein, dass die beliebte Begrifflichkeit „Helga“, was gerne mal auf Festival-Camps gerufen wird, für viele Leute Neuland darstellte und permanent zelebriert wurde. Aus „permanent“ mache ich „penetrant“ und es bekommt Richtigkeit. Jedenfalls kamen wir an und telefonierten nach Trägern, die uns beim schleppen der nötigsten Mitbringsel helfen sollten. Und wer kam da mit angelaufen? Torsti! Zwar fiel mir erst alles aus dem Gesicht, weil er sein Dasein bis zur letzten Sekunde geheim hielt, doch war ich auch froh, dass das Dreamteam vereint war. Was folgte war das übliche Szenario, bestehend aus Bier, Grillen, Bier und einem obligatorischen Rundgang durch die Zeltstadt, als zu fortgeschrittener Stunde ein Sturm aufzog und damit drohte unseren Pavillon dem Erdboden gleich zu machen. Schnell eilten ein paar (wasserscheue?) Menschen herbei und so hielten wir die Behausung mit zehn Mann an allen Ecken fest und versuchten das Schlimmste zu vermeiden – vergebens. Nach gut einer Stunde war das Gröbste überstanden, doch der Pavillon überlebte es nicht.

Die Ruhe vor dem Sturm: Sonnenuntergang in Abenberg

Der Morgen darauf war dafür umso heißer und so zogen wir nach den üblichen Ritualen (Bier, Grillen, Bier) auf um die Burg zu stürmen. Aus purem Traditionsbewusstsein ließen wir es uns nicht nehmen der guten Frau Gruber (siehe Bericht 2003) einen kleinen Kurzbesuch abzustatten. „Frau Gruber, fünf Bier bitte für drei durstige Kehlen“. Sie schenkte uns für diese Ansage einen typisch mitleidigen Blick und doch waren wir glücklich, als wir mit gefüllten Hörnern weiter ziehen konnten. Der Einlass verlief relativ zügig und kaum hatten wir die ersten Schritte gemacht, stellten wir fest, dass sich im Prinzip nichts verändert hatte, im Vergleich zu 2003. Das machte es uns auch leichter uns bestens zurecht zu finden und so enterten wir erstmal die Merch-Stände, wo man doch häufig alte Bekannte trifft (hallo Egon)!

Doch dann war Aufbruchstimmung, denn die hübschen Damen von Midnattsol wollten wir uns nicht wirklich entgehen lassen!
Und so enttäuschte uns deren Erscheinungsbild auch in keinster Weise. Der gespielte nordische Folk-Metal waberte jedoch nur einer vergleichsweise geringen Zuschauermenge entgegen, doch diese schien mit der Musik durchaus etwas anfangen zu können. Von den gelegentlichen Sound-Schnitzern gegen Ende der Darbietung mal abgesehen, waren Midnattsol schon mal ein netter Anfang und das nicht nur aus optischen Gründen.

Nicht nur optisch gut: Midnattsol
Midnattsol

Dann wurde es Zeit, dass ich mir einen Platz in der ersten Reihe ergattern sollte, denn meine Lieblings-Thüringer standen in den Startlöchern: Die Apokalyptischen Reiter . Und siehe da, der Platz füllte sich merklich und erste „Reiter“ Rufe erschallten aus der Menge. Bereits mit den ersten Klängen brachten die apokalyptischen Fünf ordentlich Stimmung unters Volk und Sänger Fuchs wusste wie er die Zuschauer zur Ausgelassenheit animieren konnte. Auch wenn diese Band nicht so richtig ins Billing passte, wurde der „Super-Metal“ der Weimarer bestens angenommen und so feierte man die gelungene Setlist (siehe am Ende) tüchtig ab. Auch die spontane Wassereinlage von Frontsau Aléa ( Saltatio Mortis ) fand großen Anklang. Für mich (is klar) war das einer der besten Auftritte des Tages!

Volk-Man von Die Apokalyptischen Reiter
Die apokalyptischen Reiter

Dieser Gig und die brütende Hitze trieben mich förmlich in den Schatten, zu einem kühlen Bier. Gerade wieder halbwegs erholt, zog es uns auch schon wieder vor die Bühne, auf der sich bereits Saltatio Mortis einfanden.
Die Karlsruher Mittelalter-Rocker hatten gleich zu Beginn ein eher leichtes Spiel mit dem Publikum, was anhand ihrer fast schon permanenten Präsenz auch kein Wunder ist. Neben den Stromsaugenden Instrumenten kamen immer wieder traditionelle Krachmacher (Dudelsack, Drehleier, etc.) zum Einsatz, was dem ganzen Ambiente den nötigen Flair vermittelte. Auch ließen es sich die Totentänzer nicht nehmen, bereits einen kleinen Einblick in ihr kommendes Album ( Des Königs Henker ) zu gewähren und wurden dafür dankbar bejubelt. In einem von mir unbeobachteten Moment, hat sich Aléa im …ähm, Übereifer eine neue Frisur verpasst, woran wohl ein paar Pyros schuld gewesen sein sollen. Shit happens und dennoch kann sich die Band einen weiteren gelungenen Auftritt ins goldene Buch notieren.

Die Spielleute von Saltatio Mortis
Saltatio Mortis

Eine Band, auf die ich mich ebenfalls sehr freute, war Tanzwut . Und sie erwiesen sich einmal mehr als ein echter Höhepunkt. Allein die Optik verriet auch dem Nichtkenner, dass es sich bei Tanzwut um sehr elektronischen Mittelalter-Metal handelt und dem Kenner war klar, dass er nicht enttäuscht werden würde. Recht routiniert absolvierten die Berliner ihre Performance, was keinesfalls negativ zu bewerten ist. Zugegeben, die Aufforderung von Sänger Teufel „lasst uns durchdrehen“ kann ich bald nicht mehr hören. Nichts desto Trotz spielten sich die sieben Musiker sehr professionell und leistungsstark durch ihre kurze Diskografie und blieben bis zuletzt heftigst umjubelt. Wir wollten Spaß und den bekamen wir Dank Tanzwut auch. Großartige Live-Band und von Lügnern keine Spur!

Tanzwut
Tanzwut

Im Übrigen konnte sich das Drumherum auch wieder sehen lassen. Im Burghof boten, wenn auch im eher kleinen Rahmen, diverse Händler ihre Waren feil und so konnte man sich von Trinkhorn bis hin zum Thorhammer mit allerlei mittelalterlichem Gedöns eindecken. Natürlich war auch für ausreichend Speis und Trank gesorgt, zu relativ vernünftigen Kursen. Da ein noch heftigerer Sturm angekündigt wurde, als der, der uns in der Nacht noch überraschte, zogen wir flugs zum Zeltplatz, um das Nötigste zu sichern. Allerdings war dieses Unternehmen vergebene Mühe, zog das Unwetter doch zum Glück direkt an Abenberg vorbei. Dank der üppigen Umbaupausen waren wir rechtzeitig zu Schandmaul wieder auf dem Gelände.

Dieser sympathischen Band merkt man inzwischen leider an, dass sie nicht mehr auf Hinterhöfen spielen muss. Zumindest konnte ich mich des Eindruckes nicht erwähren, dass auch hier bereits eine gewisse Routine das Gesamtbild störte. Das tat der übermittelten Stimmung jedoch keinen Abbruch und so zauberte die Musik von Schandmaul eine regelrechte Party auf das Festivalgelände, wovon andere Bands nur träumen können. Egal ob gefühlvolle Balladen oder rockige Kracher, an diesem Abend kam einfach alles an und wurde regelrecht von den zahlreichen Fans aufgesogen. Auch die neue Single „ Bin unterwegs “ fand begeisternden Anklang und wurde, ebenso wie die bekannten Hits, regelrecht abgefeiert. Alles in Allem eine durchaus gelungene Vorstellung, die eigentlich keine Wünsche offen ließ.

Wußten wie man Party macht: Schandmaul
Schandmaul

Aus redaktioneller Sicht enttäuschend, war der Beginn von Subway to Sally . Als Bilderknipser durfte man großzügigerweise nur für die ersten drei Songs in den Fotograben, was ansich eine tolle Sache ist, wenn der Lichtmann einen Fotografen nicht mit rotem Licht verwöhnt. Davon gab es bei den ersten Stücken mehr als genug und entsprechend schlecht war auch die Ausbeute der Bilder.

Nun, was soll man über Subway to Sally noch groß Worte verlieren? Diese Band ist quasi allgegenwärtig und spätestens jeder Festivalgänger (völlig egal welches Festival) dürfte die Truppe um Fronter Eric Fish bereits mehrfach gesehen haben! Es war zweifelsfrei ein typischer Gig, an dem man sicher nichts zu mäkeln hatte. Aber auch nicht mehr. Sprach ich hier mal von einer routinierten Darstellung, so macht es bei den Subways am meisten Sinn, was aufgrund ihrer ständigen Konzerte auch kein Wunder ist. Das schien jedoch niemanden weiter zu stören und so hüpfte und tanzte man zu den zahlreichen Liedern, als gäbe es keinen Morgen mehr. Für's Auge gab es, neben Frau Schmitt, zudem nicht wenige Pyro-Effekte und als gegen Ende die ganze Burg „ Julia und die Räuber “ einstimmte, war das schon ein beeindruckender Moment. Ergo: Klasse, aber auch nicht besonders überraschend!

Eric Fish (Subway to Sally) am Microfon
Subway to Sally

Das abschließende „Feuerwerk“ möchte ich eigentlich gar nicht erst erwähnen, doch wo ich schon am tippen bin…
Es fing so harmlos an, wie es auch aufhörte und nachdem die 3-4 Raketen abgefeuert wurden, war damit der Abschluss des Feuertanz-Festivals besiegelt.

Doch bevor auch wir die Burg verließen, beschlossen wir noch kurz bei der After-Show-Party reinzuschauen, bei der sich Falk und Lasterbalk von Saltatio Mortis die Ehre gaben und einiges an cooler Mittelalter-Musik präsentierten. Auch wenn meine Wunschmusik (irgendwas von Die Apokalyptischen Reiter ) vergessen wurde, war es ein krönender Abschluss und als die beiden den Plattenteller räumten, verließen auch wir die Tanzfläche.

Der Morgen danach verlief gewöhnlich. Das gezechte Bier forderte seinen Tribut, auch wenn die Kopfschmerzen ausblieben. Dafür sorgte vielmehr ein Knabe, der seine frisch erworbene Trommel ausgiebig folterte und somit auch meine morgenmuffeligen Ohren. Ein paar autoritäre Brüller vereitelten jedoch eine Fortsetzung dessen, auch wenn noch ein paar zaghafte, aufmüpfige Trommler folgten (blöder Spinner). Die Sachen waren schnell gepackt und die Rückreise nahm ihren Lauf…

Impression zu später Stunde

Fazit: Das Feuertanz-Festival bleibt auf seine Art einzigartig und erfreut sich großer Beliebtheit, allein durch die Künstler. Dazu das wunderbare Umfeld, nebst der schönen Burg. Das Publikum streift sämtliche Altersklassen und Musikgeschmäcker, was ebenfalls für dieses Festival spricht. Preislich passt man sich den üblichen Kursen an und befindet sich somit im klassischem Mittelfeld, zumindest was die Verpflegung angeht. Auch sonst ist alles gut durchorganisiert und es ging mit Sicherheit niemand unzufrieden vom Platz.

Unterm Strich bleibt zu sagen: Bis zum nächsten mal!

Setlist, Die Apokalyptischen Reiter :

Seid willkommen (als Intro)
Wahnsinn
Warum?
Unter der Asche
Iron Fist
Reitermania
Du kleiner Wicht
Komm
Die Sonne scheint
*Drum-Solo*
Sehnsucht
Erhelle meine Seele
We will never die
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Das Paradies

Besonderer Dank & Grüße gehen an : Markus, Pierre, Matthias, Imke, Tanja, Frau Gruber, Egon, Ardor & allen seinen Groupies *sabber*, die Reiter, Martina (Dein Bier hat uns am besten geschmeckt), Lasterbalk, Falk + Thoron (für gute Unterhaltung)

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