29. März 2024


           
Rock Hard Festival 2017

 

 

 
         
 

Bericht

Am: 02.06 - 04.06.2017
Anlass: Rock Hard Festival im Amphitheater (Gelsenkirchen / NRW)
Autoren & Fotos: Roland [rw] & Torsti [tr]

Samstag, 03. Juni 2017

Leider ist der Einmarsch der Fans ins Rund des Amphitheaters am Samstag weniger gut über die Zeit verteilt als am Vortag und so kommt es zum Start der ersten Band zu langen Schlangen vor dem Einlass. Dies hat zur Folge, dass auch der Verfasser dieser Zeilen leider einen guten Teil des Sets von Monument verpasst. Verdammt!

Umso erfreulicher zu sehen, dass es dennoch bereits viele Leute rein und insbesondere auch vor die Bühne geschafft haben, denn die Vorstellung der Truppe aus London ist absolut sehens- und hörenswert. Stark geprägt durch die NWOBHM im Allgemeinen und Maiden im Speziellen gibt es also klassischen Metal, der wie in "Lionheart" aber auch gerne mal ein Running Wild Riff unters Bangervolk bringt. Neben Sänger Peter Ellis, der stimmlich immer wieder stark an Dickenson erinnert, präsentiert sich die gesamte Band tight und spielfreudig. In Verbindung mit dem reichlichen Einsatz an Rauch und Flammensäulen und den zum Teil euphorischen Publikumsreaktionen will man gar nicht meinen, hier den Opener des Tages auf der Bühne zu haben! Auch die kurze Ansprache in Bezug auf den nötigen friedlichen Zusammenhalt in diesen bewegten Zeiten bringt der Truppe Sympathiepunkte und so ist es nicht verwunderlich, dass Monument nach dem abschließenden "Rock the night" unter großem Jubel die Bühne verlässt.

Die im Anschluss aufspielenden Ketzer sind für mich persönlich eine der Überraschungen des Tages. Die komplett in schlichtem Schwarz gekleideten Herrn aus Bergisch Gladbach überzeugen mich mit einem erstaunlich facettenreichen und kompetent dargebotenem Mix aus Black-, Thrash-, Goth- und wer weiß was, das mich ein ums andere Mal aufs angenehmste an Truppen wie Tribulation erinnert. Die Atmosphäre und das Tempo variieren von schleppend atmosphärisch ("Starless") bis hin zu brachialen Knüppelattacken ("Satan's Boundarie's Unchained"). Also nix mit Stumpf ist Trumpf. Sinnbildlich für diese Überraschung im Allgemeinen steht auch das fies tiefe Backing-Geröchel, dass sich aus der Kehle des schmächtigen Bassisten mit dem Errol Flynn Gedächtnisschnäuzer ergießt. Expect the unexpected!

Ketzer auf dem RockHard Festival 2017
Ketzer

Ich liebe die Hartwurstszene im Allgemeinen und das Rock Hard Festival ganz besonders für seine große Bandbreite, die Musikverrückte im positivsten Sinne zusammenbringt, die im Hirn-, im Herz- und in den Ohren offen sind. Denn mal Spaß beiseite, breiter gefächert als mit den ersten drei Bands des Tages kann es auf einem Festival doch wohl kaum zugehen.

Natürlich scheiden sich auch am The Night Flight Orchestra die Geister und so manch ein Besucher wendet sich mit Grausen ab, aber unterm Strich wird der Mut der Band wie auch der Veranstalter belohnt. Der Wechsel von den harten Ketzern zum extrem melodischen AOR der Band um Björn Strid (Soilwork), der in bester Tradition der goldenen 80er und Bands wie Foreigner oder Survivor steht, gelingt erstaunlich problemlos. Und der zweifelsohne exotischste Farbtupfer im bunten Billing des Festivals schafft es, mit größtenteils aktuellem Material durch sämtliche Schichten zu begeistern. Selbst düstere Venom Kuttenträger und bärtige Slayer Leibchenbesitzer bringt die Performance der Schweden dazu, mit einem verträumten Grinsen ihrer Kindheitstage zu gedenken und durch die Gegend zu schwofen. Obendrein kann hier auch das Auge mithören, denn von den gewagten Sakkos und Hemden der Herren über die Pornosonnenbrille des Fronters bis zu den Background singenden Stewardessen ist hier alles stimmig. Die Festival Airline schlechthin!
Übrigens ist die Band in keinster Weise abgehoben, sondern bodenständig und eher Fan nah, wie sie später mit einer kleinen Akustiksession mitten auf dem Hauptparkplatz des Festivals unter Beweis stellt!

The Night Flight Orchestra auf dem RockHard Festival 2017
The Night Flight Orchestra

Skyclad sind eine Institution. In den frühen Neunzigern durchaus in aller Munde, wurde es im Laufe der Zeit recht still um die Band und sie hat es nie wirklich bis weit nach oben geschafft, obwohl sie zweifellos eine der Mitbegründer eines ganzen Genres war. Auch hier und heute gehen die sympathischen Folk-Metaler mit Handicaps ins Rennen, denn sie müssen leider ohne ihre verletzte Violinistin Georgia Biddle auskommen und haben zusätzlich mit den ersten Regentropfen des Tages klarzukommen, die den ein oder anderen Besucher verschrecken. Obendrein ist der Sound nicht wirklich knorke. Doch auch diese Umstände nehmen dem Pulk auf und vor der Bühne nicht ihren Spaß und mit einer Setlist, die bunt gemischt weite Strecken der über 25-jährigen Karriere abdeckt ("Spinning Jenny", "Another fine mess", "Starstruck"), und dem ein oder anderen kritischen Statement in Richtung Trump und Brexit können die Briten bei der anwesenden Bangerschaft punkten. Auch mich packt die Vorstellung im Laufe der Zeit immer mehr und spätestens mit dem abschließenden Tripple "Inequality street", "Emerald" (Thin Lizzy) und "Thinking allowed" habe nicht nur ich eine Menge Spaß. Gut, dass es diese Truppe nach wie vor gibt! [rw]

Schluss mit Lustig! Jetzt wird’s Death Metal! Seitdem sich Asphyx 2009 wieder zusammen gefunden haben, kennt die Band nur noch eine Richtung und die ist vorwärts. Alle seitdem veröffentlichen Alben bilden heute den Kern der Songauswahl, umgarnt werden die neuen Klänge mit den Klassikern „Vermin“, „Last one on Earth“ und „The rack“. Gerade die neuen Songs sind es, die beim Publikum heute den meisten Anklang finden. Bei „Deathhammer“ recken hunderte Fäuste in die Höhe und man merk förmlich wie die Meute nach Death Metal lechtzst. Martin van Drunen ist trotz seiner kontroversen Stimme, ein absolut sympathischer Frontmann, der keine Mühe hat das Publikum durch das einstündige Set zu navigieren. An der ein oder anderen Stelle hatte ich das Gefühl, die Songs klingen etwas schneller als ich es gewohnt war, kann aber auch daran gelegen haben, dass die Spielzeit wie im Fluge an mir vorbeirauschte.

Asphyx auf dem RockHard Festival 2017
Asphyx

Wer seine Show mit dem Klassiker „Bounded by blood“ eröffnen kann, ohne dabei an Hitpotential zu verlieren, der hat im Prinzip alles richtig gemacht. Exodus haben müssen heute wieder mal auf Gary Holt verzichten, was sie jedoch nicht davon abhält ein Feuerwerk an Songs raus zuhauen. Die Bay Area Thrasher können auch kaum verlieren, denn wer Becher der Marken „Bounded by blood“, „Faboulus desaster“ oder „The toxic waltz“ im Gepäck hat, der verursacht bei etlichen Headbangern schon ein freudiges Grinsen. Die Songs werden ambitioniert ins Publikum geschleudert und vor dem Absperrzaun verdichtet sich das Gedränge mit jedem Song zusehenst.

Bevor es in den dunklen Teil des Abends geht, genießt jeder mit D-A-D noch mal Sonnenschein und großes Entertainment. Allein was an Bühnenequipment innerhalb der Umbaupause aufgefahren wird, ist schier unglaublich. Bei welcher Band thront denn bitte der Drummer sonst auf einem geblümten Sofa??? Hier ist ganz klar Entertainment im Vordergrund, so das von den Dänen eigentlich niemand enttäuscht werden kann. Wer musikalisch mit „Girl nation“, „Riding with Sue“ oder „I want what shes got“ nicht viel anfangen kann, der genießt einfach das Entertainment auf der Bühne, bestaunt die Basssamlung von Stig Pedersen oder zelebriert den funken sprühenden Helm des absoluten Aktivpostens. Bonus Punkte in Sachen Sympathie sammelt Fronter Jesper Binzer mit seinen deutschen Ansagen.

D-A-D auf dem RockHard Festival 2017
D-A-D

Wer Behemoth in den letzten Monaten bereits Live gesehen hat, den erwartet heute eigentlich nichts Neues. Wie ich Gesprächen meiner Nachbarn entnehmen kann, geht es nicht nur mir so, dass die Polen gefühlt den Sprung in die Champinons League mit ihrem letzten Album The Satanist geschafft haben. Die Show ist auch nach mehrmaligem sehen mächtig und zieht mich von Beginn an in Ihren Bann. Eingeleitet von dem Atmosphärischen „Blow your trumpets Gabriel“ startet eine rasante Fahrt durch knappe 90 Minuten Black/Death Metal. Herausragend sind nach wie vor der Full-Spead-Ahead Knaller „Ora pro Nobis Lucifer“ und das dagegen sehr gediegene „O Father O Satan O Sun“. Mit Rauchsäulen, Feuer und allem Hokus Pokus ist heute beinahe jeder anwesende in den Bann gezogen. Eine Publikumsflucht wie am Abend zuvor ist nicht zu beobachten, was als ein weiteres Qualitätsmerkmal verbucht werden darf. In diversen Gesprächen kam immer wieder zur Sprache, dass RockHard hätte keinen wirklich wahren Headliner, Behemoth beweisen jedoch das Gegenteil. Auch ein Underdog kann Titel gewinnen! Mit „Chant for Eschaton 2000“ und schwarzem Konfetti werden alle in die Nacht geschickt oder ins Party Zelt wo bis in den frühen Morgen nicht nur der Bär steppt.

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