23. Januar 2025


           
Party.San Open Air 2017

 

 

 
         
 

Bericht

Am:10.08. - 12.08.2017
Anlass: Party.San Open Air in Schlotheim (Thüringen)
Autoren:
Jens [jw], Tino [ts] & Torsti [tr]
Die Fotos schossen: Tino & Torsti

Samstag, 12.08.2017

Sideburn aus Berlin eröffnen als „Frühstücksband“ den letzten Festivaltag um 10 Uhr früh die Zeltbühne. Das Trio mit Dame am Bass lässt sich am ehesten als „Motörhead meets Elvis“ beschreiben und das Zelt füllt sich trotz der frühen Stunde zusehends. Zum Ende der Show gibt es mit „Sharp dressed man“ ein ZZ – Top Cover und der Bierstand nimmt auch so langsam wieder den Betrieb auf.

Bei den Wahlberlinern Indian Nightmare ist das Zelt für 11 Uhr mehr als ordentlich gefüllt. Die 5 Männer aus 4 Ländern spielen Black – Thrash ohne dabei rumpelig zu wirken. Einer der Herren hat sogar echte Indianische Wurzeln, die sich auf die komplette Band in Form von Kriegsbemalung statt Corpsepaint, Federschmuck an den Gitarren und Knochenschmuck am Mikro ausgebreitet hat. Der Sänger erinnert in seiner Optik und seinen Bewegungen an einen jungen Joey Belladonna, der ja ebenfalls italienische und indianische Wurzeln hat. Die Stücke vom aktuellen Album Taking back the land haben eine ordentliche Rock‘n‘Roll und Venom Schlagseite und begeistern das Publikum, was im Gegenzug die Band begeistert. Ein gelungener Start in den Tag.

Auch am letzten Festivaltag 2017 wird die Hauptbühne von einer Grindcore Band eröffnet. Den Spaniern von Gruesome Stuff Relish ist leider etwas zu kalt für die in den letzten Jahren auf der Bühne zur Schau getragenen Bademoden, was aber dem bunt Kostümierten Circle – Pit keinen Abbruch tut. Die jüngste Teilnehmerin von diesem ist übrigens 3 und läuft mit riesigen Ohrenschützern auf den Armen von Papa mit im Kreis. Konfetti fliegt, ein Besucher im Super Mario Kostüm auch, die Grindcore – Blast – Parts wechseln sich manchmal mit groovigen Death Metal Elementen ab. Die Show geht in die Beine und macht gute Laune, die Hauptbühne wäre nun auch schon einmal warm gespielt.

Nach dem fröhlichen Grindcore wird es nun mit den Iren von Mourning Beloveth düsterer auf der Bühne. Doom steht auf dem Programm, der deutlich finsterer als von den Schweden von Candlemass am Vorabend vorgetragen wird. Lava – Gitarren treffen auf gleich 2 Sänger, einer shoutet, einer singt melodisch. Warum Frank Brennan heute allerdings ohne seine Gitarre unterwegs ist, bleibt ein Rätsel. Die Songs leben von ihrer Monotonie und erschaffen eine einzigartige Atmosphäre, die so gar nicht zu der Sonne passen will, die sich ausnahmsweise auf diesem Festival auch einmal heraus traut.

Die Schweden Merciless feiern ihr 30 – jähriges Bandjubiläum auf dem diesjährigen Party.San, obwohl da die Schaffenspause in der Mitte der 90ger einfach mal mitgezählt wird. Macht nichts, ob nun 25 Netto oder 30 Brutto – Jahre, frisch wirken die Schweden heute Mittag auf jeden Fall. Der Sound kommt irgendwo aus der Ursuppe zwischen Death- / Thrash- und Black – Metal, hier und da schimmern alte Kreator und Sodom durch, Rock‘n‘Roll kommt auch nicht zu kurz. Die Mischung macht Spaß m frühen Nachmittag. Obwohl hier eine alte Band viele bekannte Zutaten verwendet, kommt eine seltener gehörte Mischung dabei heraus. Die Schweden können gern öfter kommen.

Merciless auf dem Party.San Open Air 2017
Merciless

Die Norweger Hades Almighty, nicht zu verwechseln mit den Amerikanern um Allan Tecchio, wegen denen sie das Almighty ihrem Namen hinzugefügt haben, stehen als nächstes auf dem Programm. Es gibt klassischen Norwegischen Black Metal, der hier in einer schwereren, getragenen Version umher kommt. Folk – Einflüsse fehlen dabei eben sowenig. Der 4er geht sehr ernst an seine Sache heran, verzichtet auf Corpse Paint und übermäßig stachelige Bühnenoutfits. Gut, die Lack – Leggins von Basser und Gitarrist können dieses auch nur wenig schmälern. Zwischen den Stücken werden Verse aus einer Satanischen Bibel vorgetragen. Eine angenehme Black Metal Show, die leider nicht so viele Zuschauer fand, wie Merciless vorher. [jw]

Die nächste Band auf die ich mich seit Wochen gefreut habe ist das kanadische Brutal Death Quartett Cryptopsy. Nach dem, nun sagen wir es vorsichtig, nicht ganz so tollen 2008er Album The unspoken King habe ich die Jungs auch irgendwie aus den Augen verloren. Die letzte Show, die ich gesehen habe, war dann auch im gleichen Jahr auf dem Death Feast Open Air. Daran hab ich nicht die besten Erinnerungen, insofern sind meine Erwartungen heute nicht sonderlich hoch. Auf die gerade vergangenen Europa Tour habe ich es leider zeitlich nicht geschafft. Aber heute stehe ich pünktlich vor der Bühne und schon nach den ersten Takten ist klar: Cryptopsy sind zurück und das stärker als je zuvor!

Eine unglaubliche Power, die da von der Bühne kommt und mein Grinsen wird von Sekunde zu Sekunde breiter. Eine Lehrstunde in Sachen Brutalität und Präzision, was dem Headbanger hier vor die Fresse geknallt wird. Bei der Songauswahl hat man es sich sehr einfach gemacht. Einundzwanzig Jahre nach Veröffentlichung des wohl besten Cryptopsy Releases None so vile ballern die Jungs diese Scheibe einfach von „Crown of horns“ bis „Orgiastic disembowelment“ am Stück durch. Punkt, fertig, aus. Wahnsinn und jetzt schon eines meiner persönlichen Highlights des 2017er Party Sans.

Jetzt wird es dunkel, düster und roh. Das inzwischen wohl in Seattle, USA beheimatete Duo Dagon und Incubus alias Inquisition ist schon seit 1989 aktiv und eine feste Institution im Black Metal. Live agieren die beiden, ohne sich noch einen Basser zu leisten. Gerade das macht diesen unverfälschten, typischen Inquisiton Sound aus. Viel Action ist auf der Bühne nicht auszumachen, so bleibt das wesentliche im Fokus: die Musik. Das letzte Mal, als ich das Duo live gesehen habe, fand ich die Show recht langweilig und habe die Support Bands dafür umso mehr abgefeiert. Heute muss ich zugeben, macht mir Inquisition fast schon Spaß, falls man das bei Black Metal überhaupt schreiben darf. Für meine Verhältnisse ist es zwar noch zu hell für schnörkellosen, bösen Black Metal, aber egal. Die beiden haben eine beachtliche Fanschar vor der Bühne, die die beiden Amerikaner ordentlich abfeiern.

Inquisition auf dem Party.San Open Air 2017
Inquisition

Zwischendurch mache ich immer mal wieder einen Abstecher ins Partyzelt, was Tagsüber als Zeltbühne dient. Weder die Italiener Blood of Seklusion, die doch recht durchschnittlichen Death Metal spielen, noch die Slovenen Vigilance, die eine Mischung aus Speed, Heavy und Black Metal zum besten geben, konnten mich überzeugen längere Zeit im Zelt zu verbringen.
Mal sehen, was gleich die nächste Band, auf die ich mich sehr freue, so rüberbringen kann. Davor geht es aber erstmal wieder nach draussen und vor die Hauptbühne, wo gleich das nächste Highlight auf die Besucher wartet.

Eine der einflussreichsten Death/Black Metal Bands aus den 90ern hat sich wieder zusammen gefunden und spielen einen der wenigen Auftritte in Deutschland in Schlotheim- klar, wo auch sonst.
Necrophobic aus Schweden haben sich die letzten Jahre recht rar gemacht. Der Bandstatus war doch recht unübersichtlich in der Vergangenheit. Dieses Quintett ist, genau wie im letzten Jahre schon Angelcorpse, eine Band die man erst zu schätzen weiß, wenn es sie nicht mehr gibt.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich doch viele auf den Weg vor die Bühne gemacht haben. Felldrescher Joakim Sterner ist das mittlerweile einzig verbliebende Gründungsmitglied. Ex Fronter Anders Strokirk hat auch seit geraumer Zeit wieder den Weg zurück in die Necrophobic Familie gefunden.
Von Beginn an zeigen die Skandinavier, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Mit dem Klassiker „Spawned by evil“ geht es gleich in die Vollen. Die zwei neuen Tracks „Pesta“ und „Slow asphyxiation“ von der Pesta EP, die gerade einen Tag zuvor veröffentlicht wurde, fügen sich erstklassig in die abwechslungsreiche Setliste ein. Mit Songs wie „Darkside“, „Revelation 666“ oder auch dem Rausschmeißer „The nocturnal silence“ zeigen Necrophobic eindrucksvoll, dass sie in den letzten Jahren nix verlernt haben. Ähnlich wie Nile, stehen auch für die Schweden mit St. Petersburg und Moskau in diesem Jahr zwei ungewöhnliche Städte auf der Liste und auch Tel Aviv im kommenden Jahr ist keine Standardlocation für Metal Bands.

Necrophobic auf dem Party.San Open Air 2017
Necrophobic

Mit leichter Verspätung kämpfe ich mich durch die Menge an Metallern vor der Bühne im Zelt. Atomwinter aus Göttingen stehen auf dem Zettel. Das Quartett macht seit geraumer Zeit durch gute Releases von sich reden. Zwei Longplayer, darunter auch der letzte Iron flesh haben durchweg zu guten Resonanzen gesorgt. Leider hatte ich bis dato noch keine Möglichkeit mir Atomwinter mal live anzusehen. Schon von einigen Seiten ist mir diese Band empfohlen worden. Zu recht, wie ich nach kurzer Zeit feststelle. Tight und kraftvoll zocken sich die Jungs durch ihre Setliste und haben mich schnell in ihren Bann bezogen.

Die nächsten Skandinavier stehen schon in den Startlöchern auf der Mainstage. Insomnium aus Finnland stehen für melodischen Death Metal. Seit zwanzig Jahren ist der Vierer aktiv und hat mittlerweile Sieben Longplayer auf den Markt gebracht und sich damit einen beachtliche Fanschar erarbeitet. Dieser Erfolg macht sich auch am Merchstand bemerkbar in Form von Shirtpreisen, wie sie sonst nur Headliner wie Overkill aufrufen. Fünfundzwanzig Euro für ein einseitige bedrucktes T-Hemd ist in meinen Augen etwas überzogen, aber echte Fans decken sich hier erstmal ein. Die Spielzeit von gut Vierzig Minute wird genutzt, um den kompletten neuesten Output Winter's gate am Stück zu spielen. Ok, irgendwie ist das nicht so mein Ding, obwohl die Jungs wirklich ordentlich Dampf machen. Nach einigen netten melodischen Gitarrenstrecken entschließe ich mich dennoch dazu, mich schonmal körperlich für den Rest des Abends vorzubereiten. [ts]

Der nächste Zwischenstopp sollte dann in der Tentstage stattfnden. Die deutschen Black Metaller Krater waren nun am Zug. Mit ihrem aktuellen Album „Urere“ hat das Quartett die Szene durcheinander gewirbelt. Die Reaktionen waren durchweg positiv. Schon vor einigen Wochen auf dem In Flammen Open Air in Torgau konnte ich mir die Band anschauen. Der Opener „Non serviam“ gehört aktuell zu meinen Lieblingssongs. Beim Party San ging ebenfalls die Luzie ab, allerdings hätte der Sound aber etwas fetter sein können. Aber das ist Gejammere auf hohem Niveau. Unterm Strich der zweite coole Gig innerhalb von einigen Wochen.

Schon am Autogrammstand hat man vernehmen können, dass Desaster außerordentlich beliebt auf dem Party San ist, das limitierte Tribut-Shirt der Deutschen war auch ziemlich zügig ausverkauft. Trotz der schmalen Temperaturen von knapp 14 Grad versammelte sich doch eine ganze Schar von Leuten vor der Bühne, um den Black/Thrash-Mix zu genießen. Die Koblenzer gehören ja fast schon zum „ alten“ Eisen in der deutschen Metallandschaft. Das ist nicht böse gemeint, denn die Routine ist ihnen natürlich anzumerken. „Satan’s soldiers syndicate“ ruft die meisten Zuschauerreaktionen hervor. Kein Wunder, die Bandhymne eben!

Der diesjährige Exotenbonus geht dieses Jahr ganz klar an Humiliation aus Malaysia. Der Fünfer besticht durch beinharten Death Metal, der für Fans des amerikanischen Death Metals durchaus interessant sein könnte. Der Backkatalog kann schon einige Alben aufweisen. In diesen Tagen erscheint die neue Langrille No escape. Die Livedarbietung ist völlig in Ordnung. Hier und da ist auch das ein oder andere Bolt Thrower Riff zu hören. Die Jungs kann man ruhig im Auge behalten. Ein passabler Auftritt.
Possessed aus den USA rockten nun die Mainstage. Seit gut 35 Jahren werkeln die Amis in der Szene. Mit Seven churches und Beyond the gates sollen damals bahnbrechende Alben veröffentlicht worden sein. Ich war damals 10 Jahre alt und hörte noch Metallica und Judas Priest. Die Mucke ist total an mir vorbei gegangen und auch irgendwie nicht meine Generation. Auch heutzutage kann ich mit dem Dargebotenen überhaupt nichts anfangen.

Marduk auf dem Party.San Open Air 2017
Marduk

Also Mund abputzen und weiter geht es mit Marduk! Bei den Schweden weiß man, was man bekommt. Größtenteils rasendes Black Metal Geballer mit 1-2 Ausnahmen. Mit den Titelsongs „Panzerdivision Marduk“ und „Frontschwein“ ging es dann fulminant los. „Materialized in stone“ sorgte für Hymnenhaftes. Ansonsten nichts Neues bei Marduk. Sänger Mortuus ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Frontschwein, der junge Drummer Fredrik hämmert wie ein Wahnsinniger auf seine Drums ein und Bandchef Morgan regiert mit seiner Gitarre.
Nach einer Stunde war dann auch Schicht im Schacht und ich war so langsam im Eimer. Als Tryptikon als Ersatz für Morbid Angel als Headliner angekündigt wurden, bin ich nicht gerade in Jubel ausgebrochen. Ich war und bin nie ein Celtic Frost-Fan gewesen. Deswegen kann ich nicht Objektives dazu sagen. Nach 5 Minuten verließ ich das Gelände und das Party San Festival war für mich Geschichte.

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