| 13. Oktober 2024
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With Full Force 2015 |
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Bericht Am: 03.07. - 05.07.2015 Epilog Ein, sagen wir wohlwollend, recht interessantes Festival, welches wir da besucht haben. Das Gelände des Flugplatzes Roitzschjora in der Nähe von Leipzig wird einmal im Jahr umfunktioniert um in der exklusiven Szenerie einer mittlerweile vollgelaufenen Kiesgrube das With Full Force – Festival zu feiern. Fast schon obligatorisch war selbstverständlich auch in diesem Jahr, mittlerweile zum 12. Mal, die Pommesgabel vor Ort vertreten um euch von diesem Spektakel zu berichten. Die Frage, ob das Festival gut oder schlecht ist, dürfte allgemein für geteilte Meinung sorgen. Bei mir selbst ist es jedenfalls so. Das Festival an sich ist mit seiner markanten Landschaft absolut unverkennbar, das Lineup ist recht wild und gewagt durchwachsen, glänzt aber durch einige sehenswerte Schätze der Kunst. Wirklich seltsam wirkte auf mich nur das Publikum. Am Tag der Anreise waren es immer noch ungefähr 94°C in unserem Bus, als wir endlich so gegen 23 Uhr auf dem für uns vorgesehenen Parkplatz des Festivals ankamen. Wie immer an dieser Stelle, machten wir uns sofort daran unser Camp aufzubauen, bzw. beobachteten wir wie es sich im Grunde fast von selbst ausklappte, tranken auf die erledigte Arbeit ein schnelles Feierabend Bier und begannen das Wochenende mit einer Inspizierung des noch abgesperrten Festival Geländes. Bereits bei der Visite des Campingareals fiel auf, dass die Gäste hier offenbar noch weniger Wert auf Sauberkeit legen, als man es ohnehin schon vermuten würde. Einige Plätze sahen bereits an diesem Abend aus, wie man sie sich in Wacken etwa am 12. Tag vorstellen würde. So fand sich hier und da unter diesen typischen, auf einer Seite eingeknickten Pavillons, das ein oder andere brennende Sofa. Im Hintergrund, von unfassbaren Mengen Müll bedeckt, stöhnten sporadisch verteilt einige Bierleichen. Es schien, je weiter wir hier vordrangen, dass die umherirrenden Bierzombies mehr und mehr an menschlicher Lebenskraft verloren. Da mit dem Campingplatz also offenbar alles in Ordnung war, machten wir kehrt und gingen Richtung Partyzelt um uns unter das hiesige Volk zu mischen. Dort angekommen, wurde ziemlich schnell klar, dass sich das mit dem Untermischen schwierig gestalten könnte. Zur Verdeutlichung umreiße ich kurz die Szene: auf einer Art Wachturm stand gut geschützt eine Art DJ und spielte, zum Scherz wie ich hoffte, alle möglichen Hits der Popmusik aus den 90er Jahren. Am Fuße des Turms versuchte eine Traube von Menschen ihr Möglichstes sich mehr oder weniger rhythmisch zu diesem akustischen Stuhlgang zu bewegen. Mit entsetzter Panik im Gesicht, blickte ich fragend zu Torsti, welcher nur einen Mundwinkel hochzog und beschwichtigend nickte um mir zu antworten. Verstört sah ich mich weiter um und versuchte verzweifelt die Situation zu erfassen. Die Leute um uns herum waren für ein Metal-Festival ziemlich seltsam gekleidet, befand ich. Man stelle sich einen herkömmlichen, aus Mitteleuropa stammenden, etwa 16-20 Jahre alten jungen Herren vor, welcher in Skatersneekern der Marke Vans, Bermudashorts, einem System of a Down-Shirt, eine dieser GTA-Franklin-Gedächtnis-Base-Caps mit geradem Schirm auf dem Kopf und einer knallgrünen Hipster Sonnenbrille auf der Nase, mit beunruhigender Präzision den Macarena tanzt. Genug Eindrücke gesammelt signalisierte ich, dass ich nun bereit sei wieder zum Bus zurückzukehren. Freitag 03.07.2015 Von schrecklichen Alpträumen über Zombies mit quitschbunten Brillen, die meine Kutte zu essen versuchten, geplagt, erwachte ich am nächsten Tag etwa gegen Mittag bei ungefähr 76°C im Bus. Schweißgebadet stolperte ich nach draußen, wo ich auf Torsti traf, der grade damit beschäftigt war eine Solarzelle aufzufalten um die Batterie des Busses zu laden. Ich riss mir eine eiskalte Dose Bier auf, trank sie etwa bis zur Hälfte in einem Zug aus und ließ mich erschöpft in einen der Campingstühle fallen. Suicidal Angel waren die Ersten, die das versuchen durften und sie machten es gar nicht mal so schlecht. Leider fanden sich nur wenige Fans vor der Bühne, was eindeutig auf die unerträgliche Hitze zurückzuführen war. Davon völlig unbeeindruckt, knüppelten die Thrashmetaller aus Griechenland ihre Riffs Marke Slayer nieder und ließen sich dafür absolut verdient von ihren Fans feiern. Auf der Suche nach einer Erfrischung liefen wir anschließend eine Weile umher und erreichten schließlich die hiesige Fressmeile. Sofort fiel auf, dass sich hier statt den gewohnten 50 Würstchenbuden, ein vegetarischer Stand an den nächsten reihte, scheinbar Einer veganer als der Andere. Gott sei Dank, fanden wir mittendrin auch einen Eiswagen. Wir kauften uns jeder eines und schlenderten noch ein wenig weiter bis wir in den Non-Food Bereich kamen. Normalerweise für diese Stände übliche Handelswaren sind z.B.: Patches, Ketten, Ringe und, neben anderem Sammelgeraffel, haufenweise Nietenarmbänder. Nicht so auf dieser Großveranstaltung: Hier beschränkte man sich hauptsächlich auf bunte Batiktücher, T-Shirts, Franklin-Caps mit geradem Schirm und wirklich ausnahmslos an jedem Stand erhältlich - neonfarbene Hipster Sonnenbrillen. Ein bisschen enttäuscht und auch allmählich um meine Fassung besorgt, stapfte ich missmutig, weiter mein Eis leckend, den Weg zurück zur Bühne Torsti hinterher und überlegte die ganze Zeit was denn bloß hier los war. Konnte es wirklich einfach das sein, was man in diesem Teil des Landes unter Metal versteht oder waren wir auf eine neue invasive Spezies gestoßen? In dem Fall obläge uns als Entdecker das Namensrecht und wir würden sie „grave metallum- ridiculum vitra“ oder zu deutsch, „Metal-Hipster“ nennen und könnten sicherlich in einem der umliegenden Wälder eine Art Reservat abstecken wo sie friedlich bei einander leben könnten. Den Gedanken noch nicht zu Ende gesponnen, betraten auch schon Fear Factory die Bühne und verhinderten mit „Shock“ als Opener, jegliches weitere Ausschmücken. Sänger Burten C. Bell bemängelte in der kurzen Pause zu „Soul hacker“, dass etwas mit seinen Clean-Vocals auf dem Monitor nicht stimmte. Spätestens bei „Replica“ wurde jedoch klar, dass dieses Problem offenbar auf ihm selbst beruhte. Während seine Shouting Parts gewohnt roh und knackig von der Bühne ballerten, fiel es ihm in den Clean Passagen sichtlich schwer auch nur einen geraden Ton heraus-zubekommen. [sj] Die Entwicklung des Full Force hat sich in den letzten Jahren immer mehr in Richtung Core bewegt und was das bedeutet konnte man bei Carcass wunderbar beobachten. Während bei den vorherigen Bands ordentlich was los war, konnte man bei den Briten breitarmig in die erste Reihe toben. Schade für die Künstler, schön für uns. Jetzt wo die Sonne allmählich das Gelände in Frieden lässt fängt es auch an Spaß zu machen. Zu Klassiker wie neueren Songs konnte gebangt werden ohne das Gefühl zu bekommen gleich aus den Latschen zu kippen. Grandiose und schnörkellose Leistung, Core Kids, hier könnt ihr mal sehen wie Metal funktioniert! Zeitgleich gaben auf der Zeltbühne Die Kassierer ihr allzweijähriges Gastspiel. Was soll ich sagen? Das Dingen war bis weit hinter die Stützpfeiler gefüllt und von der musikalischen Darbietung konnte man fast nix wahrnehmen, da die Meute textsicher wie sonst nur wer, aus vollem Herzen die üblichen Klassiker wie „Blumenkohl am Pillemann“ oder das unvermeidliche „Das schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“ mitkrakehlt. Der letzte Song war gerade verklungen, da kamen Sie alle aus Ihren Löchern gekrochen und bauten sich für Parkway Drive auf. Zur Hölle, was mach ich hier eigentlich? Natürlich bin ich auch mal empfänglich für etwas Core Zeug, aber was bitte war hier los? Gute Metal Bands werden vernachlässigt und neue Sternchen werden frenetisch ab gefeiert... Ich könnte an dieser Stelle nicht mal lästern, da die Australier wirklich jedem mit aller Macht in den Arsch treten und sich durch den Publikumszuspruch allein und die musikalische Darbietung den Headliner Slot verdient haben. Mit „Vice grip“, „Wild eyes“ oder „Deliver me“ komme auch ich wunderbar zurecht. Mit Flammenpyro schafft das Quintett auch die nötige Atmosphäre, dennoch tritt ein leichtes Unwohlsein auf, wenn ich mich auf meinem einstigen, als Wohnzimmer, betitelten Lieblings Festivalgelände befand.
Knüppelnacht Nach dem überstanden Core-Gemetzel geht es nun endlich zu meinem persönlichen Highlight rüber ins Zelt. Die Eröffnung der diesjährigen Knüppelnacht gebührt den Österreichern von Belphegor. Mit der gewohnten, anstößigen Bühnendeko, bestehend aus Gasmasken und diversen Knochen-Accessiors, getaucht in rotes Licht brettert Helmuth Lehner mit seiner Gefolgschaft durchs Set und knattert „Bondage goat zombie“ sowie „Lucifer incestus“ ins Publikum. Das anfangs noch sehr zahlreich anwesende Volk lichtet sich in den 40 Minuten des Auftritts merklich, was aber eher am Desinteresse als an dem Auftritt liegen muss. Mit den anschließend auftreten Master hatte ich mein Tagesziel heute erreicht. Herr Speckmann war beachtlich bei Stimme und konnte sich noch über ein halb gefülltes Zelt freuen. Auch wenn die Band sich nicht neu erfindet so hat dieser Auftritt doch etwas erhabenes und wer den Backkatalog, wie ich, nur spährlich kennt, freut sich über die bekannteren Tracks „Judgements of will“ oder „Slaves of society“. Die Zeit verging wie im Fluge und meine Müdigkeit bangte ich indes locker weg. Irgendwie hat mich in der Vergangenheit der Bandname immer abgeschreckt mich dort mal hinein zuhören, aber das ich heute so weggeblasen werden würde hätte ich mir nie erträumt. Diese Mischung aus Black und Thrash Metal, gepaart mit dem Gesang, den Aura Noir abfeuern ist eine tödliche Mischung für mich. Dabei ist die Bühnenshow nicht mal spektakulär oder so. Das letzte Mal so gefühlt hab ich mich 2007, im Schlamm stehend auf dem Party.San als Bewitched mein Weltbild auf links krempelten. Mir einen Song zu notieren ist in meinem Begeisterungssturm gänzlich untergegangen, aber das war es wert! Rock'n'Roll und so! Derart gepusht war es dann jetzt auch nicht mehr weit um den Abschluss 2015ner Knüppelnacht mitzumachen. Vor einem sichtlich leer gewordenen Zelt stapften um 4:00 Uhr 1349 auf die Bühne. Die Band, die sich nach dem Jahr benannte in dem die Pest Norwegen erreichte, trieb den letzten Nasen den Teufel mit dem Beelzebub aus. „Sculptur of flesh“ oder „Atomic chapel“ bildeten ein Grundgerüst. Der Gesang vom bös geschminkten Fronter Ravn lies einem das Blut in den Adern gefrieren, was angesichts der noch immer um die 20 Grad herrschenden Außentemperaturen ziemlich wohltun sein konnte. Das Morgenlicht schimmerte schon langsam und anschließend war es Zeit sich in Richtung Camp zu begeben, es sollte aufgrund der Temperaturen eine kurze Nacht werden. [tr] |
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