Der Altmeister, der Hitbeschwörer, der Unverkennbare hat zu Jahrensanfang ein Ausrufezeichen gesetzt, das beinahe komplett an mir vorbeigeschlittert wäre. Besser spät als nie könnte man sagen - bin ich doch jetzt in den Hörgenuss gekommen und in der Lage, folgendes auf den Punkt zu bringen:
Marilyn Manson ist ein großer Künstler unserer Zeit. Nach Tanzhallen füllenden Markenzeichen wie "The Beautiful People" und/oder "mOBSCENE" hat er mit The Pale Emperor ein instrumental quasi härteloses Album auf den Markt gebracht (Stichwort: Alternative Rock). Effekte und Elektrospielereien stehen bei ihm natürlich weiterhin hoch im Kurs, nur dieses Mal überwiegt seine düstere, perfekt in Szene gesetzte Lyrik, die selbst die sanft-gefälligen Untermalungen nicht aufhellen können.
Der kreative Herr zeigt sich von seiner zeitlosesten und dementsprechend mutigsten Seite. Ohne endlos Bombast auszukommen - wer traut sich das schon und wer schafft es letzten Endes damit ?!? - wird auf bzw. mit The Pale Emperor nicht nur beantwortet, sondern mit ganzem Können unterstrichen. Irrelevant, welchen Songs man herauspickt: Erst noch einlullend, final hingegen erstklassig mit außergewöhnlichem Tiefgang. Boomarang-Effekt à la Marilyn Manson.
Einzig unschöner Nebeneffekt ist die Tatsache, das während der Produktion seine Mutter verstarb... Möge sie in Frieden ruhen und sie die in diesem Fall mit Sicherheit ungewöhnliche Album-Widmung ihres Sohnes - dort, wo sie über ihn wacht - ehren.
Fazit: Hörgenuss für jede Tafelrunde, die sich im Klaren ist, dass gute Musik auch abseits von Moshpit-Aktivitäten und ohne TV-Serien-Hinweis ("Salem") bewegt.