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16. Juni 2025
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Review |
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Rammstein - Rosenrot |
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Nachdem ich – wie bei jedem Rammstein-Album – so einige Zeit gebraucht habe, um das Gehörte „in mich aufzunehmen und zu verdauen“, findet ihr hier jetzt auch meinen Review zum neuesten Werk des Sextetts, „Rosenrot“, was zum Teil aus neuem, aber auch aus älterem Reise, Reise-Material besteht. Als erstes dröhnt einem die für meinen Geschmack textlich etwas zu platte Vorabsingle „Benzin“ entgegen, ein einfaches Riff mit etwas Synthie-Krimskrams, musikalisch halt typisch Rammstein, woran nun auch nichts weiter auszusetzen sei. „Mann gegen Mann“ bringt dann zu einem netten Riff und in den Versen einem Basslauf schon etwas mehr Inhalt hervor; zum Glück ist das auch bei den folgenden Songs nicht anders, es geht um die dunkle Seite der Liebe und die oft schrecklichen Abgründe und die Zwiespältigkeit der menschlichen Seele. Dennoch bzw. genau deshalb empfehle ich, sich ein wenig Gedanken über die Abteilung Lyrik auf "Rosenrot" zu machen, denn die Interpretationsmöglichkeiten sind bei kaum einem Lied nach dem ersten Hören vollkommen ausgeschöpft – eigentlich wie immer, wenn ich das an dieser Stelle einmal anmerken darf. Nun folgt also der Titelsong „Rosenrot“, der mich auf Anhieb überzeugt, sowohl textlich als auch musikalisch. Rammstein zitieren hier Goethe und die Gebrüder Grimm, geben noch ein paar eigene Zeilen dazu und kombinieren das mit einem guten, melodischen Rockrefrain und recht basshaltigen Versen; absolut berechtigt die nächste Single (voraussichtlich 2.12)! „Spring“ ist nun ein etwas ruhigerer Song (wenn auch ein kleines Metal-Riff nicht fehlen darf), der stilistisch ein wenig an „Mutter“ (den Song, nicht das Album) erinnert und ein in unserer Gesellschaft wohl doch sehr weit verbreitetes Thema anspricht: Sensationshunger. Die Menschen wollen eigentlich gar kein Happy End. Sie wollen ehr den möglichst spektakulären Tod eines Menschen sehen und dabei in der ersten Reihe stehen und Beifall klatschen. Tolle lyrische Umsetzung dieses nicht ganz einfachen Themas und auch ein sehr schlichtes und kurzes, aber gut gespieltes (und auch sehr geiles) Solo. „Wo bist du“ ist dann, wie sich leicht vermuten lässt, ein nettes Ballädchen, das sich qualitativ problemlos in den Top 3 der ruhigeren Rammstein-Songs festsetzt. Tja, und jetzt mit „Stirb nicht vor mir (Don’t die before I do)“ schon wieder ein Song der Marke langsam, sogar vollkommen ohne distorted Guitars. Langsam muss man sich doch fragen, ob der Rammstein'sche Verpoppungs-Prozess, der auf "Reise, Reise" vor allem mit „Amerika“ schon angedeutet wurde, so ganz schleichend weitergeht… Aber gut, das Duett mit Texas-Sängerin Sharleen Spiteri geht so gerade noch durch, hört sich ja auch zugegebenermaßen gar nicht mal so schlecht an. „Zerstören“ macht seinem Titel dann aber alle Ehre, ohne allzu monoton zu werden und ruft endlich mal wieder eine angenehme Bang-Stimmung hervor. „Hilf mir“ bezeichne ich einfach mal als ‚normal’. Kein Lückenfüller, aber auch nicht allzu genial. Für die größte Abwechslung sorgt das recht ‚trompetenlastige’ und auf spanisch gesungene „Te quiero puta!“ („Ich liebe dich, Schlampe“), das auch ganz nett abgeht, einen hübschen Mitgröhlrefrain vorlegt und textlich recht versaut sein soll. Die beiden letzten Songs sind schon wieder recht ruhig, wobei der Schock wegen der akustischen Gitarre nach „Los“ (2004) nicht mehr ganz so schlimm ist. „Feuer und Wasser“ geht zum Ende hin noch ein wenig auf und meine geliebten distorted Guitars dürfen auch mal wieder ran. „Ein Lied“ entfaltet sich ebenfalls, allerdings bleibt es hier bei der A-Gitarre; ein guter Schluss. Allgemein ist mir der Bass häufig positiv aufgefallen: die Läufe werden besser eingesetzt, wie ich finde. Die Drums sind über die Jahre umfangreicher und klanghaltiger geworden, was den Songs auf „Rosenrot“ nur allzu gut tut. (Ich Poet ;-) ) Ehr kritischer beäuge ich die angesprochene Verpoppung Rammsteins. An sich ist nichts gegen gute Melodien und akustische Gitarren hervorzubringen, aber haben wir davon nicht schon genug auf der Welt? Rammstein haben auf dieser Scheibe ihren eigenen Stil Gott sei Dank keineswegs verloren o. Ä., aber muss der Ruhe-Anteil denn so schrecklich hoch sein? Für ein allgemein (überraschend) gutes Album gibt’s von mir 9 Pommesgabeln, denn auch die langsamere Gangart kann mal ab und zu Spaß machen, wenn man sich drauf einlässt (dies ist keine Aufforderung so weiter zu machen). Bewertung: by anni
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