Ich gebe es unumwunden und ohne Scheu zu, das ich von Nachtgeschrei bis Dato noch nie was gehört habe. Dieser Umstand hat sich mit dem Zweitwerk „Am Rande der Welt“ gehörig geändert, denn selten hat mir ein Mittelalter-Metal Album so viel Spaß gemacht, wie dieses. Nach der genialen „Nord-Nordost“ der Subways hat mich keine Band aus diesem Genre mehr so gepackt, wie Nachtgeschrei. Soweit so gut, Schluss mit der Lobhudelei, auf ins Gefecht.

Gegründet aus der Folk Rock Band Black Sheep und den Melodic Deathern von Paimon setzen Nachtgeschrei auf richtig fetzigen und mitreißenden Mittelalter-Metal, der sich zwar klar im Kielwasser der besagten Potsdamer Band positioniert, dennoch zu keiner Zeit eine gehörige Portion Eigenständigkeit vermissen lässt und gerade bei den sehr lyrischen und leicht hörbaren Texten zu punkten weiß. Wenn man sich während eines ruhigen Moments „Fernweh“ anhört und die Augen schließt, kann man die von Frontmann Hotti Franz besungene Sehnsucht nach der Ferne förmlich spüren. Das das Sextett allerdings mit einem etwas an Eluveitie angelegten Instrumental beginnt, halte ich für ziemlich gewagt. Dennoch, Songs wie „Niob“ oder „Der Totmacher“, die beide mit einem klasse Riffing aufwarten, das balladeske „Wahrheit“ oder „Herz aus Stein“ sind allesamt klasse Songs, denen man unbedingt einmal (oder einmal mehr) ein oder zwei Ohren leihen sollte.

Für Fans der oben erwähnten STS ist Nachtgeschrei Pflicht, aber auch jeder andere sollte „Am Rande der Welt“ für sich einmal ausprobieren und sich eventuell angenehm überraschen lassen. Ich bin fasziniert von den Klängen dieser band, die bisher sträflich an mir vorbeigerauscht sind. Das wird sich zukünftig ändern…