19. April 2024


           
Metal Fest 2010

 

 

 
         
 

Bericht

Am: 13.05. - 15.05.2010
Anlass: Legacy Fest auf dem Flugplatz in Dessau (Sachsen-Anhalt)
Autoren:
Langhammer [tl], Olaf [od] & Torsti [tr]

Samstag, 15.05.2010

Der Tag begann mit einem kurzen Sonnenstrahl, der für einen kurzen Moment so etwas wie Hoffnung entstehen lies. Doch was wettertechnisch folgte war die reine Misere, regen, regen und mit 8° die geringste Tagestoptemperatur.
Unbeachtet davon ging es auf der Hauptbühne mit Mindreaper los, die leider einem ausgedehnten Aufenthalt am warmen Grill zum Opfer vielen, jedoch konnte ich vom Camp aus hören das die Schwaben im Death/Thrash- Bereich zuhause sind. Die cleanen Vocals von Victorious lassen es erahnen, es gibt doch traditionell orientierte Nachwuchsbands. Ihre Metal Variation lässt für Anhänger des Genre nur wenig Wünsche offen.

Wer den Namen Ritual Killing im Programmheft las wird gewusst haben was ihn erwartet. Bei einem solchen Bandnamen muss das Ergebnis zwangsläufig im Death Metal enden. So ist es auch, die Darbietung ist gut und Soundtechnisch ist alles wie man es sich von den Protagonisten erwarten kann. Roh und episch schlagen sich Imperium Dekadenz durch Wälder und Friedhöfe. Die Black Metaller bieten einen hohen Standart. [tr]

Die Wurzeln von Return to End sind ganz klar in Schweden zu suchen, melodisch, keifend und grunzend bietet Septett eine solide Vorstellung. Fans des Göteborg Sounds sind für den Moment vor der Hangar Stage sehr gut aufgehoben. Pestilator huldigen mit Ihrer Musik die alten Thrash Helden. Die Knaben klingen so old School wie heute einige Genrevorreiter selber nicht mehr. Da braut sich was Ordentliches zusammen.

Bei mir war die Stimmung trotz vieler guter Bandleistungen mittlerweile auf einem Absoluten Tiefpunkt. Das am dritten Festival Tag auch noch zu der Kälte der Regen Einzug hielt war absolut unnötig. Das Wetter zermürbte einen und so war bereits am Nachmittag Sack und Pack im Auto verstaut worden. Nach diversen Heißgetränken sehnte ich mich nach wärme, selbst Powerwolf konnten mich nicht mehr ermutigen noch zu bleiben und soll rollte mein KFZ langsam von dannen. Als Hohn und Spott empfand ich den nächsten Tag der in Hamburg mit strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen von Morgens früh bis Abends spät aufwartete. [tr]

Und auch heute darf die Quoten-Mittelalter-Band natürlich nicht fehlen, so sind “Die Hässlichen Kinder” Schelmish die nächsten auf dem Plan. Schnell ist jedoch klar, dass sie an den Erfolg von Saltio Mortis und Corvus Corax nicht einmal ansatzweise anknüpfen können. Also weiter gehts.

So ging's grad!
Endlich ein warmes Plätzchen!

Als nächstes entern die neu formierten Polen Decapitated die Mainstage.Von vielen Festival-Besuchern wird diese Reunion bereits freudig erwartet, somit zählt der Raum vor der Bühne ein ansehnliche Zahl von Zuschauern.Auch der Regen hat zwischenzeitlich aufgehört und als Decapitated mit “Day 69” vom letzten Album “Organic Hallucinosis” die erste Death Metal-Granate in die Menge feuern, findet diese sofort ihr Ziel und die Stimmung erreicht schnell ein hohes Level, viele Köpfe kreisen und das erste Moshpit lässt auch nicht lange auf sich warten. Für mich persönlich dennoch eine kleine Enttäuschung!

Mit Death Angel ein weiteres Festival-Highlight bevor, denn die Bay Area-Thrasher treffen voll und ganz den Nerv der wenig anwesenden Fans.Warum das Interesse des Metalfest-Publikums, das sich nur in überschaubarer Zahl vor der Bühne sammelt, an dieser Band eher gering zu sein scheint, ist mir zwar ein absolutes Rätsel. Ich schiebe es auf das schlechte Wetter. Fronter Mark Osegueda heizt die Menge unablässig, die ihm von Beginn an aus der Hand frisst und die Band so ausgelassen abfeiert, dass die geringe Anzahl der Zuschauer kaum auffällt.

Persönlich kann ich mit den nun anstehenden Alestorm, die bereits im vergangenen Jahr auf dem Legacy Fest aufspielten und mächtig abräumten, nur Gutes anfangen. Damit stehe ich heute aber offensichtlich nicht so allein allein, denn so prall gefüllt habe ich den Platz vor der Mainstage am Wochenende nur sehr selten gesehen. Und als die Schotten schließlich die Bühne entern, gibt es kein Halten mehr. Die Stimmung kocht bereits nach wenigen Takten des ersten Songs, Hörner und Humpen werden in Richtung Bühne gereckt, jede Zeile des Textes wie aus einem Munde mitgegrölt und wo zu Beginn noch unzählige Gesichter zu sehen waren, sieht man jetzt nur noch ein Meer fliegender Haare. Tracks wie “Captain Morgan's Revenge”, “Keelhauled” und “Heavy Metal Pirates” treffen durchweg ihr Ziel, sodass die folgenden 45 Minuten wie im Fluge vergehen und die Piraten am Ende der Show kaum von der Bühne gelassen werden. [tl]

Meine Frühschicht im Hangar fiel flach, da ich mir stattdessen unter mehreren Lagen Pullovers und Jacken meinen klimabedingten Schüttelfrost mit Glühwein zu killen versuchte, was aber leider nicht von Erfolg gekrönt war. Wenigstens hatte ich nach meiner Weinbrand Attacke vom Vortag relativ schnell wieder einen klaren Kopf, was in meinem fortgeschrittenen Alter ja nun keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

Weiter geht’s im Hangar mit Manegarm, die kurzfristig die Spielposition mit Skyforger getauscht haben. Schade, dass dieser Tausch sich nicht wirklich rumgesprochen hat, so wurden nach dem Auftritt einige über den verpassten Gig verärgerte Stimmen laut. Die Hangar dennoch gut gefüllt und auch die erschienenen Skyforger-Fans ärgern sich nicht, denn die meisten hätten wohl sowieso beide Gigs angeschaut. Manegarm sind bester Laune und spielen eine routinierte und mitreißende Show, mit der sie das Publikum schnell auf ihre Seite ziehen können, dass die Band während des kompletten Sets abfeiert. Es wird gebangt, mitgegrölt und die Hörner und Humpen werden ein weiteres Mal an diesem Wochenende gezückt. Gewohnt sehr gute, aber nicht herausragende Show.

brrrrrrr

Im Hangar zeigen währenddessen Powerwolf ihr Können und sorgen vor allem für Unterhaltung, so lässt Fronter Attila einen lustigen Spruch nach dem anderen vom Stapel. Die Stimmung ist großartig, das Publikum frisst der Band aus der Hand, insgesamt sehr gute Show, die allerdings ein größeres Publikum verdient hätte. Nur leider nicht meine Baustelle.

Mit Shining werde ich mit Sicherheit nie warm werden. Der atmosphärische Black Metal der Schweden trifft zwar genau meinen Geschmack, aber dieses Gehabe auf der Bühne versaut mir wirklich jede Shining-Show. Zigaretten am Körper ausdrücken mag für manche vielleicht noch einen gewissen Show-Effekt haben. Provokation hin oder her, ich kann diese Band so einfach nicht ernst nehmen. Offensichtlich geht das aber nur mir so, denn der Hangar ist prall gefüllt. Egal...durchhalten bist zur letzten Band.

Die Letten von Skyforger haben die Ehre, das diesjährige Metalfest zu beschließen. Zwar sind die meisten Festival-Besucher bereits abgereist oder haben sich auf den Camping-Platz zurück gezogen, schließlich geht’s morgen wieder nach hause, aber einige Feierwütige und Fans der Band stehen noch. So ist der Hangar ungefähr zur Hälfte gefüllt, als Skyforger ihr Set mit vier Songs ihres aktuellen Albums “Kurbads” beginnen. Auch das ein oder andere müde Gesicht sieht man in den Reihen, doch die meisten wollen es zum Schluss des Festivals nochmal richtig krachen lassen, bangen was das Zeug hält und feiern ausgelassen. Ein sehr würdiges Ende des Festivals. [tl]

Zumindest gegen Abend wurde mir etwas wärmer, was weniger an den Temperaturen, sondern vielmehr an der Anzahl verdammt guter Bands lag, die ich hier noch geboten bekam. Beginnend mit Sepultura, die zwar seit Jahren ihrer Frühform hinterher hecheln, dennoch ab und zu für gute Stimmung sorgen können, was hier heute der Fall war. Jedenfalls um Längen besser, als das grenzdebile Gequietsche von Dreadlock Weltmeister Chris Barnes, der mit seinem Ziegen-Fick-Gekreische sämtliche guten Songs verhunzte, die Six Feet Under jemals auf die Kette gebracht haben. Was ich früher für einen Witz hielt, scheint nunmehr ein fester Bestandteil der Songs zu sein, was die Band für mich immer uninteressanter werden lässt. Behemoth hingegen räumten das Feld von hinten auf, was zum einen am famosen Sound und der exzellenten Songauswahl lag und zum anderen, das Nergal mächtig gut drauf war und scheinbar mächtig Bock hatte. Die honorierten die Zuschauer auch dementsprechend und somit waren die Polen einer der großen Gewinner des Festivals.

Eigentlich freute ich mich jetzt tierisch auf das Allstarprojekt Twilight of the gods mit Primordial Fronter Alan, doch meine jetzt schlimmer werdende Schnodderseuche und meine Eisfüße verhinderten den Genuss von alten Bathory Krachern, was ich allerdings spätestens im herbst bei der Paganfest Tour mit Sicherheit nachholen werde.

Somit fuhren wir durchgefroren nach Hause, dennoch in der absoluten Gewissheit, dass das Metalfest seinen festen Platz in Deutschland Festival Kalender einnehmen wird, denn ein solch hochkarätiges Billing für so einen guten preis gibt es nur einmal. Nächstes Jahr wünsche ich mir nur etwas bessere Thermik. Ich habe danach eine Woche mit Grippe flachgelegen. Schöne Scheiße. Bis 2011!!!

zurück


Disclaimer | Impressum | Datenschutz © by pommesgabel.de 2003 - 2024