29. März 2024


           
Protzen Open Air 2017

 

 

 
         
 

Bericht

Am: 22.06. - 24.06.2017
Anlass: Protzen Open Air in Protzen (Brandenburg)
Bilder:
Torsti (Bands) / Katja Borns www.kabo-photografix.de (Impressionen)
Autoren: Langhammer [tl] & Torsti [tr]

Samstag 24.06.2017

Der Himmel am nächsten Morgen ist bedeckt, wodurch der Regenetations Vorgang sehr ausgedehnt werden konnte. Während Terrible Sickness als erste Band des Tages auf den Brettern standen, nahm ich die Wartezeit am, wie immer sehr empfehlenswerten, Pizza Stand in Kauf, der seinen Ofen gerade angefeuert hatte. Frisch gestärkt galt es nun sich einen Eindruck von Cryptic Brood zu verschaffen. Die Wolfsburger agieren in Ihren Songs zu teilen schon sehr doomig, aber nur um am Ende das Gaspedal durchzutreten und mit Ihrem Death/Black alles in Schutt und Asche zu legen. Für die ersten „lauten“ Stunden des Tages ein guter Beginn.
Noch vor zwei Jahren hatten Demonbreed hier in Protzen einen Ihrer ersten Auftritte. Seitdem haben sie Where Gods came to die auf den Markt gebracht und sich ein Stück weiter von Ihrer vorherigen Combo Lay Down Rotten entfernt. Mit ihrem Old School Death Metal vertreiben die fünf erfolgreich die Dämonen des Vortages. Der Hangar ist prächtig gefüllt als mit „Summon the undead“ die intensivste Nummer Ihres Debütsalbums den Weg in die Gehörgänge der Anwesenden findet.

Demonbreed auf dem Protzen Open Air 2017
Demonbreed

Nach der Umbaupause musste man sich stilistisch kaum anpassen. Revel in Flesh knüpfen genau dort an wo, Demonbreed aufhörten. In Sachen Bühnenpräsenz wünscht man den Schwaben jedoch irgendwie noch, das sie etwas Enthusiastischer zu Werke gehen. Der Auftritt wirkt Phasenweise leider etwas Steif, was durch die gute, musikalische Leistung wieder ausgeglichen wird. Mit Songs wie „In the name of the flesh“ oder „Death cult legions“ kann man auch kaum etwas falsch machen und jeder, der ein Faible für 90er Schwedensound hat, wird dafür nur ein zufriedenes, wohliges Grinsen übrig haben.
Nun wird es aber auch Zeit das mal echte Schweden ihren Sound präsentieren. Das Death Metal Trio des Nachmittags wird beschlossen von Facebreaker. Sänger Robert Karlsson, der auch schon seit vielen Jahren bei Scar Symmertry aktiv ist, zeigt sich mit sportlich moderner Kurzhaar Frisur. Je länger die Show dauerte, desto mehr beschlich mich die Sorge kaum etwas vom 2008er Album Dead, rotten and hungry zu hören. Mit „Souleater“ und den Titelsong zum Rauswurf war meine zwischenzeitlich enttäuschte Stimmung direkt verflogen. Absoluter Aktivposten und positiv ins Auge stach, während 40 Minuten der Gitarrist der auf den Namen Bendler hört. Sein Outfit und seine Statur dürften allein bei einigen Damen schon leicht vergrößerten Augen geführt haben und sein extrovertierter Tanzstil konnte auch Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Facebreaker auf dem Protzen Open Air 2017
Facebreaker

Es gibt immer wen, der beim Lesen des Namens Cliteater vor sich hin stammelt und einer kurzen Einführung bedürftig ist. Umso gradliniger ist dafür das musikalische Schaffen der Truppe. Was sich mittlerweile im Grindcore als „normal“ etabliert hat, darf auch hier nicht fehlen. So fliegen Luftballons umher und es regnet Konfetti als die Holländer über die Bühne fegen. Hinsichtlich einiger Songtitel wie „MILF hunter“, „Glory hole“ oder „Eat clit or die“ braucht es wohl keinerlei Ausführungen, der thematisierten Inhalte, hier wären wohl die einschlägigen Portale wie Youporn und Co. für alle im Dunkeln tappenden die Erleuchtung. [tr]

Funktioniert Viking Metal auf dem Protzen Open Air?? Gute Frage, wir werden es sehen! Obscurity aus den deutschen Landen feierten ebenfalls ihr 20-jähriges Bestehen. Also besteht eine kleine Parallele zum diesjährigen Protzen-Jubiläum. Auf den Ragnarök-Festival in Lichtenfels habe ich die Band einige Mal gesehen. Dort konnte man auf jeden Fall von einem gewissen Heimbonus sprechen. Man merkt in Protzen, aller Anfang ist schwer. Die Band mühte sich, die Reaktion der Anwesenden war dann doch eher gemischt. Dennoch machte die Band einen professionellen Eindruck. Eine Info gibt es noch am Rande zu vermelden. Das neue Album Streitmacht wird in Kürze erscheinen. [tl]

Während der Umbaupause spielte im Zelt das Weimarer Chaos-Quintett Disaster K.F.W. vor. Die Band um den ex-Die Apokalyptischen Reiter Drummer Skelleton hat sich den Hartlack bis zum umfallen auf die Fahnen geschrieben, wirkte aber heute durchweg sehr nüchtern auf der Bühne. Mit dem Titeltrack ihres 2015'ner Albums „Killed by dawn“ ging es rasant los, „The black death“, „Hartlack“ markierten weitere Höhepunkte, bevor es zum Ausklang das von allen mitgegröhlte „Doppelkorn“ gab. [tr]

Vui Drakh aus Halle an der Saale gehören auch zu den alteingesessenen Bands in der deutschen Death Metal Szene. Drei Alben in knapp 20 Jahren ist jetzt nicht so viel. Da erstaunt es schon, das die Band relativ weit oben in der Running Order stand. Aber okay. Roher Death Metal in Kombination mit Crust ist jetzt nicht unbedingt mein allererstes Steckenpferd. Hier das eine oder andere Bolt Thrower-lastige Riff war ganz nett anzuhören. Der Rest, naja! Vielleicht habe ich die Band auch einfach nur über die Jahre verschlafen. Kann alles sein.

Obscurity auf dem Protzen Open Air 2017
Obscurity

Bei Schirenc plays Pungent Stench möchte ich mich ehrlich gesagt kurz fassen und auch zurückhalten. In meinen Augen ein kleines Trauerspiel. Seit 13 Jahren gibt es kein aktuelles Material und man muss auch nicht jede Band reanimieren, um ein paar Euros zu scheffeln. Okay, hier und da ein Klassiker, wie Bonesawer oder Extreme Deformity, aber für mich war es einfach nur lahm und „traurig“. Aber das kann jeder für sich beurteilen. Für mich die Enttäuschung des gesamten Festivals. [tl]

Dem ungarischen Thrash Metal Kommando eilt in der Szene nicht der beste Ruf voraus, umso überraschender war dann im letzten Jahr die Bekanntgabe Ihres Auftrittes auf dem Protzen. Der Bunker ist gut gefüllt als Zoltán Farkas und seine Mannen die Bühne betreten. Mario Grimmer, dem vernehmen nach ein großer Ektomorf Fan hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Die Neugierigen machten sich schnell rar, als das Quartett spielte. Eine Hand voll freute sich und feierte gerade die älteren Songs „I know them“, „Fuck you all“, „Gipsy“, „I choke“ oder den Abschluss „Outcast“. Gerade hier hat die Band nicht nur aufgrund Ihres eigenwilligen Frontmannes, sondern auch wegen Ihrer Musik einigen Gegenwind zu ertragen, das Publikum ist größtenteils sehr reserviert, dass schöne in Protzen ist jedoch, das spätestens am Lagerfeuer alle wieder beisammen sitzen und ein friedlich, fröhliches beisammen sein genießen.

Ektomorf auf dem Protzen Open Air 2017
Ektomorf

Mit Manos ist das auch so eine Sache, man liebt oder hasst sie. Wer zu letzteren gehört, der bleibt ums Feuer herum sitzen und verpasst so schöne Sachen, wie „Hol mir 'ne Bockwurst“, „Hau auf die Sau“ oder den Klassiker „Biene M.“. Mit einem urgemütlichen Ohrensessel auf der Bühne, einem Vogelkäfig auf dem Rücken und einer Wäscheleine vorm Gesicht haben Manos alles dabei was man von den Herren kennt. Highlight des Auftrittes ist allerdings das Geburtstagsständchen das Mario und Andrea entgegen nehmen dürfen. Begleitet von lauten Protzen Sprechchören versucht Mario noch ein paar Worte an die Anwesenden zu richten. Herzlich, nett und absolut unterstützenswert!

Somit neigt sich der letzte Festivaltag dem Ende. Es hat sich mal wieder gezeigt, das Protzen ist eines der wenigen Festivals, das sich nach 20 Jahren immer noch zu den gemütlichsten zählen kann. Alle Leute vor Ort sind Teil einer gewachsenen Familie, die sich jedes Jahr über die Zusammenkunft freut. Es gibt kaum eine Band die sich im Laufe ihrer Auftritte nicht beim Veranstalter bedanken und die sich daran erfreut, dass hier nach wie vor alles beim alten ist. Die Bands danken es mit Demut und die Fans mit einem beinahe klinisch reinen Camping Areal nach den zwei Tagen. Auf die nächsten 20 Jahre und das uns dieses Kleinod in dieser schnelllebigen und nach Wachstum strebenden Zeit noch lange erhalten bleibt. Die Pommesgabel verneigt sich! [tr]

Protzen Open Air

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