20. April 2024


           
Party.San Open Air 2014

 

 

 
         
 

Bericht

Am: 07.08. - 09.08.2014
Anlass: Party.San Open Air in Schlotheim (Thüringen)
Autoren:
Chris [ct], Langhammer [tl], Tino [ts] & Torsti [tr]
Die Fotos schossen: Chris, Tino & Torsti

Samstag, 09.08.2014

Den Anfang am letzten Tag machen die deutschen Black/Thrasher von Nocturnal. Für viele Metaller eine brutale Zeit- Zwölf Uhr Mittags und so dauert es etwas, bis der Platz gefüllt ist. Das bewölkt und leicht feuchte Wetter tut sein übriges. Der Rheinland-Pfälzische Vierer lässt sich aber nicht davon abhalten, das Gaspedal bis zum Bodenblech durchzutreten und locken etliche schläfrige Banger aus ihren Zelten. Nocturnal sind dieses Jahr gerade live sehr präsent und dementsprechend mittlerweile sehr routiniert auf der Bühne. Das aktuelle Werk Storming Evil weiß auch wieder, gerade mit der Übernummer „Rising Demons“, die Höhrerschaft zu überzeugen, gute Vorraussetzungen für eine Kriegszug, den sie auch erfolgreich an diesem Tag absolvieren.

Die Schweiz hat mehr als Berge, Schokolade und Bankdepots für Leute, die zuviel Geld haben, zu bieten. Gutes Beispiel hierfür ist die nächste Band. Vor knapp Zehn Jahren machte eine Gruppe namens Mumakil mit ihrem Demo lautstark auf sich aufmerksam. Seit dem haben sie sich eine feste Fanbase im Underground erspielt. Zu Recht, wie der Autritt der Eidgenossen zeigt. Ihr pfeilschneller Grindcore im besten Napalm Death Style punktet beim Publikum total und lässt es vor der Bühne so richtig rund gehen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Circlepit-Alarm und die Haare fliegen. Sehr geil und genau das richtige um wach zu werden.

Bei der nächsten Band muss ich im Vorwege erst einmal Abbitte leisten. Menschliche Gelüste, wie Hunger und Durst haben mich auf den Campingplatz zurück geführt und so verpasse ich leider die Schweden Ereb Altor. Tja, das passiert, wenn man nicht auf seine Freunde hört. Den viele machen sich auf den Weg vor die Bühne. Da ich die Band bis dato nur vom Namen kannte, dachte ich, ich verpasse schon nichts. Weit gefehlt, denn was ich dann irgendwann von der Bühne höre, halte ich Anfangs für zu lang geratene Pausenmusik. Aber falsch, es sind nicht Bathory, die hier vom Band kommen, sondern Ereb Altor, die musikalisch in die Fußstapfen dieser großen Band treten- und das mit einer Power, an der wohl Quorthon seine helle Freude hätte. Wenn mich meine Ohren nicht betrügen, gibt es zum Abschluss dann noch “Blood, Fire, Death“ der Schwedischen Kultcombo. Schade, aber nächstes Mal bin ich schlauer und begnüge mich erstmal mit den vier bislang veröffentlichten Alben.

Zumindest satt geht es wieder zurück aufs Gelände, um die deutschen Kult Thrasher Protector zu bestaunen. Lange Jahre habe ich darauf gewartet, diese Band mal live zu sehen und dieses Jahr darf ich Martin Missy und seine Mannen gleich zweimal feiert. Wie bereits auf dem Muskelrock gibt es einen hörenswerten Querschnitt aus fast Achtundzwanzig Jahren Bandgeschichte. „Shredding the skin“, „Golem“, „Apocalyptic Revelations“, „Holy Inquisition“, „Kain and Abel“ und das legendäre „Space Cake“ überzeugen von der ersten Sekunde an. Dazu den, seit Jahren in Schweden lebenden, sympathischen Fronter Martin, mit coolen Ansagen wie: „Sorry, jetzt spielen wir einen neuen Song...“- so kann man nur gewinnen. Protector sind wieder eine Macht und hinterlassen viele breitgrinsende Metalheads. Thrash ´til death!

Imperium Dekadenz auf dem Party.San Open Air 2014
Imperium Dekadenz

Den nächsten Slot an diesem Tag füllen die Schwarzwälder Imperium Dekadenz. Musikalisch im Black Metal verwurzelt, huldigt man textlich den alten skandinavischen Werten. Sänger Horaz hat eine sehr heroische Ausstrahlung und Bühnenpräsenz. Zusammen mit Gittarist Vespanian die Köpfe hinter Imperium Dekadenz. Live holt man sich Verstärkung von Vargsheim, um die restlichen Posten zu besetzen. Auf der Bühne agieren die fünf wie eine Einheit und man hat nie das Gefühl, es stehen Sessionmusiker auf der Bühne. Viking Black Metal aus deutschen Landen, qualitativ hochwertig und spielerisch wirklich gut, auch wenn ich mit der Musik nicht wirklich viel anfangen kann. Denoch ein guter Auftritt und die Fans sind begeistert und das ist ja das entscheidende. [ts]

Kampfar feiern auf dem Party San ihr bereits 20 jähriges Bestehen. Respekt, aber das wird nur kurz am Rande erwähnt. Der abwechslungsreiche Stil aus schnellem und majestätischem Black Metal, sowie auch Pagan Anleihen kann schnell begeistern. Zudem ist auch Sänger Dolk ein wirklich fähiger Frontmann und weiß wie damals Ex-Marduks Legion oder Primordials Alan Averill mit schauspielerischer Theatralik das Volk so richtig anzuheizen....was bei der momentanen Gluthitze eigentlich nicht mal vonnöten wäre.

Malevolent Creation haben immer ein wenig das Pech im Schatten der großen Ami-Death-Kollegen von Cannibal Corpse, Dying Fetus, Immolation und dergleichen zu stehen, obwohl sie bereits seit 1991 in der Ursuppe des Death Metal mitgewirkt haben. Ihre Berechtigung zu den ganz Großen zu gehören ist also durchaus gegeben. Aber auch heute spielen sie nur am Nachmittag und irgendwie ist es noch viel zu hell. Aber was solls? Der Florida Fünfer um Grunzlegende Brett Hoffman gibt wie gewohnt alles und prügelt sich vom 91`erschienenen „The ten commandments“ bis zum 2010er „Invidious dominion“ quer durch die Bandhistorie und endet, wer hätte es anders erwartet, mit der namensgebenden Bandhymne. Ich hätte mir eine bessere Position im Billing für die Jungs gewünscht. Allerdings möchte ich nach dem grandiosen Death Metal Overkill am Vorabend auch nicht undankbar sein.

In Aura Noir habe ich nur kurz hinein geschaut, da mir Hitze, Durst und ein wenig Schädel zu schaffen machte. Allerdings ist das Gute am Party San, dass die Akustik bis zum Zelt bleibt und so habe ich sie mir bei einem kühlen 5.0 vom bequemen Klappstuhl aus angehört. Ich muss zugeben, dass ich die Band zuvor nicht kannte und auch jetzt, so gebe ich ebenfalls zu, juckt es mich nicht besonders. Aura Noir aus Norwegen haben sich einem schwarz eingefärbten Thrash Metal verschrieben und klingen wie damals Venom, wenn man deren Kassetten bei gedrückter Schneller- Vorlauf-Taste hörte. Früher hätte man es wohl „Speed Metal“ genannt. Leider nutzt sich der ewige Full-Speed-Uffta-uffta-Beat viel zu schnell ab und so kommt nach gefühlt dem dritten Song nichts Neues mehr.

Aura Noir auf dem Party.San Open Air 2014
Aura Noir

Grand Magus passen ja mal so gar nicht zum Party San. ...sollte man meinen. Oder doch? Die Party San Veranstalter haben ja in Vergangenheit öfter mal ein oder zwei Exoten ins Boot geholt und bisher schien die Rechnung zugunsten der Abwechslung stets aufzugehen. Grand Magus ist eine Stoner Doom Band aus Stockholm und den meisten hier längst bekannt. Nach Solstafir sind sie nun der Samstag-Vertreter der Außergewöhnlichen. Und auch diesmal geht die Rechnung auf. Der mächtig schwere Hardrock des Dreiers um Sänger „JB Christoffersson“ macht einfach Laune auf Feiern und gibt einem ein bisschen Luft auf die klanglichen Gewalten, welche da am Abend noch auf uns warten. [ct]

Was für ein Stilbruch! Nach den Schweden Grand Magus kommt die britische Grind-Institution Napalm Death aus Birmingham/England auf die Bühne! Barney und seine Mannen habe ich inzwischen gefühlte 100 mal gesehen, zuletzt erst auf dem Protzen Open Air vor zwei Monaten und irgendwie sprang der Funke nicht über. Vielleicht einfach schon zu oft gesehen. Es gibt natürlich neueren Stoff wie „Everyday Pox“ oder „The Wolf i Feed“ und natürlich meine Lieblingsklassiker „Unchallenged Hate“, „Suffer the Children“ oder „Mass Appeal Madness“! Yeah, ich mag die älteren Stücke sehr. Napalm Death präsentierten sich wieder als absolute Einheit. Gitarrist Mitch Harris (mit neuem Kurzhaarschnitt) bearbeitete gewohnt seinen Sechssaiter und schrie mehrmals spitze Schreie aus. Bassist Shane Embury ist eh ein Urvieh vor dem Herren und schrammelte die Songs runter und Drummer Danny Herrera trommelt wie ein Uhrwerk. Der Auftritt war für mich okay, nicht mehr und nicht weniger! Und somit weiter im Text.

Die Schweden Katatonia sollten dann eine schaurige Stimmung und ruhigere Klänge verbreiten. Ich bin ein grosser Fan der ersten beiden Werke, der neuere Stoff ist für mich etwas schwerer zugänglich. Allerdings freute ich mich auf den Auftritt der Band. Vor der Bühne war es voller als anfangs gedacht, eine kleine musikalische Abwechslung zu dem Gebolze kann ja auch nicht wirklich schaden. Und Katatonia setzten in der Tat auf Atmosphäre und Charisma. Bei „Soil’s Song“ oder „My Twin“ kam besonders das weibliche Publikum ins Schwärmen. Der verträumte Gesang von Jonas Renkse tat sein Übriges. Besonders die coole Lightshow unterstütze die Musik immens. Dann kam das, was ich vor dem Party San gehofft habe! Mit „Without God“ gab es einen Song vom ersten Album Dance of December Souls! Das war grosse Kunst, total geil. Und auch das abschliessende Murder traf den härteren Ton. Ich fand den Auftritt der Schweden cool und besser, als ich es erwartet hätte.

Katatonia auf dem Party.San Open Air 2014
Katatonia

Mit den Amis von Obituary gab es dann das totale Groovemassaker! Oldschool as fuck! Die Band war schon 14 Uhr in Schlotheim angekommen und sie mussten gute 8 Stunden auf ihren Auftritt warten. Und umso heisser präsentierte sich die Band auf der Bühne. 50 Minuten hatte das Quintett nun Zeit, sich den Frust rauszubangen! Gute 5 Minuten frästen sich die Gitarren und die bollernden Drums in Form eines Intros in den Kopf, bevor dann Frontröhre John Tardy die Bühne betrat. Meine Fresse, was war das für ein fetter Beginn. Mit „Infected“, „Chopped in Half“, „Turned Inside Out“ gab es dann massig Stoff von der Cause of Death Scheibe! Juchu, ich war wieder 20!! Obituary wirkten unglaublich frisch und präsentierten auch einen neuen Song vom kommenden Album Inked in Blood. Das obligatorische Slowly We Rot beendete einer der besten Gigs des Festivals.

Kreator beehrten nach 2007 das Party San Festival zum zweiten Mal. Der Bühnenaufbau sah schon mal Hammer aus! Sehr imposant das Ganze! Und nach dem Intro „Mars Mantra“ gab es dann auch mit „Phantom Antichrist“ den ersten musikalischen Faustschlag. Mille und Band waren cool drauf. Sie hatten echt Bock, den anwesenden Fans zum Abschluss des Festivals nochmal richtig in den Arsch zu treten. Mit „Flood into Fire“ gab es die Kreator-Hymne schlechthin, bis dann mit „Warcurse“ wieder das Tempo angezogen wurde. Für die Fans der ersten Stunde gab es dann „Endless Pain“, „Pleasure to Kill“ und „Riot of Violence“, welches von Drummer Ventor an den Vocals intoniert wurde. Immer wieder gab es Flammen am Bühnenrand und der fette Sound machte den Gig zu einem ganz grossen Kino! Mit „Enemy of God“ und „Phobia“ gab es dann zwei meiner absoluten Lieblingssongs von Kreator.Halleluja! 80 Minuten brannten Kreator ein wahres Feuerwerk ab, bevor mit „Flag of Hate“ und „Tormentor“ das 20.Party San Festival beendet wurde! Punktsieg! [tl]

Kreator auf dem Party.San Open Air 2014
Kreator

Persönlich +/- von Christian Treude:

+

  • Party San Ordner wie immer freundlich und hilfsbereit.

  • Getränkepreise des Party San absolut OK

  • Große Auswahl an Speißen

  • Gelände wie immer Top. Schnelle Wege, viele interessante Stände.

-

  • großes Minus diesmal an Brutz & Brakel: So besoffen wie diesmal waren die Typen hinter der Theke noch nie. Bedienung am späten Abend eher ein Glücksspiel und die Getränke schmeckten einfach nicht mehr. Muss man solche Leute noch einladen?

  • Livesound im Zelt größtenteils grottig.

  • Bei den Headlinern zu viele Fotografen im Graben. Wieso wird hier nicht geteilt?

  • Cuba Libre war zu sehr gestreckt ;)

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