19. April 2024


           
With Full Force 2016

 

 

 
         
 

Bericht

Am: 01.07. - 03.07.2016
Anlass: With Full Force auf dem Flugplatz Roitzschjora
Autoren: Ron [rb] & Torsti
[tr]

Sonntag 03.07.2016

Der Blick auf das sonntägige Line-Up verrät alles und nichts. Alte Helden (The Real McKenzies sowie Bad Religion) gegen neue (Trivium sowie Five Finger Death Punch). Das wird spannend! Wer kann noch mithalten, wessen Eindruck hat getäuscht oder rechtfertigen sie allesamt Status pp.?

Zunächst allerdings erst einmal Mrs. Piggy-Feeling von Gutalax. Es gibt schweinisches Kurzweiliges zum Frühstück, man kann sagen mit einem Mix aus Grind und Core den idealen Soundtrack für jeden Slam-Dancing-Contest. Nicht nur die Frontsau-Darbietung, das Gesamtwerk hat Daseinsberechtigung.

Danach bitten The Real McKenzies zum Tanz und wer kann da "NEIN!" sagen?!! Unter kanadischer Flagge (oder sollten wir besser die schottische anführen…) aufspielend, passt ihr Oldschool-Gute-Laune-Sound inklusive Dudelsack aber so was von ins Bild. Die Iren wissen nämlich auch am dritten Festivaltag noch einen gewisse Lockerheit reinzubringen und verdienen sich dafür den Bonuspunkt des Festivals. [rb]

Mit Legion of the Damned ist es mittlerweile wie mit einem guten Film, man sieht in zwar gern, aber auf Dauer bietet er doch nichts neues. Gewiss haben die Niederländer Qualität und bringen etliche Haarprachten zum Wirbeln, aber nach all den Jahren hat sich das musikalische doch irgendwie tot gelaufen, einem Album wie Sons of the Jackal hechelt das Quartett bisweilen erfolglos hinterher, was sich auch in der Positionierung in der Running Order widerspiegelt, da sind sie über die Jahre auch nicht voran gekommen. Der Auftritt ist wie immer solide, das ist mir aber bei der Band irgendwie ein bisschen zu wenig. [tr]

Ein hieraufhin kleiner Abstecher zur Metal Hammer Stage und zwar zu den Jungs von Cry My Name aus Schleswig-Holstein endet mit der unschönen Feststellung, dass sie sprichwörtlich keinen guten Tag erwischt haben. Echte Momente, in denen ihr Funke auf das Publikum überspringt, sind wenn überhaupt an einer Hand abzuzählen. Ein leider arg stimmungsarmer Auftritt. Jammerschade.

August Burns Red sind danach bestrebt XXL, genau gesagt leider nicht als die ersten im Metalcore-Lager ZU bestrebt. Melodien, Gesang, Gebrüll, Blastbeats, Breakdowns, Soli… Wehe in einem ihrer Songs fehlt auch nur irgendwas davon. Womöglich nicht die beste Songauswahl getroffen, aber weniger (Baukastensongwriting) und mehr Eigenständigkeit sollte nicht zu viel verlangt sein.

Der Hardbowl-Gewinner des Tages macht es danach sogar vor, wie es imponieren kann, wenn man seine musikalische Basis gefunden hat. Death in vorrangig neuer, core-lastigen Spielart ist keineswegs neu, aber Thy Art is Murder haben da ihre Nische gefunden und eingenommen. Drummer Lee Stanton ackert wie ein Uhrwerk und füllt mich seinen Mitstreitern in nur wenigen Sekunden alle Reihen. Das ihr australischer Neu-Fronter dann auch noch ohne Allüren wie eine Schuljunge erfreut erzählt, mit dem Trip zum WFF erstmals eine derart weite Reise gemacht zu haben, lässt weit blicken. Spielfreude ohne Hintergedanken, garniert mit harten Schale und weichem Kern. Spätestens jetzt Ballernachtanwärter Nr. 1 und auf Tour Pflichttermin für alle Hartgesonnenen unter uns.

Bad Religin auf dem With Full Force 2016
Bad Religion

Pures Kontrastprogramm bitte? Kein Problem! Bad Religion (optisch wie Oberstudienräte daherkommend) haben echt den Weg ins beschauliche Roitzschjora gefunden und schicken ihren ja seit jeher radiotauglichen Punkrock in den Ring. Abgesehen von ihren Die-Hard-Anhängern scheinen die Zuschauer allerdings hauptsächlich aufgrund ihres exorbitanten Status im Billing und aufgrund ihrer großartigen Welthits "21st Century Boy" und "Punk Rock Song" gekommen zu sein. Es zeigt sich einfach, dass eben diese besonders abgefeiert, andere eher artig beklatscht werden. Was sich Petrus dabei gedacht hat, zur Spielzeit der Amis den ersten richtig bösen Regenguss auszupacken, wird sicher auf ewig sein Geheimnis bleiben. Das Publikum meisterte den krassen Wetterumschwung glücklicherweise beachtenswert gut, kaum jemand wich von der Seite. Die Altmeister sind da, also wenn schon, denn schon.

Und irgendwie passiert auf einem Festival doch immer noch etwas vollkommen Unerwartetes. Dieses Mal gibt es den ZOOM-Effekt bei den Megasellern Trivium, die ihre Klangfarben ja sicher nicht nur aus Liebhaberei dahingehend moduliert haben, dass seit kurzem nur noch Cleangesang geboten wird. Weit gefehlt. Aus einem "Na dann, hoffentlich…" wird binnen weniger Minuten ein "Grandioser geht's kaum!". Live dreistimmig nahe der Perfektion, dazu 1A-Bombast-Sound als Untermalung… Das hat seit Jahren auf dem WFF noch niemand derart hingelegt. Slipknot seinerzeit vielleicht, aber das ist gefühlt ewig her… Mit einem Gruß Richtung Opeth singen Matthew Heafy und Mannen regelrecht Hymnengleiches und bieten eine Meisterleistung in Sachen Sound (Was für ein Brett?!!). So erklärt es sich von selbst, dass man mit diesem Auftritt Festivalgeschichte schreibt. Wehe, wenn es davon die Tage keine Live-DVD geben sollte… Einziges Manko: Die aufgesetzten, Zirkusmanege-mäßigen Ansagen. Braucht niemand und hat die ansonsten extrem gute Show auch überhaupt nicht nötig!

Five Finger Death Punch auf dem With Full Force 2016
Five Finger Death Punch

Danach ein Klassiker… Der Headliner verspätet sich… Wäre ja auch uncool, wenn nicht… Dafür legt er optisch perfekt inszeniert los. LED-Gitarren und fliegende Bärte passen perfekt zum modernen Sound sowie den Midtempo-Nummern der US-Boys. Schnell ist jedoch festzustellen, dass sie ihrer "Vorband" nicht das Wasser reichen können. Die dafür notwendige Vielseitigkeit in Sachen Tempo und Finesse einzufordern, wäre aber auch ungerecht, zählt eben dies ja nicht zu den bandeigenen Stärken. Womöglich wäre der Five Finger Death Punch niedersteckender gewesen, wäre er einem zu einem früheren Tageszeitpunkt entgegengeflogen, aber gut… Klagen auf hohem Niveau werden hiermit eingestellt. Professioneller Mainstage-Abschluss, aber kein Ausrufezeichen an dieser Stelle. [rb]

Fazit

Das Full Force ist nach wie vor ein tolles Festival mit einer beeindruckenden Organisiation. Der Wandel im Line up vollzieht sich jedoch jedes Jahr mehr und so fällt mir auf, das nur wenig reizvolle Bands im Line up auftauchen und in Gestalt von Five Finger Death Punch auch noch auf Spiel-Slots die eine gewisse Präsenz erfordern. Die Metal Hammer Stage ist eine willkommene Bühne für Newcomer die Möglichkeiten bekommen sich neues Publikum zu erspielen. Die Position am Eingang lockt sicher etliche, interessierte an, die im vorbeigehen einen positiven Eindruck gewinnen, besser als wenn so etwas in der letzten Ecke des Geländes angesiedelt ist.
Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, vielleicht gibt es ja nächstes Jahr wieder etwas mehr vom traditionellen Metal oder eine reizvollere Knüppelnacht.

An dieser Stelle fühlen sich abschließend alle Bekanntschaften gegrüßt deren Namen in der Flut an neuen Gesichtern und Eindrücken nicht in gebührender Ausführlichkeit hier Erwähnung finden würden. Daher sind alle im selben Pott. Hat Spaß gemacht mit euch! Auf ein Wiedersehen. [tr]

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