17. Juni 2025


           
Rock Harz Open Air 2018

 

 

 
         
 

Bericht

Am: 04.07. - 07.07.2018
Anlass: Rock Harz Open Air in Ballenstedt (Sachsen-Anhalt)
Autor und Fotos:
Torsti [tr]

Freitag, der 06. Juli 2018

Nach einer erholsamen Nacht (so erholsam sie neben einem Discozelt schon sein kann...) sorgt die Sonne gegen 8 Uhr für wohlig warme Temperaturen in der Schlafbehausung, die nur eines bedeuten kann: Flucht nach vorne!

Unsere Nachbarn vom Kulturzerstörungskombinat vegetiert glücklicherweise vor sich hin, so dass sich unser Camp in Puncto Geselligkeit in allen Variationen ausleben kann. Flugs vergeht ein Vormittag, an dem es glücklicherweise nicht mehr so heiß ist, wie an den vorherigen Tagen.

Mein Stratschuss in den Festivaltag erfolgt bei Obscurity, deren erster Auftritt auf dem RockHarz Open Air anliegt. Sichtlich beeindruckt von der großen Anzahl an Leuten vor der Bühne geben die Löwen aus dem bergischen Land von Beginn an alles. In den gerade mal 35 Minuten versammeln sich von Song zu Song mehr Leute vor der Bühne, die mit „Naglfar“ oder „Streitmacht Bergisch Land“ ihre Lektion in Sachen deutscher Pagan Death Metal erhalten.

Obscurity auf dem RockHarz Open Air 2018

Der restliche Nachmittag ist für meinen Geschmack eher durchwachsen, weswegen ich mich dann an den Strohhalm Crematory klammere. Die durchaus streitbaren Death Metaller mit Gothic Schlagseite laufen bei mir schon lange unter dem -One Hit Wonder- Label. Sie sollen jedoch noch mal die Chance haben damit aufzuräumen. Betrachtet man die musikalische Seite, so kann man der dem Sechstett einen sehr guten Live Sound attestieren. „Tick Tack“ vom 2004er Album Revolution donnert mehr als beachtlich aus der PA. Songs neueren Datums haben für mich jedoch mehr Affinität zum Schlager denn zum Metal und wenn man dann noch sieht, dass der original Sänger Felix Stass (Jahrgang 1971) seine Texte teilweise ablesen muss, dann ist es mit dem Respekt vor dem Schaffen dieser Band nicht mehr weit her. Da hilft auch „Tears of time“ am Ende nicht mehr viel, dass einen zwar für Minute zurück in die 90ger versetzt, die Realität ist aber leider nun mal 2018. Das dieser Song dann mit etlichen Solis und zusätzlichen Refrains bis ans Ende der Spielzeit ausgedehnt wird, kann man als Fluch oder Segen bezeichnen, die Zeit hätte durchaus auch noch für einen weiteren Song gereicht, aber vermutlich wollte man sich nicht die Blöße geben, dass vielleicht nur 5 Leute vor der Bühne eine Zugabe gefordert hätten.

Wie das in Sachen Elektro Sounds verbunden mit Metal funktioniert, zeigen im Anschluss die Schweden Amaranthe. Mit insgesammt drei Vocalisten auf der Bühne (eine Dame, zwei Herren) versprüht die Band eine unheimliche Energie die auch beim Publikum sehr gut aufgenommen wird. Gerade das Gesangstrio wirkt sehr gut aufeinander abgestimmt und die Performance lässt kaum Raum zur Kritik. Mit „Maximize“ legen die Sechs schon ein schweres Brett auf, das alle Facetten der Band nahelegt. Mit teilweise sehr ausgeprägten Techno Vibes ist der Sound sicher nicht jedermanns Sache für den optischen Hingucker sorgt in dem Fall aber Frontfrau Elize Ryd, deren Bühnenoutfit zwar Gewöhnungsbedürftig aber nett anzusehen ist. Mit „The nexus“ ist nach 45 Minuten Schluss.

Amaranthe auf dem RockHarz Open Air 2018
Amaranthe

Während Battle Beast Ihre Show abliefern ist es mal wieder Zeit für den grandiosen Veggie Burger. Trotz der reichlichen Auswahl führt mich der Weg immer wieder dort hin und auch in der Variante „Scharf“ ein leckeres Unterfangen.

Elben haben doofe Ohren! Doch nicht nur die, auch Finntroll haben ein paar Trollen ihre Lauscher geklaut um diese auf der Bühne auszuführen. Die Schweden, die mit ihrem schwarz angepinselten Pagan Metal schon immer eine gewisse Eigenständigkeit vorweisen konnten, spielen hier und heute eine gelungene Show, sieht man mal von den Ohren ab. Mit „Ursvamp“, „Nattfödd“, „Trollhammaren“ und „Jaktens tid“ sind für mein empfinden viele alte Sachen im Set. Gelungene Sache! Mehr davon!

Ensiferum sollten als nächstes dran sein, jedoch gab es einen Flugausfall und zur angekündigten Zeit waren die Finnen nicht vor Ort. Ihr Auftritt wurde in die Nach verlegt und eine Bierpause eingefügt, beste Gelegenheit also mal etwas über den Platz zu streifen und mal in genüsslicher Ruhe ein Bier zu trinken.

Eigentlich bin ich kein Fan von diesen ganzen Spaßkapellen, bei Alestorm ist das dann aber doch irgendwie anders. Die dürfen das. Gerade wenn man sieht wie steil das Publikum dabei geht. Gefühlt sind im Publikum mehr gelbe Gummienten unterwegs als Zuschauer, ein herrliches Bild. Die Band hüpft über die Bühne und post, wo es nur geht, was das die Masse noch weiter antreibt. Spätestens wenn man noch Tage danach, wie mir bei mir geschehen, „Fucked with an anchor“ im Ohr hat, dann muss das ganze wohl gut gewesen sein. Neben „Mexico“, „Alestorm“ und dem „The sunk'n Norwegian“ der absolute Hit im Set.

Alestorm auf dem RockHarz Open Air 2018
Alestorm

Irgendwie passen Eisbrecher danach dann auch wieder. Zum einen ist Frontmann Alexx ein großartiger Entertainer, der um eine gute Publikumsansprache nie verlegen ist. Zum anderen passt das Bühnenbild und die Show dazu, wer schafft es sonst noch in einem Jahrhundertsommer Schnee von der Bühne flocken zu lassen, so geschehen bei „Eiszeit“. Tatsächlich war das, was von der Bühne nieselte kalt auf der Haut, welch wohltuende Erfrischung. „Himmel, Arsch und Zwirn“, „1000 Narben“ können das hohe Level konstant halten, mit „Miststück“, einem Song von Alexx Ex-Band Megaherz brechen dann irgendwie alle Dämme und der Autor dieser Zeilen hat endlich Spaß an allem gefunden.

Im Vorfeld wurde der HammerFall Auftritt mit spezieller „Hearts on fire“ Show angepriesen. Nach all den Jahren schließt sich damit auch für mich ein Kreis, waren es doch auch dem RockHarz 2004 (siehe Bericht) unsere Camp Nachbarn, die diesen Song in Dauerschleife rotieren ließen und damit für mich den Song mit dem RockHarz Open Air auf ewige Zeiten verbandelt hat. 14 Jahre später also kommt es tatsächlich dazu, dass ich diesen Song hier Live erleben werde. Doch vorher geht es erst mal durch sämtliche Schaffensperioden der Band, die mit Pyros und diversen Show Elementen nicht geizt. „Any means nessesary“ mag irgendwie abgedroschen klingen, hat aber einen Wiedererkennunungswert par ecxellance Refrain. „Renegade“, „Last man standig“ und „Hammer high“ sind allesamt bockstarke Heavy Metal Nummern, bei denen man nur dankbar sein kann, dass die Göteborger ihrer Überzeugung gefolgt sind und Ihre Musik machen, trotz das zu ihren Anfangstagen niemand davon etwas hören wollte. Der Heavy Metal ist tot! Lang lebe Heavy Metal! Lange rede kurzer Sinn, das besagte „Hearts on Fire“ sollte dann der Abschluss der Show werden und nicht nur auf der Bühne, auch an den FOH Türmen stiegen während des Refrain gewaltige Feuersalven in die Luft, kurzfristig fühlte man sich wie Truthahn im Ofen, aber es war eben nur Harz on Fire!

HammerFall auf dem RockHarz Open Air 2018
HammerFall

Nach einem langen Tag ist es Zeit ins Camp zurückzukehren. Mit Jux und Dollerei hab ich es, wie oben erwähnt, eher weniger und Eisregen haben Ihre Faszination schon seit Vollendung meines 18ten Lebensjahres verloren. DIe abschließenden Ensiferum, die Ihren eigentlich für den Abend geplanten Auftritt nachholten, hätten sicher noch einen Blick verdient, für ist es mir aber wichtiger mit Freunden noch ein, zwei Bier zu trinken und den schönen Tag allmählich ausklingen zu lassen.

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