14. Juni 2025


           
Review

 

 
     
 
Marillion - Marbles
 

Interpret: Marillion
Albumtitel: Marbles
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Progressiv-Rock
Tracklist:
01. The invisible man
02. Marbles I
03. You're gone
04. Angelina
05. Marbles II
06. Don't hurt yourself
07. Fantastic place
08. Marbles III
09. Drilling holes
10. Marbles IV
11. Neverland
12. You're gone (Single Mix) (Bonus Track)

Homepage:
www.marillion.com


Die englische Prog-Rock-Institution Marillion nimmt in der heutigen Musikszene eine absolute Sonderstellung ein. Ohne sich jemals auch nur einen Cent um die jeweiligen musikalischen Trends geschert zu haben, ist es ihnen in ihrer nunmehr fast 20 jährigen Karriere gelungen kein einziges schwaches Album unters Volk zu bringen, mit jedem neuen Output neue Akzente zu setzen und immer wieder mit Experimenten und innovativen Ideen zu überraschen. Das mag für den Konsumenten nicht einfach sein, erfordern sie doch, vor allen Dingen was die jüngeren Releases anbelangt, eine gewisse Einarbeitungszeit um die meist komplizierten und mit Breaks durchsetzten Songstrukturen zu durchschauen. Nimmt man sich allerdings diese Zeit und Muse, so wurde man mit einem musikalischen Feuerwerk der ganz besonderen Art belohnt, deren Niveau in diesem Genre höchstens noch von den Kanadiern Rush oder Porcupine Tree erreicht wird. So auch beim aktuellen Longplayer " Marbles ". Das man sich den gängigen Regeln des Marktes partout nicht anpassen will unterstreichen die Jungs auch mit der Entscheidung, dass man das mal eben knapp 15 minütige,ziemlich sperrige und vom Aufbau her an Basser Pete Trewavas Sideproject Transatlantic angelehnte, " The Invincible Man " gleich als Opener präsentiert und dem Hörer sofort die vollste Konzentration abverlangt. Mit zahlreichen Breaks und Tempowechseln durchsetzt, beweist man einmal mehr, dass hier absolute Vollprofis am Werk sind, die ihre Instrumente im Schlaf beherrschen und immer in der Lage sind, durch Interessante Zwischenspiele die Songs abwechslungsreich zu gestalten. Überraschend ist die Tatsache ( die sich im übrigen, bis auf wenige Ausnahmen, über das gesamte Album erstreckt ) , dass der bisher so typische Gitarrensound von Steve Rothery fast vollkommen durch eine eigenwillige Mischung der verschiedensten Einflüsse ersetzt wurde. Bei " The Invisible Man " orientiert er sich beispielsweise stark an Pink Floyd Glanztaten der " Wish you were here "-Kategorie, während die effektiv eingesetzten Keyboardsounds in diesem kleinen Epos auch auf einem x-beliebigen Yes Album aus den 70ern ihren verdienten Platz gefunden hätten. Über allem thront der, wie immer, zwischen tiefer Verzweiflung und übersprühender Lebensfreude alle Gehfühlsbereiche abdeckende Gesang von Steve Hogarth, der hier meiner Meinung nach seine beste Gesangsleistung seit dem legendären Konzeptalbum " Brave " abliefert. Das man sich über die Jahre auch moderneren Spielarten geöffnet hat und diese erfolgreich in den typischen Bandsound zu integrieren in der Lage ist ,beweist die aktuelle Single " You`re Gone ", die mit einigen Loops und einer fast schon poppigen Gesangslinie kommerziellen Charakter beweist und völlig zurecht in die Top 20 der englischen Singlecharts eingestiegen ist. " Don`t Hurt Yourself " , unterlegt mit akkustischen Gitarren und gleichfalls sehr eingängig, hätte auch aus dem 97er Album " This Strange Engine " stammen können. Aufgrund seiner relaxten und smoothen Art könnte man gar von einem Sommerhit sprechen. Dem hingegen stehen das, an die psychadelische Phase der Beatles erinnernde und vom Gesang her stark an Peter Gabriel und frühe Genesis (Stichwort: " Selling England by a Pound". Also genau die Ära, in der man sich die Band noch guten Gewissens anhören konnte ) angelehnte " Drilling Holes " , welches seine teils verwirrende Struktur mit einem unschlagbaren Refrain kompensiert, auf den auch John Lennon Stolz gewesen wäre. Mit " Fantastic Place " präsentiert man auch wieder seine Vorliebe für balladeske Songs, die aber nie Gefahr laufen ins kitschige abzudriften und, vor allen Dingen mit dem doch sehr variablen Drumming , den wieder an die goldenen 70er erinnernden Keyboardflächen und einem an Mark Knopfler ( Dire Straits )erinnernden Gitarrensound zum relaxen geradezu prädestiniert sind. Als absoluter Höhepunk entpuppt sich dann der, gleichfalls locker die 10 Minuten Grenze sprengende, Rausschmeißer " Neverland ", in der die Band nochmals alle ihre Stärken bündelt. Charismatischer Gesang, ein sich langsam steigender Songaufbau und auch der bereits erwähnte, sphärische und nur von Rothery in Perfektion dargebotene Gitarrensound baut sich zu einem Monument zusammen, welches man in dieser Intensität seit den seeligen " Seasons End " Zeiten nicht mehr zu Gehör bekommen hat. Das man die rockige Grundausrichtung nie aus den Augen verliert, beweist der dramatische Schluß, indem sich Gitarren und Keyboard ein beeindruckendes Duell liefern. Auch wenn sich mit "Angelina ", daß mit seiner fast schon an eine Mischung aus Jazz und Barmusik erinnernden Relaxtheit dann doch ein wenig deplaziert wirkt, auch ein Totalausfall verzeichnet werden muß, ist zwar ärgerlich, aber wegen der gebotenen Qualität zu verschmerzen. Fazit: Eingebettet in eine transparente Produktion ( einmal mehr verantwortlich: Dave Meegan ) ist es Marillion auch mit " Marbles " wieder gelungen, neue Akzente im Bereich desprogressiven Rock zu setzen und ihrer nahezu unerschöpflichen, von Klassikern der Marke "Script for a Jesters Tear "( noch mit Hogarth Vorgänger Fish am Mikro ) , " Seasons End " oder " Brave" geprägten Discographie, ein weiteres Highlight hinzuzufügen. Nicht umsonst nennen Heerscharen an neuen Bands Hogarth + Co. als einen ihrer Haupteinflüsse. Versucht mal Bands zu finden, die mit jeder Veröffentlichung neue Wege zu beschreiten in der Lage sind, deren Alben keinem vorherigen vergleichbar ist ( versucht mal den 84er Prog-Batzen " Fugazi " mit dem elektroniklastigen "Marbles"-Vorgänger " Anoraknophobia " zu vergleichen. Unmöglich, und doch deutlich als Marillion identifizierbar ) dabei nie ihre Wurzeln aus den Augen verlieren, sich immer wieder neu erfinden und gleichfalls frisch und unverbraucht klingen. Ihr werdet automatisch bei Marillion landen. Ein weiterer Meilenstein und ganz klar volle Punktzahl Frank

Bewertung:


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